9. Dez. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kurkuma: Naturfarbstoff, Gewürz und Heilmittel

 Christina Paulson

Jeder, der schon einmal mit Curry gekocht hat, kennt die intensive Färbe-Wirkung von Kurkuma. Denn Kurkuma ist meist der orange-gelbe Hauptbestandteil der indischen Gewürzmischung und verleiht z. B. Gemüse oder Reis seine typische, appetitliche Farbe. Vor allem beim leichten Anrösten in Pflanzenöl oder Ghee, dem indischen Butterschmalz, verströmt das feine Pulver sein herrliches Aroma. Da Kurkuma relativ kostengünstig ist, verwenden es Fälscher allerdings häufig zum Strecken des viel teureren Safran, weshalb man letzteren nur ungemahlen kaufen sollte. Das Wort „Curcuma“ ist arabischen Ursprungs und manche Sprachen bezeichnen ihn auch als „arabischen Safran“.

Kurkuma (Curcuma longa) gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) und stammt aus dem tropischen Asien, wahrscheinlich Indien und ist die Curcuma-Art, die außer Curcuma xanthorrhiza (Javanische Gelbwurz) auch zu medizinischen Zwecken genutzt wird. Rund 80 % des weltweiten Kurkumabedarfs stammt aus Indien. Nennenswerte Mengen kommen außerdem aus Java, Sumatra, Thailand, China, Jamaika, Haiti und Peru. Die mehrjährige Staude wächst in der Regenzeit ihrer Herkunftsländer bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchte mit langen, sich spiralig ausbreitenden Blättern bis zu 1 m heran. Die weißlich-gelben bis rosa zweiseitig symmetrischen (zygomorphen) Blüten stehen in ca. 20 cm langen, zylindrischen, kompakten und durch die hellgrünen Hochblätter auffälligen Blütenständen. Nach der Blüte trocknen die oberirdischen Pflanzenteile ein und nur die unterirdischen, Ingwer-ähnlich fleischigen, bis zu 2 cm dicken, auffällig gelben Triebe (= Rhizome) bleiben als Überdauerungsorgane zurück. Sie werden zur Gewinnung des Kurkuma-Pulvers ausgegraben, gewaschen, in schwacher Lauge kurz gekocht, zehn Tage lang an der Sonne getrocknet und dann gemahlen. Das goldgelbe Kurkuma-Pulver schmeckt leicht scharf und ein bisschen erdig-bitter. Es enthält bis zu fünf Prozent ätherische Öle sowie bis zu fünf Prozent des für die gelbe Färbung verantwortlichen Curcumins bzw. dessen Abkömmlinge.

Die enorme Färbekraft von Kurkuma macht man sich nicht nur in Indien beim Färben von Textilien aus Baumwolle, Leinen oder Seide sowie bei Wandanstrichen zunutze. Hierzulange wird es z.B. zum Färben von Ostereiern verwendet. Die Lebensmittelindustrie benutzt Curcumin in vielen Produkten als Lebensmittelfarbe unter der Bezeichnung E100.

In Indien gilt das „gelbe Gold“ als heilig und wird in der dortigen Ayurveda-Medizin wie auch in China in der traditionellen chinesischen Medizin bei verschiedenen Beschwerden innerlich und äußerlich eingesetzt. Auch die westliche Medizin schreibt Kurkuma etliche Heilwirkungen zu. Nachgewiesenermaßen regt das fettlösliche Curcumin die Leber an, mehr Gallen- und Magensäure zu produzieren und hilft damit z.B. bei Völlegefühl und Blähungen. Darüber hinaus wirkt Curcumin stark entzündungshemmend und antioxidativ, weshalb es u.a. auch deutliche Verbesserungen bei entzündlichen Darmerkrankungen bewirken soll. 2016 publizierten zwei Pharmazeutinnen der Universität Saarbrücken im „Journal of Biological Chemistry“ Forschungsergebnisse, wonach die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin dem des Cortison ähnlich ist. Ebenfalls 2016 erschien in der „Schweizerischen Zeitschrift für Ganzheitsmedizin“ ein Bericht, wonach sich Curcuma-Extrakte in fünf klinischen Studien als wirksame Therapie-Alternative zur Behandlung von Arthrosen, insbesondere von Kniearthrosen erwiesen hatte. Die Bioverfügbarkeit des wasserunlöslichen Curcumins ist allerdings gering, lässt sich jedoch in Kombination mit Piperin, einem Bestandteil des Pfeffers, der die Durchblutung der Magenschleimhaut erhöht, erheblich steigern. Dass Kurkuma bei Alzheimer, Demenz oder gar Krebs wirksam sein soll, ist bisher nicht erwiesen.

Zum Abschluss noch ein Praxistipp: gelbe Kurkuma-Flecken auf Textilien sind am besten mit reinem Alkohol zu behandeln. Dieser entzieht bzw. zerstört den gelben Natur-Farbstoff.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 4.I.2022