7. März 2019
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Ein wohlriechender Bote des Frühlings
Astrid von Reis
Hat man das Glück und geht an bestimmten, jetzt schon blühenden, immergrünen Sträuchern vorbei, kann man in einem herrlichen, an Maiglöckchen erinnernden Duft schwelgen, und das Auge kann sich kaum sattsehen an dieser lichten Farbe.
Die Rede ist von den Mahonien. Etwa 70 Arten immergrüne Sträucher und kleine Bäume umfasst die Gattung ‚Mahonia’, die in Nord- und Mittelamerika sowie in Ostasien beheimatet sind. Etwa seit dem 18. Jahrhundert sind sie in Europa immer bekannter und bei Gärtnern beliebt geworden. Sie sind nah verwandt mit den Berberitzen ‚Berberis’ und gehörten lange, bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, auch zu dieser Gattung.
Doch nur die Mahonien besitzen unter anderem gefiederte Blätter und sind ohne Dornen, so dass der englisch-amerikanische Botaniker Thomas Nuttall im Jahre 1818 diese Pflanzen innerhalb der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae) in eine eigene Gattung stellte. Den Namen vergab er zu Ehren des in Philadelphia lebenden irischen Gärtners Bernard MacMahon, der ein Samen- und Pflanzengeschäft besaß, in dem sich Botaniker aus aller Welt gerne trafen.
Bei uns am bekanntesten ist Mahonia aquifolium (Pursh) Nutt., die Gewöhnliche Mahonie und einige ihrer Sorten. Die Blätter haben ihr den Artnamen eingebracht, da sie wie der Ilex dunkelgrüne, glänzende, lederartige Blätter besitzt, deren Rand gewellt und mit dornigen Zähnen besetzt ist.
Bis zu 20 Zentimeter können die unpaarigen Fiederblätter lang werden und sorgen im Winter für einen weiteren „Eyecatcher“, da sie sich dann bronzerot färben. An dem bis 1,20 Meter hoch wachsenden Strauch mit flach wachsenden Wurzeln gehen ab Mitte Februar die gelben Blüten mit drei Kelchblattkreisen und einem Kronblattkreis auf. Sie stehen in endständigen, bis etwa acht Zentimeter langen, aufrechten Trauben. Aus ihnen entwickeln sich die Früchte, elipsoide, erbsengroße Beeren, die im Herbst eine blauschwarze Farbe annehmen und leicht bereift sind.
Der englische Gärtner und Gartenschriftsteller John Claudius Loudon (17831843) nannte sie „die vielleicht hübscheste immergrüne winterharte Pflanze, die wir haben“. Sie war begehrt und teuer, kam auch in Deutschland in Mode und wurde in Gärten und Parkanlagen sowie Friedhöfen gerne auch als Unterpflanzung angesetzt. Zu dieser Zeit wurden die immergrünen Zweige der relativ pflegeleichten Pflanze auch zum Binden von Kränzen und Gebinden unter anderem für den Totensonntag genutzt. Heute findet man sie auch ausgewildert, sie gilt dann als Neophyt.
Nicht nur bei den Menschen ist dieser duftende Frühblüher beliebt. Wenn die Fröste nachlassen und die ersten Sonnenstrahlen Insekten wie Hummelköniginnen und Wildbienen aus ihren Winterquartieren locken, kommt die sättigende Nektar- und Pollenquelle gerade recht. Und im Herbst und Winter freuen sich die Vögel über die geschätzten Beeren.
Ähnlich beliebt und auch schon jetzt in Blüte ist die Art Beales Mahonie (Mahonia bealei Carrière). Sie kommt aus China, hat einen ährigen Blütenstand und duftet ebenfalls wundervoll. Die Wurzel, die Blätter und verholzte Teile enthalten unter anderem den Wirkstoff Berberin und andere Alkaloide und können bei Verzehr zu Brechreiz, Durchfall und je nach Dosis zu weiteren Vergiftungserscheinungen führen. Doch die fast ungiftigen Beeren sind gekocht problemlos essbar und lecker.
In ihrer Heimat Amerika, wo sie auch „Oregon Grape“ genannt wird, werden die sehr sauren (sie enthalten zum Beispiel viel Vitamin C) und herb schmeckenden Beeren zu Marmelade, Gelee, Kompott, Wein und Branntwein verarbeitet und gerne zum Färben, etwa von Rotwein, verwendet. Die Mahonie gilt auch als Heilpflanze und wurde sowohl von den Ureinwohnern Nordamerikas als auch seit etwa dreitausend Jahren in der Chinesischen Medizin verwendet. Sie ist zum Beispiel abführend, antibakteriell, antiseptisch und entzündungshemmend.
zuletzt bearbeitet am 17.V.2019