26. März 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Uhu ist die größte Eule weltweit

 Karl Josef Strank

Er gehört mit seinem bezeichnenden Ruf in das nächtliche Szenario eines schaurig schönen unheimlichen Märchenwalds, der Uhu. Er ist mit einer Größe von 75 Zentimetern, einem Gewicht von etwa 3,5 Kilogramm und einer Flügelspannweite von 1,80 Metern weltweit die größte Eule. Zeitweise war er wie die meisten Greifvögel sehr gefährdet. Ich verbrachte meine Schulzeit in der Eifel und ich weiß noch, dass es auf dem Gelände eine große Voliere mit einem Uhupärchen gab. Unter Aufsicht eines Försters wurden dort Uhus nachgezogen, die dann später in der Rureifel ausgewildert wurden. Mitschüler in der Uhu-AG hatten die Aufgabe, sich um die Uhus zu kümmern, was vor allem darin bestand, dass sie regelmäßig mit toten Küken gefüttert wurden und gelegentlich das Gehege zu säubern war.

Die Bemühungen hatten Erfolg, denn heute brütet der Uhu wieder regelmäßig in den Sandsteinfelsen entlang der Rur mit dem Ergebnis, dass aus Gründen des Artenschutzes während der Brutzeit im Frühjahr die Felsen gesperrt sind. Das ist notwendig, weil Uhus sehr sensibel auf äußere Einflüsse und Störungen reagieren. Sie verlassen dann das Gelege oder die Brut. Viele Brutplätze werden deshalb auch überwacht und Kletterfelsen von Februar bis Juni gesperrt, was in der Regel bei Sportkletterern auf Verständnis stößt. Einige unterstützen sogar die Vogelschützer bei Bewachungs- und Beringungsaktionen. Dank dieser Maßnahmen erholt sich der Bestand des Uhus wieder. Das war nicht immer so. Uhus galten als Vögel des Verderbens und wurden als Jagdschädlinge betrachtet. Die intensive Verfolgung durch den Menschen – der Uhu hat keine natürlichen Fressfeinde – brachte ihn an den Rand der Ausrottung. Uhus werden von anderen Vögeln „gehasst“. Das heißt, dass sie sich allein oder zu mehreren auf ihn stürzen, versuchen ihn zu greifen oder zu picken. Diesen Umstand machten sich die Jäger zunutze. Sie setzten den Uhu angebunden an einer langen Leine auf einen Pflock (Jule) und fingen die hassenden Vögel mit Leimruten, in Fallen oder schossen sie von einem in der Nähe stehenden Fall- oder Hakbaum hinunter. Aus Artenschutzgründen ist diese Hüttenjagd mit dem „Auf“ (Uhu) heute verboten und darf, wenn überhaupt, nur noch mit Attrappen durchgeführt werden. Jungvögel wurden früher systematisch aus den Horsten entnommen, weil man Nachschub für diese Art der Jagd brauchte, was die Bestände stark dezimierte.

Uhus sind an ihrer Statur unschwer als Eulen zu erkennen. Neben ihrer Größe sind die wie Ohren aussehenden Federbüschel und die gelborangen, leuchtenden Augen die auffälligsten Merkmale. Das Federkleid hat verschiedene rötlich braune Schattierungen und ist dunkelbraun gestreift. Uhuweibchen sind deutlich größer und schwerer als die Männchen. Uhus sind streng monogam. Mit dem einmal gefundenen Partner gehen die Geschlechter eine jahrelange, oft lebenslange Paarbindung ein. Deshalb sollen verletzte und wieder aufgepäppelte Vögel an der Stelle ausgewildert werden, wo sie gefunden wurden, damit sich die Partner wiederfinden können. Uhus jagen hauptsächlich in der Dämmerung und nachts, wenn sie Brut zu versorgen haben auch tagsüber. Sie sitzen gut getarnt und unbemerkt auf Sitzwarten, lauern, gleiten lautlos heran, überraschen die Beutetiere und schlagen mit den großen Fängen zu. Das Beutespektrum umfasst Hasen, Ratten, Eichhörnchen, Marder, Mäuse, Igel gelegentlich auch ein Rehkitz. Ebenso kleinere Vögel, Eulen, Bussarde, Habichte, Krähen, Graureiher – ja sogar, wenn es das Revier hergibt, Auerhähne. Große Beutetiere kröpfen sie an Rupfplätzen, wo Federn, Fell und andere Reste verteilt liegen. Igeln ziehen sie die stachelige Haut ab, deren Überbleibsel gelegentlich dort auch zu finden sind. In der Balz rufen die Männchen mit weit hörbarem „wúoh“. Die Weibchen antworten mit dem namensgebenden Ruf „huhùh“. In der Regel werden zwei bis drei Eier ausgebrütet. Bei Nahrungsmangel überlebt das zuletzt geschlüpfte Küken meistens nicht. Nach vier bis fünf Wochen verlassen die Jungen das Nest, mit neun Wochen sind sie flugfähig, werden aber von den Eltern noch bis in den Herbst geführt und mit Futter versorgt.

 

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zuletzt bearbeitet am 27.III.2020