11. Aug. 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


20 Jahre Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt St. Foillan

 Astrid von Reis

Mit dem Feiern der Kräuterweihe möchten der Freundeskreis und die Gemeinde St. Foillan für die Vielfalt danken und ins Bewusstsein rufen, wie wichtig Pflanzen und Heilkräuter seit Menschengedenken sind – nicht nur für den Menschen. „Die Kräuter und Blumen, mit denen wir die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst bringen (Benediktionale), sprechen vom Ja des Schöpfers zu seinem Werk, aber auch von der Verantwortung des Menschen zu ihrer Erhaltung und Pflege“.

Die Wurzeln der Kräuterweihe reichen weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Mit Kräuterbuschen wurden Natur- und Erntedankfeste zu Ehren der Götter gefeiert. Heilkräftige Pflanzen, welche Linderung bei Verletzungen und Krankheiten brachten wurden verwendet. Die Kirche verdammte zunächst die Kräuterbräuche als heidnisch. Doch die Nutzung ließ sich nicht unterbinden, so dass die Heilkräuterbräuche umgedeutet und der Mutter Gottes geweiht wurden, die damit um Hilfe gebeten und der gedankt werden konnte. Der fränkische Bischof Gregor von Tours erwähnte die Segnung von Pflanzen bereits 594. Seit dem 9./10. Jahrhundert ist sie mit dem ältesten Marienfest, Maria Himmelfahrt am 15. August verbunden. Ein bedeutender Tag in einer Zeit, in der die Sammlung von vielen Kräutern und die Ernte von Früchten und dem Getreide Hochkonjuktur hat.

Da jedes „Kraut“ bedeutend ist, können in einen Kräuterstrauß theoretisch alle Pflanzen und Pflanzenteile aufgenommen werden: (Nutz-) Pflanzen aus dem Hausgarten, Heilkräuter, Getreideähren und auch Früchte. Es können symbolträchtige Pflanzen enthalten sein, wie die acht Pflanzen des marianischen Pflanzenreigens, die mit der Gottesmutter verbunden werden: Akelei (sie steht für die sieben Schmerzen Marias), Madonnenlilie, Gänseblümchen und Rose (sie stehen (auch) für die Jungfräulichkeit und Reinheit), Pfingstrose (Symbol der Güte), Walderdbeere (Sinnbild der jungfräulichen Mutterschaft), Schwertlilie (das „Liebfrauenschwert“) und Veilchen (sie stehen für Demut und Bescheidenheit).

Auch Heilpflanzen, die im Laufe der Zeit mit Maria in Verbindung gebracht wurden und Maria in ihrem Namen tragen wie die Mariendistel oder das Duftende Mariengras lassen sich in den Sträußen finden. Oft ist in der Mitte der Sträuße auch die Königskerze zu sehen, sie trägt tatsächlich auch den Beinamen „Zepter Marias“.

Die Sträuße sind natürlich nach Region, klimatischen und kulturellen Gegebenheiten unterschiedlich zusammengesetzt. Heilpflanzen – viele, die auch in der Frauenheilkunde Verwendung finden – wie die Schafgarbe, Kamille und Beifuß, Ringelblume, Eberraute, Minzen sind fast immer in den Gebinden zu sehen.

Bei der Zahl der im „Buschen“ vertretenen Pflanzen wird auf symbolische „heilige Zahlen“ geachtet. So auf die Drei (Hinweis auf die Dreifaltigkeit), die Sieben (Sakramente, Gaben des Heiligen Geistes), die Zwölf (Apostel, Stämme Israels) oder ein Vielfaches davon, also auch die Neun als Dreifaches der Drei, mancherorts auch die vierundzwanzig, zweiundsiebzig oder gar neunundneunzig.

In den Kräutersträußchen, die der Freundeskreis Botanischer Garten für die Kräuterweihe bindet, sind meistens sieben Heilkräuter, teils auch aus dem Karlsgarten. Lassen Sie sich überraschen, welche in diesem Jahr drin sind. Kommen Sie vorbei, gerne auch mit einem eigenen Strauß.

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zuletzt bearbeitet am 5.X.2022