5. Mai 2022
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Bockshornklee ein würziger und gesunder Genuss
Ruth Gestrich-Schmitz
In der Pflanzenliste des Capitulare de villis, der Landgüterverordnung Karls des Großen, ist an dritter Stelle „fenigrecum“ aufgeführt. Damit ist der Bockshornklee (Trigonella foenum graecum) aus der Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) gemeint, beheimatet im östlichen Mittelmeerraum. Dort und im asiatischen Raum kennt man den Bockshornklee seit alters her vor allem als Heilpflanze, als Viehfutter, und man verwendet ihn vielfältig in der Küche. Die ältesten Samenfunde stammen aus dem 5. Jahrtausend v.Chr. aus dem Irak. Die meisten Trigonella-Samen fand man bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten, u. a. im Grab des Tutanchamun. Auch in Indien und China standen die Samen hoch im Kurs. Dass die Griechen den Bockshornklee anbauten, wissen wir wegen des Artnamens foenum graecum (Griechisch Heu), den die Römer ihm gaben. Die Römer wiederum brachten ihn über die Alpen zu uns.
Die Blätter des Bockshornklees werden häufig in der Küche verwendet, zum Beispiel in Gemüsecurry.
Für eine einjährige Pflanze entwickelt der Bockshornklee relativ lange Wurzeln, sein aufrechter Wuchs reicht bis zu einer Höhe von achtzig Zentimetern. Die Blätter sind dreizählig wie die des nahe verwandten Klees. In den Blattachseln entspringen von April bis Juli sehr kurz gestielte gelblich-weiße Schmetterlingsblüten. Aus ihnen entwickeln sich bis zu zehn Zentimeter lange Hülsen, gerade oder gekrümmt geformt, mit zwei bis drei Zentimeter langen Schnäbeln. Die Hülsen enthalten bis zu zwanzig gelbbraune Samen, die beim Zerreiben einen intensiven Geruch verströmen. Wenn die Hülsen zu zweit stehen, erinnern sie an Bocks- oder Stierhörner, woher der deutsche Name stammt. Anders als andere Kulturpflanzen wächst der Bockshornklee gerne in lehmigem Boden und verträgt auch salzhaltige Böden und Trockenheit. Er ist heute weit verbreitet: Europa, Afrika, Naher Osten, Indien, China und Australien. Hauptanbaugebiete sind Marokko und Indien.
Die Verwendung der Samen als Heilmittel hat eine lange Tradition. Im Papyrus Ebers (um 1500 v.Chr.) sind Rezepte über die Nutzung zur Behandlung von Brandwunden überliefert. Dioskorides empfahl sie bei allen möglichen Frauenleiden, Hildegard von Bingen bei Hautkrankheiten. Die Samen enthalten ca. 27% Schleimstoffe, ca. 25% Proteine, vom Diosgenin abgeleitete Saponine, Flavonoide, Alkaloide, darunter Trigonellin, ca. 8% fettes Öl, ätherisches Öl, die Vitamine A, B1 und C und Mineralstoffe. Man nimmt die Samen bei Appetitlosigkeit, zur Stärkung und zur Gewichtszunahme, da ihr Nährwert sehr hoch ist. H. Küster berichtet: „Nicht umsonst waren sie bevorzugte Kost der Haremsdamen, die um ihre Pfunde wetteiferten und zwar nicht um die, die sie abnahmen.“ Die Inhaltsstoffe wirken fiebersenkend, verdauungsregulierend und helfen bei Magenproblemen. Bockshornklee regt die Gebärmutterkontraktion an und sollte daher nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden. Er fördert jedoch die Muttermilchproduktion. Äußerlich wendet man die zerriebenen Samen als Paste bei Abszessen, Furunkeln, Geschwüren und Verbrennungen an.
Auch kulinarisch hat der Bockshornklee einiges zu bieten. Frische Blätter als Zutat für Gemüsecurry, geröstete und anschließend gemahlene Samen als Bestandteil von Gewürzmischungen und -Pasten wie indisches Currypulver, bengalisches Panch Phoron oder türkisches Çemen. Käse mit Bockshornkleesamen kaufe ich mir gerne auf dem Wochenmarkt.
Nicht unerwähnt sollte auch der nahe Verwandte des Bockshornklees bleiben, der meist blaublühende Schabzigerklee (Trigonella caerulea). Seine oberirdischen Pflanzenteile werden nach der Ernte getrocknet und fein gemahlen. Der Schabzigerklee ist kulinarisch besonders in (Süd-)Tirol, als Brotgewürz, und in der Schweiz bekannt, wo man damit den würzigen Schabzigerkäse herstellt.
zuletzt bearbeitet am 8.VI.2022