1. Dez. 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Flamingoblume ist ein idealer Stimmungsaufheller

 Ruth Gestrich-Schmitz

Exotische Pflanzen haben uns Menschen schon immer fasziniert, besonders wenn man sie sich auf die Fensterbank stellen und sich an ihrer Schönheit jederzeit erfreuen kann. Die Anthurie, wegen der Form ihres Blütenkolbens Flamingoblume genannt, ist eine dieser sehr attraktiven, leuchtend dauerblühenden Zimmerpflanzen, die auch als Schnittblume für Gestecke beliebt ist.

Anthurien, aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae) mit über tausend Arten, stammen aus dem tropischen Mittel- und Südamerika und sind auch auf den karibischen Inseln heimisch. Mitte des 19. Jhs. brachten Forschungsreisende zwei Arten mit nach Europa, die sich als Zimmerpflanzen eignen: die Kleine Flamingoblume (Anthurium scherzerianum) und die Große Flamingoblume (Anthurium andraeanum), wobei letztere in allen Pflanzenteilen größer und robuster ist, aber weniger reich blüht. Charakteristisch ist der Blütenstand, bestehend aus einem meist leuchtend rot gefärbten, herzförmigen Hochblatt (Spatha) und einem Kolben (Spadix) mit unscheinbaren, kleinen, spiralig angeordneten Blüten. Mittlerweile gibt es Züchtungen mit rosa, weißen, dunkelvioletten, zweifarbigen oder gesprenkelten Hochblättern oder solche, bei denen während der Blühphase die Farbe von weiß über rosa bis zu einem frischen Grün wechselt (Sorte „Joli Pulse“). Auch in Bezug auf die Form der Blätter und die Wuchsgröße wurden viele Zuchtformen entwickelt. Anthurien zählen zu den pflegeleichten Zimmerpflanzen, die das ganze Jahr über blühen, wenn man ihnen durchlässiges, nährstoffreiches Substrat, alle zwei Wochen etwas Dünger und einen hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung bietet. Im Sommer liebt die Flamingoblume Temperaturen um 22° Celsius, im Winter sollten 15° Celsius nicht unterschritten werden. Und der Wurzelballen sollte gleichmäßig feucht gehalten werden.

In den Niederlanden wurde die Anthurie 2010 zur Büropflanze des Jahres gewählt, weil sie mit ihrem frischen Grün und den farbenprächtigen Hochblättern einen hohen dekorativen Wert hat und damit wesentlich zum Wohlbefinden im Büro beiträgt. Zudem zeigen wissenschaftliche Studien, dass die Pflanze wohl luftreinigende Eigenschaften besitzt, indem sie Schadstoffe aus der Luft aufnimmt, zu den Wurzeln transportiert und abbaut, und damit zu einem gesünderen Lebensumfeld beiträgt. Anzumerken ist, dass die Anthurie, wie viele Aronstabgewächse, wegen ihres Gehalts an Calciumoxalat-Kristallen in den Blättern als schwach giftig eingestuft wird. Bei Verzehr von Blättern kann es zu Übelkeit, Brechreiz und Durchfall kommen. Auch sind bei Kontakt Hautreizungen möglich.


In ihrer natürlichen Umgebung wachsen die meisten Anthurien epiphytisch, d.h. auf anderen Pflanzen, ohne ihnen jedoch Nährstoffe zu entziehen. Die Anthurien bilden Luftwurzeln mit einem silbrig-weißen Gewebe (Velamen) aus, das Niederschlagswasser wie ein Schwamm aufsaugen kann. Die Hochblätter der Blütenkolben sind in den Tropen meist unscheinbar. Bestäuber (kleine Fliegen oder Mücken) orientieren sich eher am Geruch der Blütenstände. Manche Anthurien produzieren Duftstoffe, die Prachtbienen anlocken. Aus den Blüten bilden sich oft leuchtend weiß, gelb, orange, pink, rot oder rosaviolett gefärbte Beeren, die gerne von Vögeln verspeist werden. Wer sich für solche tropischen Anthurien interessiert, muss nicht unbedingt weit reisen. Man findet sie in den Gewächshäusern von Botanischen Gärten, in denen teilweise gigantische Arten zu bewundern sind.

 

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zuletzt bearbeitet am 23.I.2023