1. Sept. 2022
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Haustiere Begleiter des Menschen seit Urzeiten
Karl Josef Strank
In der Zeit als die Menschen sammelnd und jagend umherstreiften und von Wildtieren, denen sie nachstellten, und Beeren und anderen Früchten, die sie auf den Wanderungen vorfanden, lebten, gab es schon Hunde, die sie begleiteten. Diese waren bei der Jagd durch ihre geschärften Sinne beim Aufspüren des Wilds eine große Unterstützung, im Lager als Wachhunde ein zuverlässiges Frühwarnsystem. Die Menschen kümmerten sich um sie, gaben ihnen zu fressen von den Resten, Knochen und Innereien, die bei der Jagd abfielen. Hunde leben sozial in Rudeln und so war es für sie vergleichsweise einfach, sich den Familienverbänden der Menschen anzuschließen. Die ursprüngliche Funktion erfüllen sie heute nur noch teilweise. In vielen Rassen gezüchtet, bedienen sie vielfältige andere soziale Zwecke bis hin zum verhätschelten Schoßhündchen, das von Herrchen oder Frauchen vorgeführt und verwöhnt wird.
Mit der Sesshaftigkeit veränderten die Menschen ihren Lebensstil. Die Jagd trat in den Hintergrund, denn jetzt verwendeten sie viel Zeit für den Anbau von Pflanzen. Sie wurden damit aber nicht gleich zu Vegetariern, sondern aßen auch weiter Fleisch, nur wurde die Jagd schwieriger, denn für den Ackerbau rodeten sie Wälder und drängten das Wild zurück, den Ertrag der Felder beanspruchten die Menschen schließlich für sich. Proteine und damit Fleisch sind aber für die Ernährung wichtig und die Wildtiere lieferten bei einer wachsenden Bevölkerung auf Dauer nicht genug davon. Da der Ackerbau Überschüsse abwarf, holten die Menschen geeignete Wildtiere in die Siedlungen und lebten künftig mit ihnen als Haustiere zusammen. Wie eng dieses Zusammenleben sich bis in die jüngste Vergangenheit gestaltete, kann man nachempfinden, wenn man eines der vielen Heimat- und Freilichtmuseen besucht. Mensch und Tier rückten zum gegenseitigen Nutzen unter einem Dach eng zusammen.
Das primäre Interesse zur Haltung der Tiere war und ist die Nutzung ihrer Produkte. Weitere wichtige Kriterien für die Eignung als Haustiere sind die Handhabbarkeit der Tiere und die Ernährung. Tiere, die in sozialen Verbänden leben, sind verträglicher als Einzelgänger und lassen sich, wenn sie in menschlicher Obhut aufgezogen werden, in der Regel auch auf diese prägen, was eine Bindung an Haus und Hof erleichtert und möglich macht. In Bezug auf die Ernährung ist entscheidend, dass die Tiere keine Nahrungskonkurrenten sind und Ressourcen nutzen, die einerseits im Überfluss vorhanden sind und ansonsten für den Menschen nicht nutzbar wären. Das ist bei Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen der Fall, die in der Hauptsache Gras und Heu verwerten.
Welches Spektrum an Haustieren bei uns gehalten wird, zeigt schon die Landgüterverordnung Karls des Großen. Als passionierter Jäger hatte er ein besonderes Augenmerk auf die Haltung und Zucht von Hunden. Dann folgten Pferde, die als Reittiere für die Kavallerie wie als Zugtiere für die Kriegskarren und die Feldarbeit in ausreichender Zahl vorhanden sein mussten. Kühe und Ochsen dienten ebenfalls hierzu, wurden aber auch als Milchlieferanten und letztere insbesondere zur Mast gehalten. Hauptfleischlieferant war und ist das Schwein. Als Allesfresser verwertet es Essensreste jeder Art, wurde zur Mast in die Wälder getrieben, wenn im Herbst Eicheln und Bucheckern, aber auch Würmer und andere im Boden lebende Tiere auf dem Speiseplan standen. Die mageren Weiden, Heiden und Triften lieferten immer noch genügend Nahrung für Schafe und Ziegen, die auf den Hofgütern ebenfalls Erwähnung und ihren Platz finden. Bleibt noch das Geflügel. Zum Inventar gehörten immer schon Hühner, Gänse und Enten, der Eier und des fetten Bratens wegen. Der heute als Festtagsbraten beliebte Truthahn wurde bei uns erst nach der Entdeckung Amerikas bekannt.
Nach den Wünschen der Halter sind bis heute unzählige Varianten von Haustieren (Rassen) gezüchtet worden, die jeweils einer eigenen Betrachtung wert sind. Das geschah und geschieht nicht immer zum Wohl der Tiere. Beispiele sind bestimmte Hunderassen oder auf Milchleistung gezüchtete Kühe mit Rieseneutern. Wir müssen dringend wieder den Respekt vor jeder Kreatur lernen.
zuletzt bearbeitet am 5.X.2022