24. Febr. 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kampf dem Kater

 Karl Josef Strank

„I´ll kill that cat!“ Diesen legendären Ausspruch macht in Dinner for One der Diener James, nachdem er im fortgeschrittenen, „angeheiterten“ Zustand zum wiederholten Mal über einen Kopf nebst dazugehörigem Tierfell stolpert und schon nicht mehr unterscheiden kann, ob es ein Eisbär oder ein Löwe ist, der ihn ärgert. In normalen Zeiten hätte während der „tollen“ Tage so manche(r) einen Grund, den Kater zu töten. Hat er sich aber erst mal eingestellt, ist das körperlich kein angenehmer Zustand. Welche Möglichkeiten gibt es dagegen etwas zu tun?

Das erste ist logischerweise keinen oder nur „in Maßen“ Alkohol zu konsumieren, um dem Kater zu entgehen. Das klappt aber nicht immer. Ich erinnere mich in der Jugend an mütterliche Ratschläge nicht auf nüchternem Magen zu trinken und, wenn es denn zur Kirmes, an Karneval oder sonstigen Festen sein muss, „eine gute Grundlage“ zu schaffen. Das hieß dann, vorher gut und vor allem fettig zu essen, z.B. eine Dose Ölsardinen, denn Fett verlangsamt die Aufnahme von Alkohol ins Blut. Salzstangen und Nüsse sind auch gut, denn sie versorgen den Körper mit Salzen und Mineralien, die der Alkohol dem Körper entzieht. Ein weiterer guter Ratschlag war und ist, nicht durcheinander und nicht Liköre, Süßweine und andere sehr zuckerhaltige Alkoholika trinken, also bei einem Getränk zu bleiben. Zigaretten und Alkohol vertragen sich auch nicht gut, weil Nikotin den Alkoholspiegel im Blut senkt und so das Gefühl entsteht, noch fit zu sein und nicht zu viel getrunken zu haben. Da Alkohol dem Körper Wasser entzieht, macht es Sinn ebenso viel Wasser zu trinken. In den Weinländern Italien und Frankreich steht daher beim Essen, das man natürlich mit einem guten Wein genießt immer auch eine Flasche Wasser auf dem Tisch.

Wenn dann der Kater da ist, so gibt es den Rat, diesen am anderen Morgen mit einem „Konterbier“ zu bekämpfen. Das ist allerdings ein Märchen. Alkohol auf Alkohol bessert nichts, der Körper braucht Ruhe und Erholung, um mit den Folgen fertig zu werden.

Nach übermäßigem Alkoholgenuss ist der Schlaf in der Nacht nicht erholsam und tief. Es ist eher ein Dösen unterbrochen von häufigem Harndrang, was Salze und Mineralien ausspült und den Körper dehydriert. Beim Alkoholabbau in der Leber entstehen außerdem Zwischenprodukte, die mehr oder weniger giftig sind und das unwohle Gefühl des Katers ausmachen.

Das „Katerfrühstück“ versucht die schlimmsten Folgen zu lindern. Am anderen Tag, wenn man einigermaßen wieder auf den Beinen ist, stellt sich ein großer Heißhunger auf Salziges ein. Altbewährtes Gegenmittel ist der Rollmops, nebenbei bemerkt gehört ein Eimer voll dieser halben gerollten Heringe für Karnevalisten zum Marschproviant, um die tollen Tage zu überstehen. Wem die Rollmöpse zu sauer sind und zu schwer im Magen liegen, der kann sich mit Salzkräckern und Harzer Käse behelfen. Ebenso gut ist auch eine klassische Brühe. Pfeffriger Tomatensaft als alkoholfreie Alternative zur Bloody Mary möbelt auch den Elektrolythaushalt auf. Joghurt und Quark mit Früchten und Honig sind förderlich. Vitamin C hilft bei der Entgiftung der Leber. Schwarzer Kaffee oder ein starker Espresso unterstützen ebenfalls die Genesung, weil Coffein den Kreislauf anregt.

Hält der dicke Kopf an, kann Pfefferminzöl auf die Stirn geträufelt und an den Schläfen und im Nacken einmassiert für Entspannung und Frische sorgen. Kopfschmerz muss nicht gleich mit Tabletten bekämpft werden, kurierend wirkt auch ein Tee aus Weidenrinde, der Wirkstoff Salicin ist der gleiche.

Bewegung in der frischen und kalten Luft wirkt ebenfalls Wunder, denn wird der Körper mit Sauerstoff versorgt, verfliegt auch der dickste Kater aus den Knochen. Laufen und Schwitzen mit anschließender Dusche oder Bad bringt die Lebensgeister vollends wieder.

Alkohol ist eine der ältesten Drogen der Menschheit. Einige sehen einen Zusammenhang zwischen der Sesshaftigkeit, dem Anbau von Getreide und dem Brauen von Bier für die Festigung der Bindung in Urgesellschaften durch gemeinsames Trinken und das Feiern von Festen. Er regt an, macht fröhlich und gesellig, im Übermaß genossen ist er eine Qual.

 

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zuletzt bearbeitet am 1.III.2022