23. Juni 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Garten macht im Juni keinen Urlaub

  Karl Josef Strank

Ende des Monats Juni ist das halbe Jahr vorbei. Namentlich geht der Juni auf die römische Göttin Juno, die Beschützerin des Lichts und des Ehebündnisses zurück. Mit der Sommersonnenwende am 21. Juni überschreitet das Lichtjahr seinen Höhepunkt. Die Tage werden ab dann wieder kürzer. Wir merken das nicht gleich, denn der Sommer mit warmen und hellen Tagen liegt ja noch vor uns, aber Pflanzen und Tiere registrieren das unmittelbar.

Der Schwarmtrieb der Bienen erlischt. Das reiche Pollen- und Nektarangebot des Frühlings und Frühsommers lässt nach, und die verbleibende Zeit im restlichen Jahr lässt keine erfolgreiche Gründung eines neuen Volkes mehr zu.

Unmittelbar auf die Sonnenwende folgt am 24. Juni der Johannistag, ein wichtiger Stichtag im Gartenjahr. Das traditionelle christliche Mitsommerfest feiert die Geburt Johannes des Täufers. Er ist Prophet und Vorläufer von Jesus Christus, dessen Geburt wir genau in sechs Monaten zu Weihnachten nach der Wintersonnenwende feiern.

Im Garten reifen in diesen Tagen die Johannisbeeren und müssen geerntet werden, bevor sich ein Schwarm Stare oder andere Vögel darüber hermachen. Gleiches gilt für die Kirschen. Die alte Regel „Kirschen rot, Spargel tot!“ hat zwar weiter Bestand, scheint aber in diesem Jahr angesichts der Teuerung bei den Lebensmittelpreisen und der allgemeinen Verunsicherung durch die Weltlage außer Kraft gesetzt zu sein. Viele Spargelbauern haben die Saison wegen fehlenden Absatzes vor Johanni beendet. Nicht besser geht es den Obstbauern mit den Erdbeeren, einige pflügen die Kulturen sogar unter und bauen andere Früchte an.

Wer im eigenen Garten rechtzeitig gesät und gepflanzt hat, kann sich jetzt über Salate, Radieschen, Rettiche, Lauchzwiebeln, Kohlrabi, Mangold und dicke Bohnen freuen. Genauso wächst aber bei dem durch Gewitter schwül-warmen Wetter auch das „Unkraut“. Der Name wird den Pflanzen, die immer ungefragt mitwachsen, allerdings nicht gerecht, denn erstens sind deren Samen im Boden reichlich vorhanden, warten nur darauf, bei günstigen Bedingungen – und diese bietet in der Regel ein Garten – zu keimen. Nicht zuletzt sind sie der beste Beweis für die Güte eines Gartenbodens. Dennoch sollten Beikräuter „reguliert“, sprich gerupft, werden, wenn sie drohen, Kulturen zu überwuchern.

In zunehmend längeren Trockenphasen muss der Garten gewässert und der Boden gelockert werden. Kartoffeln werden für eine gute Ernte angehäufelt. Leichtes Anhäufeln ist auch für Möhren, Kohl, Zwiebeln und Erbsen gut. Durch Ernten lichten sich manche Reihen zusehends. Wer regelmäßig Salate und Gemüse nachzieht, kann nachpflanzen. So entsteht im Beet unter Umständen ein Mosaik verschiedenster Nutzpflanzen. Zu beachten ist dabei der jeweilige Platzbedarf und, dass nicht nachher nebeneinander steht, was sich „beißt“. Die Verträglichkeitstabelle für die Mischkultur sollte deshalb zu Rate gezogen werden.

Großes Thema ist auch die Schädlingsregulierung. Die wenigsten Gärtner*innen mögen es, wenn Schnecken oder Raupen Salat und Gemüse wegfressen und sie ins leere Beet schauen. Es gibt zwar Schneckenzaun für ganze Beete und -kragen für einzelne Pflanzen mit umgebogenen Rändern, aber die helfen nicht, wenn die Schleimer schon im Boden sitzen. Dann bleibt nur Absammeln. Probates Mittel gegen Raupen ist eine Spritzung mit einem Bacillus-thuringensis-Präparat, was auch für den biologischen Gartenbau zugelassen ist. Frische Brennnesseljauche hilft gegen Läuse, alt und vergoren ist sie ein hervorragender Flüssigdünger.

Doch noch mal zum Johannistag. Bis dahin natürlich verbissene oder geschnittene Bäume und Sträucher schlagen noch einmal aus und bringen im Rest des Jahres den Johannistrieb hervor. Ergebnis sind dann zwei Austriebe im Jahr, wohingegen normalerweise nur ein Jahrestrieb erfolgt. Bei (Zier-)Hecken führt das dazu, dass diese üppiger und dichter wachsen. Bei Spalieren bringt das „Entspitzen“ des ersten laubigen Frühjahrs-Langtriebs seitliche Kurztriebe hervor, die früher in Frucht gehen.

 

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zuletzt bearbeitet am 12.VII.2022