26. Nov. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Im Garten kehrt die Winterruhe ein

 Karl Josef Strank

Der November ist kein schöner Monat. Die Tage werden immer kürzer, das Wetter ist neblig, nass und trüb. Bodenfröste zwingen dazu, die empfindlicheren Gartenpflanzen abzudecken, einzupacken oder in Schuppen und Gewächshaus in Sicherheit zu bringen. Die Dahlienfreunde haben jetzt ihre Lieblinge schon längst aus der Erde geholt und in den Keller gebracht. Dahlien sind nicht winterhart, und wer sie im Garten vergisst, wird im nächsten Jahr keine Freude an ihnen haben. Die sogenannte Stratifikation ist ein gängiges gärtnerisches Verfahren zur Überwinterung frostempfindlicher Pflanzen. Die Dahlien werden nach der Blüte kurz über dem Boden abgeschnitten. Die Knollen werden dann vorsichtig aus der Erde gegraben und von dieser befreit. Nachdem sie ein paar Tage abgetrocknet sind, werden sie dann in eine Kiste mit einer dünnen, trockenen Erde-Sand-Schicht gelegt und bedeckt. Es ist darauf zu achten, dass die Knollen nicht zu dicht liegen und sich gegenseitig berühren. Zur Aufbewahrung ist ein dunkler, kühler Raum mit maximal fünf Grad optimal. Wegen der Frostempfindlichkeit sollten die Dahlien dann erst im Mai – nach den Eisheiligen – wieder ins Freiland gepflanzt werden. Im Karlsgarten haben wir die Heilzwiebel – Ornithogalum longibracteatum – anstelle der echten Meerzwiebel – Scilla maritima – die bei uns nicht gut wächst, in diesen Tagen ebenfalls ausgegraben und zur Überwinterung in den Keller gestellt.

Rhabarber hat alle Blätter und Stiele verwelken lassen. Er befindet sich in der Winterruhe. Ist er mit den Jahren zu mächtig geworden, kann er nun geteilt und neu gepflanzt werden. Es ist ein schönes Stück Arbeit, den Wurzelstock auszugraben und wieder zu setzen. Eine Abdeckung mit Laub oder Stroh schadet auch nicht.

Nach der Wein- und Obsternte im September/Oktober werden jetzt die Reben, Obstgehölze und Beerensträucher geschnitten. Bei Letzteren kann das auch kurz nach der Ernte im Sommer erfolgen. Die Obstbäume können auch bis Februar/März noch geschnitten werden. Mit den Reben sollte man so lange nicht warten, denn wenn sie im Frühjahr den Saft ziehen, lässt ein zu später Schnitt sie stark „bluten“. Wenn Sie Obst, Beeren oder Reben neu pflanzen wollen, ist jetzt der richtige und beste Zeitpunkt. Die Pflanzen wurzeln ein und haben dann im Frühjahr, wenn die Sonne den Boden erwärmt und das Leben zurückkehrt, einen Vorsprung.

Allergrößte Aufmerksamkeit verdient im Winter der Boden. Liegt er blank und ungeschützt, friert er durch und verschlämmt bei Regen. Soll er aufgedüngt werden, kann Stallmist aufgedeckt werden. Regen spült die Nährstoffe ein, und die Streu wird von den Bodenorganismen genutzt. Die Reste werden im Frühjahr leicht eingearbeitet. Kalk kann jetzt ebenfalls in den Boden gebracht werden. Anstelle von Mist ist auch angerotteter Kompost sehr gut, um den Boden einzupacken. Eine Einsaat mit Gründüngung, im Garten anfallendes Laub oder eine Schicht aus Stroh halten das Bodenleben über Winter aktiv. Es erstaunt, wie locker und krümelig die Erde im Frühjahr ist. Umgraben entfällt und die Grabgabel reicht, um ein Saatbett vorzubereiten.

Zu ernten gibt es um diese Jahreszeit im Garten aber auch noch einiges. Neben den späten Salaten wie Endivie, Radicchio und Zuckerhut sind es vor allem Kohlsorten. Rosenkohl ist erntereif. Beim Blumenkohl werden zum Schutz gegen Frost die äußeren Blätter um die Köpfe gebunden. Grünkohl erträgt auch strengen Frost und kann ebenso wie Wirsing sogar den Winter über stehen bleiben. Knollensellerie und Pastinaken werden nach Bedarf geerntet und können weiter im Beet bleiben. Bei starker anhaltender Kälte werden sie mit Stroh oder Reisig abgedeckt. Ebenso Winterporree, ohne Probleme überwintert er bis zum Frühjahr.

Die Wintermonate geben auch Zeit, das Gartengerät zu pflegen, eventuell zu reparieren. Im Gewächshaus fliegen bei den Winterstürmen schon mal einzelne Scheiben aus den Verankerungen. Es ist also immer was zu tun. Echte Freude kommt auf, wenn die Kataloge für Knollen-, Zwiebelpflanzen, Stauden und Saatgut ins Haus kommen. Dann nimmt der Garten für das nächste Jahr im Kopf schon Gestalt an.

 

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zuletzt bearbeitet am 27.XII.2020