17. Jan. 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Vögeln und Insekten ein Zuhause bieten

 Karl Josef Strank

Weil oft die geeigneten abgestorbenen und in Verrottung übergehenden alten Bäume in den Wiesen oder im Park fehlen, kommen Spechte schon mal auf die Idee, sich ersatzweise ihre Bruthöhle in die Fassaden gedämmter Häuser zu hämmern. Das erfreut die Hausbesitzer nicht sonderlich, macht aber den Konflikt deutlich: Wenn wir den natürlichen Lebensraum der Tiere immer mehr einschränken, zwingen wir sie dazu, sich nach Alternativen und Ersatz umzusehen, und sie werden dabei oft an recht ungewöhnlichen Stellen fündig. Wanderfalken, die in der Natur nur an hohen und steilen Felsklippen brüten, nehmen in der Stadt auch künstliche Steilklippen, wie sie zum Beispiel der Kölner Dom oder Türme und Stahlgerüste industrieller Bauten aufweisen, als Nistplatz an. Tauben und andere Vögel stehen als Nahrung in dieser Umgebung reichlich zur Verfügung. Mauernischen oder kleine Plattformen reichen für den Nestbau und die Ansiedlung an diesen ungewöhnlichen Orten aus.

Jetzt im Winter kann man mit Nisthilfen Vögeln und Insekten im eigenen Garten oder näherem Umfeld das Brutgeschäft im kommenden Frühjahr erleichtern. Sind bereits Nistkästen vorhanden, sollten diese instand gesetzt und gesäubert werden. Neues Nistmaterial einzutragen und das Nest herzurichten, ist Teil des Brutverhaltens der Vögel, abgesehen davon, dass mit der Entfernung des alten Nestmaterials Parasiten und andere Untermieter entfernt werden. Am häufigsten werden Meisenkästen und Nistkästen für Halbhöhlenbrüter gebaut. Bei Ersteren entscheidet der Durchmesser des Einfluglochs über die künftigen Bewohner. Die kleineren Blau-, Tannen-, Schwanz-, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeisen brauchen 26 bis 27 Millimeter, die Kohlmeise benötigt 32 bis 34 Millimeter. Ab 45 Millimeter passt auch schon ein Star in den Kasten. Halbhöhlen mit breitem Einflugschlitz sind vor allem für Garten- und Hausrotschwanz geeignet.

Aufgrund der Sanierung von Dächern und der Dämmung von Fassaden gehen Nistplätze für den Spatz und für Schwalben und Mauersegler verloren. Spatzen legen ihre Nester gerne unter den Dachziegeln zwischen den Dachsparren an. Nistkästen für Spatzen werden daher unter die Traufe von Dächern gehängt. Auf der Frontseite haben sie zwei ovale, drei mal sechs Zentimeter große Einfluglöcher und innen, direkt hinter der Frontseite, einen kleinen Einbauboden von sechs Zentimetern Höhe, der die Hälfte des Kastens einnimmt. Tontöpfe mit breiten Löchern, auf einem Brett angebracht, werden auch angenommen. Schwalben bauen ihr Nest ebenfalls unter die Traufe von Dächern. Mit Brettern als Nistunterlage erleichtert man ihre Ansiedlung und fängt einen Gutteil ihres Kots auf. Anspruchsvoller sind da die Mauersegler. Sie nutzen kleine Ritzen im Übergang vom Mauerwerk zum Dachstuhl. Zwischen den Sparren legen sie kleine Napfnester an, in denen sie ihre Jungen großziehen. Für den Schutz der Mauersegler sind daher bei der Sanierung von Dächern und Hausfassaden Brutnischen von vornherein mit einzuplanen, die dann außen verkleidet werden. Die Nischen sollten mindestens 15 mal 15 mal 40 Zentimeter aufweisen und der querovale Einflugschlitz 3 mal 6 bis 10 Zentimeter.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit speziellen Nisthilfen Vögeln zu helfen. Den seltenen Arten kann das eine wesentliche Unterstützung sein. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass der Lebensraumverlust und der massive Rückgang der Insekten die Situation insgesamt zuspitzen. Von daher sollten Naturfreunde darüber nachdenken, wie sie insgesamt im eigenen Umfeld allen Lebewesen helfen können. Neben dem Bau eines Insektenhotels hilft es auch sehr, den Garten gerade jetzt im Winter nicht „aufzuräumen“. Laub und andere verrottende Pflanzenreste sind für Mikroorganismen im Boden, Würmer und Insekten wirkliche Überlebensmittel. Einige „wilde“ Ecken im Garten sollten beibehalten, und grundsätzlich sollte auf Pestizide verzichtet werden. Das hilft allen Tieren und letzten Endes auch uns Menschen.

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zuletzt bearbeitet am 2..II..2019