7. Okt. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Spitzmaus – Das kleinste Säugetier der Welt mit erstaunlichen Eigenschaften

 Sophie Zimmermann

Die warmen Tage sind langsam vorbei und die Natur bereitet sich bereits auf den Winter vor. Viele Säugetiere fressen sich Nahrungsreserven für ihren Winterschlaf an. Spitzmäuse dagegen halten keinen Winterschlaf, sondern haben eine andere erstaunliche Eigenschaft, die sie über den Winter bringt: sie schrumpfen. Spezielle Zellen in den Knochen sorgen für einen Abbau der Knochen im Winter und den Wiederaufbau im Sommer. Durch die kleinere Größe müssen die Tiere weniger Nahrung aufnehmen, die im Winter sowieso knapp ist. Ebenfalls geschrumpft werden die Organe, darunter das Herz und sogar das Gehirn, wodurch die kognitiven Funktionen im Winter eingeschränkt sind.

Spitzmäuse (Soricidae) werden aufgrund ihres Namens oft fälschlicherweise für Nagetiere gehalten. Die etwa 350 Arten umfassende Familie gehört stattdessen wie Igel zur Ordnung der Insektenfresser. Wie der Name verrät, besteht ihre Hauptnahrung aus Insekten und nicht wie bei den Nagetieren aus Pflanzen. Spitzmäuse sind deshalb im Garten gerne gesehen, da sie keine Gefahr für den Anbau darstellen.

In Deutschland sind sechs Arten der Familie heimisch: Die Wald-, Feld-, Haus-, Wasser-, Sumpf- und Zwergspitzmaus. Der Name verrät den Lebensraum der Tiere, wobei Letztere ebenfalls den Wald bewohnt. Neben Insekten stehen Schnecken, Regenwürmer, Frösche und bei der Wasserspitzmaus auch Fische auf dem Speiseplan.

Hausspitzmaus (Crocidura russula)

Vertreter der Spitzmaus sind zwischen 3 und 18 Zentimeter groß, haben eine bräunliche Fellfärbung und einen weniger behaarten Schwanz mit variabler Länge. Aufgrund ihres Aussehens wurden sie zunächst für Mäuse gehalten und deshalb auch so benannt. Ebenfalls namensgebend war die charakteristisch spitz zulaufende Schnauze. Darin befindet sich jedoch ein wichtiger Unterschied zu den Nagetieren. Während die vegetarischen Nagetiere große Nagezähne vorne und abgeflachte Backenzähne besitzen, sind bei den Spitzmäusen kleine, spitze Zahnreihen zu finden. Diese eignen sich besonders gut, um die harten Chitinpanzer der Insekten zu knacken.

Unter den Spitzmäusen lässt sich das kleinste Säugetier der Welt finden: Die etwa 2 bis 4 cm große Etruskerspitzmaus. In ihr sind alle Säugetierorgane auf minimale Größe reduziert zu finden. Das Größenverhältnis der Organe unterscheidet sich jedoch gegenüber anderen Säugetieren. So nimmt das Herz der kleinen Spitzmaus etwa 5 % des Körpergewichts ein, während das des Menschen weniger als ein halbes Prozent ausfüllt. Auch schlägt unser Herz etwa 60-mal pro Minute indessen das der Etruskerspitzmaus bis zu 1200 Schläge pro Minute schafft. Diese hohe Anzahl an Schlägen ist notwendig, damit die Tiere ihren Kreislauf aufrecht halten und Wärmeverlust entgegenwirken können. Neben dem drohenden Wärmeverlust ist der enorme Nahrungsbedarf eine Herausforderung für Spitzmäuse. Desto kleiner ein Tier ist, desto größer ist der Nahrungsbedarf im Verhältnis zur Körpermasse. Die Spitzmäuse essen pro Tag ungefähr so viel, wie sie selbst wiegen. Eine weitere Außergewöhnlichkeit ist, dass die Tiere eine sehr hohe Atemfrequenz haben, die bei Aufregung bis zu 1000 Atemzüge pro Minute erreichen kann.

Spitzmäuse pflanzen sich bis zu viermal im Jahr fort. Das Weibchen bringt zwischen fünf und zehn Jungtiere zur Welt. Ein lustiges Schauspiel wurde bei Feld- und Hausspitzmäusen beobachtet. Die Mutter läuft bei Gefahr mit ihren Jungen in einer Karawane, wobei sich die Tiere an den Schwänzen ihrer Vordermänner festbeißen. So geht keines der Jungen auf dem Weg verloren.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.XI.2021