5. Dez. 2019
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Nuss und Mandelkern - alles Nüsse?
Joachim Schmitz
Dass Melonen, Gurken und Bananen botanisch Beeren sind, Himbeeren und Erdbeeren aber nicht, hat sich inzwischen vielleicht herumgesprochen. Aber was ist eigentlich mit den ganzen Nüssen, die zur Weihnachtszeit die Teller füllen?
Botanisch ist eine Frucht definiert als Blüte im Zustand der Samenreife. Die weiblichen Blütenteile sind die Fruchtblätter, die die Samen enthalten. Wenn mehrere Fruchtblätter zu einer Einheit verwachsen sind, nennt man das auch einen Fruchtknoten oder Stempel. Die Fruchtblätter sind anatomisch in drei Schichten differenziert, die sich bei der Fruchtreife unterschiedlich entwickeln können. Wenn alle drei einheitlich hart werden, ist das eine Nuss.
In diesem Sinne ist die Haselnuss eine echte Nuss. Auch die Esskastanie oder Marone ist eine echte Nuss. Sonnenblumenkerne sind im Prinzip ebenfalls Nüsse, die botanisch wegen anatomischer Besonderheiten Achänen genannt werden. Alle anderen sogenannten Nüsse sind keine. Anders als bei den Beeren ist das Missverständnis hier allerdings dadurch begründet, dass man im Handel nie die ganze Frucht zu Gesicht bekommt.
So ist die Frucht des Paranussbaums eine etwa apfelgroße, hölzerne Kapsel. Darin sitzen die Samen, die eine ungewöhnlich harte Samenschale haben, so dass sie bei uns als Paranuss in den Handel kommen, tatsächlich aber eben nur Samen sind. Was man isst, ist folglich der Embryo im Samen. Samen einer Balgfrucht, also aufplatzender Fruchtblätter, sind die Macadamianüsse. Pinienkerne sind die Samen von mediterranen Kiefern. Als Nacktsamer liegen die Samen hier von Anfang an frei auf den Fruchtblättern und werden nicht von ihnen eingeschlossen. Die Cashewnuss ist der Samen einer Steinfrucht.
Bei einer Steinfrucht entwickeln sich die drei Schichten eines Fruchtblatts unterschiedlich. Die äußere bildet eine feste Haut, die mittlere wird mehr oder weniger fleischig und die innere verholzt steinhart. Bekannte Steinfrüchte sind Kirsche, Pflaume, Aprikose und Pfirsich. Zur selben Gattung gehört auch die Mandel. Hier bleibt die fleischige Schicht allerdings flach und lederig und hat keinen Nutzwert. In den Handel kommt in der Regel nur der Stein, von dem die äußeren Schichten entfernt sind. Wenn man den Stein knackt, fällt die Mandel heraus, die botanisch ein Samen ist. Das könnte man übrigens auch mit allen oben genannten Früchten machen. In Bio-Supermärkten kann man Aprikosenkerne kaufen, die nicht aus Zufall wie kleine Mandeln aussehen und auch so schmecken.
Ebenfalls Steinfrüchte bringt der Walnussbaum hervor. Wie bei der Mandel ist das Äußere lederig. Es färbt intensiv braun, was man für eine Haartönung nutzt. In den Handel kommt der Stein. Die beiden Schalenhälften zeigen an, dass die Frucht aus zwei verwachsenen Fruchtblättern entstanden ist. Trotzdem enthält sie nur einen Samen. Auch hier isst man den Embryo; die trockenen Häute darum herum ist die Samenschale. Zur selben Familie gehört die Pekannuss, die genauso aufgebaut ist.
Schließlich ist auch noch die Kokosnuss der Stein einer Steinfrucht. Hier ist das mittlere Gewebe luftig-strohig. Das macht die ganze Frucht schwimmfähig, so dass sie im tropischen Meer lange Strecken von Insel zu Insel zurücklegen und sich so verbreiten kann.
Besonders kurios ist die Frucht einer Erdnuss. Erdnüsse gehören zur Familie der Schmetterlingsblütler, produzieren also Hülsenfrüchte. Die Hülsen von Erbsen, Bohnen usw. platzen, wenn man sie nicht früher erntet, bei der Fruchtreife auf und entlassen die Samen. Anders die Erdnuss: Nach der Blüte senken sich die Fruchtstiele und bohren sich in den Boden, säen also ihren Nachwuchs sozusagen selbst aus. Die trockenhäutigen Hülsen verrotten im Boden und geben die Samen frei. Wiedermal isst man hier den Embryo, die braune Haut darum an frischen Erdnüssen ist die Samenschale.
zuletzt bearbeitet am 6.I.2020