16. Juni 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kiefern sind robust und anpassungsfähig

Richard Zimmermann

In den deutschen Wäldern sind viele Waldkiefern anzutreffen. Sie sind schnellwüchsige und immergrüne Nadelbäume, die eine Wuchshöhe von bis zu 48 m und einen Stammdurchmesser von bis zu 1 m erreichen. Das Alter dieser Kiefernart kann bis zu 600 Jahre betragen. Aber es geht auch anders: Der älteste bisher datierte Baum, zumindest am oberirdischen Teil gemessen, ist eine in den USA lebende 5000 Jahre alte Kiefer. Kiefern sind mit einer extrem großen Artenvielfalt die auf der Erde am weitesten verbreiteten Nadelgehölze. Darüber hinaus sind sie extrem robust und können ihre Wuchsform an den Standort anpassen, weshalb sie nahezu überall auf der Erde zu finden sind.

Typischerweise kennen wir Kiefern als Bäume mit langem Stamm, wobei im unteren Teil kaum Äste zu finden sind und die Krone relativ lichtes, aber dennoch üppiges Nadelwerk enthält. Je nach Standort und Art unterscheidet sich die Wuchsform jedoch teilweise enorm, in bewirtschafteten Wäldern sehen sie aber fast immer ähnlich aus. In Deutschland und Europa waren bisher Waldkiefern neben Fichten die häufigsten in der Forst- und Holzwirtschaft angebauten Baumarten. Die Kiefer ist eine relativ anspruchslose Baumart und zeitgleich sehr robust. Hinzu kommt, dass aufgrund der wenigen Äste und geraden, hohen Stämme und im Vergleich zu den meisten Laubbäumen das etwas weichere Holz in der Holzbearbeitung besonders einfach zu bändigen ist. Dennoch werden Kiefern nicht nur für ihr wertvolles Holz, das nach ungefähr 80 Jahren erntereif ist und allen daraus entstehenden Produkten genutzt. Das Harz der Waldkiefern wurde früher und heute eher seltener zu Terpentinöl und Kolophonium destilliert. Kiefernnadelöl, Terpentinöl oder Kiefernrindenextrakte werden vor allem für gesundheitsfördernde oder esoterische Zwecke genutzt, woraus sich allerdings auch wohltuende Badezusätze zubereiten lassen. Auch Pinienkerne oder echter Kiefernhonig werden von den Bäumen gewonnen. Mehrere Kilogramm Honig werden durch die Ausscheidungen von Schild- und Rindenläusen pro Jahr erzeugt, die den Saft der Kiefernnadeln als Nahrungsmittel nutzen.

In Monokulturen werden sie in Baumschulen aufgezogen, um primär den Holzbedarf für die Bauwirtschaft und Industrie zu decken. Die einseitige Bepflanzung ist allerdings vor allem hinsichtlich der Ökologie nicht besonders positiv. Der sinkende Grundwasserspiegel und das allgemein trockenere Klima begünstigen beispielsweise den Schädlingsbefall. Einige wenige Borkenkäferarten hatten es deshalb in der Vergangenheit besonders leicht und konnten sich massenhaft in wehrlosen Kiefernwäldern vermehren, wodurch die Kiefern abstarben. Mittlerweile wurde erkannt, dass die einseitige Bepflanzung von Nutz- und Kulturpflanzen und vor allem auch Bäumen nicht zielführend ist. Der natürliche Waldbestand in Deutschland entsprach ursprünglich ungefähr 70 % Laubwälder mit überwiegend Buchen, durch die Forstwirtschaft wurden es etwa 70 % Nadelwälder mit Fichten und Kiefern. Deshalb werden seit einigen Jahren wieder Misch- und Laubwälder gefördert. Ziel ist ein nachhaltigeres Wirtschaften und zeitgleich eine Anpassung an die anthropogene Beschleunigung des Klimawandels. Ohnehin existieren natürliche und reine Kiefernwälder selten. Davon abgesehen wachsen Kiefern und die meisten anderen Nadelbäume ursprünglich fast ausschließlich in größeren Höhenlagen, kargeren und kälteren Gegenden. Entsprechend sind vor allem nordische Länder und Kanada Hauptlieferanten für Kiefernholz.

Einige Kieferarten sind so robust, dass sie einem Waldbrand trotzen und kurz darauf wieder neue Triebe bilden. Teilweise benötigen diese Arten sogar für die Fortpflanzung Feuer, da sich nur bei extrem hoher Hitze ihre Zapfen öffnen und die Samen freilassen. Durch die im Flammeninferno entstandene neue, nährstoffreiche Erde können die Samen hervorragend keimen und wachsen. Besonders spannend ist auch, dass Forscher herausgefunden haben, dass die DNA der Waldkiefern sich nach der Tschernobyl-Katastrophe verändert haben und somit an die Folgen der Strahlung in gewisser Hinsicht angepasst wurden.

 

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zuletzt bearbeitet am 12.VII.2022