25. Nov. 2021
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Cranberry Die beliebte Beere aus Amerika
Sophie Zimmermann
Frohes Thanksgiving! Heute feiern die meisten Amerikaner, Kanadier und möglicherweise auch ein paar Aachener das Erntedankfest. In den Vereinigten Staaten ist das Fest ein staatlicher Feiertag, bei uns leider nicht. Trotzdem kann heute nach amerikanischer Tradition gekocht und sich mit Freunden und Familie in Verbindung gesetzt werden. Das Fest wird stets am vierten Donnerstag im November gefeiert. Traditionell wird an diesem Tag ein Festessen, orientiert am allerersten Thanksgiving-Fest, zubereitet. Ein gefüllter Truthahn wird mit allerlei Beilagen wie Süßkartoffel, Kürbis und Mais serviert. Nicht fehlen darf dazu die Cranberry-Soße.
Die Amerikanische Cranberry (Vaccinium macrocarpon) ist ein in Nordamerika heimisches Heidekrautgewächs. Zu den Heidekrautgewächsen gehören auch die Blaubeere und die Preiselbeere, welche bei uns heimisch sind. Im Deutschen wird die Cranberry Großfrüchtige Moosbeere oder Kranbeere genannt, wobei der englische Name deutlich bekannter ist. Die Pflanze wächst bevorzugt auf sauren Hochmoorböden, wie sie in Oregon, Wisconsins oder New Jersey zu finden sind. Der immergrüne Zwergstrauch wird zwischen 10 und 30 cm hoch und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Die Pflanzen wachsen so deckend, dass sie eine rasenartige Struktur bilden. Aus kleinen rosarötlichen Blüten entwickeln sich die erst weißen und dann prächtig roten Beeren. Diese haben vier Luftkammern im Inneren, wodurch sie auf der Wasseroberfläche schwimmen können.
Aufgrund ihrer Beliebtheit wird das Heidegewächs in den USA großflächig angebaut. Im Herbst sind deshalb überall in Nordamerika rote Seen zu beobachten. Denn die Beeren werden zu 95 % über die sogenannte Nassernte geerntet. Hierbei wird das Feld geflutet und die zuvor maschinell von den Sträuchern gelösten Beeren von der Wasseroberfläche abgesammelt. Die auf diese Weise geernteten Früchte werden getrocknet, entsaftet oder zu Pulver verarbeitet. Bei der Trockenernte werden die Beeren dagegen von kleinen Maschinen mit rotierenden Rechen von den Sträuchern gelöst und gesammelt. Die so geernteten frischen Beeren gelangen hauptsächlich in den US-Handel, wobei zuvor über den sogenannten Bouncing-Test schlechte Früchte aussortiert werden. Nur Cranberrys, die sieben Mal über 10 cm hohe Hürden springen, werden für den Verkauf freigegeben, da diese frisch und unbeschädigt sind.
Den Namen hat die Pflanze jedoch nicht den Beeren, sondern ihren Blüten zu verdanken. Die langen Staubfäden erinnerten die ersten Siedler an den Schnabel eines Kranichs, weshalb sie diese „crane berries“ tauften (dt. Kranichbeere). Kennengelernt haben die europäischen Siedler die Pflanze durch die amerikanischen Ureinwohner. Aufgrund ihrer heilenden Eigenschaften wurden die Beeren von Medizinmännern zum Auswaschen von Verletzungen oder als Umschläge gegen Gift benutzt. Die Frucht ist reich an Antioxydanzien, entzündungshemmenden Stoffen und Vitamin C. Später wurden die Beeren deshalb auf Walfangschiffen als Proviant mitgeführt, um Skorbut, eine auf Vitamin-C-Mangel beruhende Krankheit, vorzubeugen. Auch heute wird sie noch medizinisch genutzt, zum Beispiel bei der Behandlung von Harnwegsinfektionen.
Heute sind die Beeren nicht mehr nur in Amerika und nicht nur an Thanksgiving beliebt, sondern sind das ganze Jahr über in verschiedenen Gebäcken, Getränken oder Snacks zu finden. So kann auch der deutsche Christstollen mit Cranberrys statt Rosinen verfeinert werden.
Zurück zu Thanksgiving: Während dem Essen wird sich an die Dinge erinnert, wofür die Menschen dieses Jahr besonders dankbar waren. Auch wenn wir das Fest nicht feiern, könnte der heutige Tag dazu genutzt werden, kurz daran zu denken, was einen dieses Jahr trotz der aktuellen Lage besonders gefreut hat und dafür zu danken.
zuletzt bearbeitet am 5.XII.2021