30. Sept. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Admiral – ein tagaktiver Wanderfalter

 Ruth Gestrich-Schmitz

Vielleicht ist Ihnen in diesem Jahr aufgefallen, dass der Admiral (Vanessa atalanta), ein Tagfalter aus der Familie der Edelfalter mit markanten roten Binden auf den Vorder- und Hinterflügeln, deutlich häufiger zu sehen ist als in den Vorjahren. Er saugt gerne Nektar in den Blüten von Schmetterlingsflieder, Fetthenne und Wasserdost. Und jetzt im Herbst stehen bevorzugt Brombeeren, aufgeplatztes Fallobst und Efeublüten auf seinem Speiseplan. Man findet ihn in verschiedenen Lebensräumen wie Gärten, auf Wiesen, an Weg- und Waldrändern und in Streuobstwiesen. Das Verbreitungsgebiet des Admirals umfasst weite Teile der Nordhalbkugel: Europa, westliches Asien, Nordafrika und Nordamerika. In Europa reicht die nördliche Verbreitungsgrenze von Südengland über Dänemark bis Rügen. Der Admiral kam ursprünglich als Wanderfalter aus Südeuropa im Frühjahr zu uns nach Mitteleuropa. Der zarte Falter überquerte dabei die lange Strecke über die Alpen in etwa zwei Wochen. Hier angekommen sorgte er im Sommer für ein bis drei Generationen von Nachkommen, von denen sich die letzte Generation im Herbst zur Überwinterung wieder auf den langen Weg über die Berge nach Süden machte. Die klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahre haben bewirkt, dass der Admiral mittlerweile meist in Mitteleuropa überwintert, etwa im Südwesten Deutschlands und im Osten Frankreichs. Aber auch von hier wandern die Falter wieder: Sie fliegen jetzt im Frühjahr/Sommer Richtung Norden bis nach Südskandinavien, und ihre Nachkommen ziehen sich dann im Herbst wieder nach Süden zurück, überqueren dabei aber nicht mehr die Alpen. Warum die Falter wandern, ist noch nicht geklärt. Vermutlich ist dieses Verhalten genetisch festgelegt, wird aber durch Umwelteinflüsse wie Klima und Nahrungsangebot beeinflusst. Über die Flugorientierung weiß man auch noch sehr wenig. Prof. Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg und sein Team haben Hinweise gefunden, dass bei Tagfaltern die Sonne als Kompass fungiert.

Für die Raupen des Admirals ist die wichtigste Futterpflanze die Große Brennnessel (Urtica dioica). Dort legen die Weibchen ihre blassen Eier ab. Daraus entwickeln sich bis vier Zentimeter lange, bedornte Raupen, deren Färbung je nach Herkunftsgebiet der Eltern variieren kann, in der Regel grau-braun bis schwarz, oft mit einer grünlich-gelben Fleckreihe an den Seiten. Die Raupe nagt Blattstängel an und verbindet dann die welkenden Blätter mit Spinnfäden zu einer Art Tüte, in der sie sich versteckt und die sie von innen auffrisst. Die ausgewachsene Raupe verpuppt sich in einem solchen Versteck zu einer „Stürzpuppe“, frei baumelnd mit einem Häkchen an einer Gespinnstverankerung. Nach etwa zwei Wochen schlüpft der fertige Admiral mit einer Flügelspannweite von etwa sechs Zentimetern. Er hat dunkelbraune Vorderflügel mit breiter roter Binde, und schwarze Flügelspitzen mit einem weißen Balken und weißen Flecken. Die dunkelbraunen Hinterflügel tragen am äußeren Rand eine rote Binde. Wegen dieses an eine Admiral-Uniform erinnernden Musters ist der Falter zu seinem Namen gekommen. Die Hinterflügel-Unterseite ist in Brauntönen mit rötlichen, schwarzen und violetten Einsprengungen marmoriert. Markant ist der weiße oder gelbliche Fleck mittig am Vorderrand.

Wer den hübschen Admiral und etwa fünfzig weitere Schmetterlingsarten häufiger sehen möchte, sollte in seinem Garten an manchen Stellen Brennnesseln einfach wachsen lassen und eine Vielfalt an Nektar-haltigen Blüten anbieten. Möglicherweise gibt es im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich mehr Admirale zu beobachten, weil wetterbedingt in diesem Jahr weniger Brennnesseln verdorrt sind und sich die Raupen an ihrer Lieblingsspeise laben konnten.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 4.X.2021