8. Dez. 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Garten im Dezember

 Karl Josef Strank

In diesen Tagen, wenn die Nächte lang und die Tage kurz sind, dazu auch meist noch neblig, nass, oft grau und kalt, weil die Sonne nur selten zum Vorschein kommt, liegt der Gedanke an Arbeiten im Garten eher ferne. Wirkliche Ruhe ist aber im Garten nicht eingekehrt und es gibt eine Reihe von Dingen, für die auch jetzt die richtige Zeit ist, dass sie getan werden können, wenn nicht gar sollten. Der Obstbaumschnitt ist nach wie vor eine typische Winterarbeit. Ist das Laub gefallen und sind die Knospen ausgereift, sieht man am besten, wo der Schnitt anzusetzen ist. Das Freischneiden des Kroneninneren und die Wegnahme durchaus auch dickerer Äste, die sich kreuzen, überdecken oder zu dicht stehen, ist dann zügig erledigt. Der alte Merkspruch: „Durch die Krone eines Baumes muss man einen Hut werfen können!“ kennzeichnet nach wie vor die Struktur eines gut geschnittenen Obstbaumes. Der Winter ist auch die Zeit, um schwaches oder gar totes Holz zu entfernen oder bei Sträuchern alte, abständige Triebe an der Basis wegzuschneiden und eine Verjüngung einzuleiten. Ein Feinschnitt auf Endknospen sollte aber an strengen Frosttagen nicht erfolgen, weil die Gefahr besteht, dass sie vom Zweigende her erfrieren, vor allem dann, wenn zu kurz geschnitten wurde.

Für die Nachpflanzung von Obst- und Ziergehölzen ist jetzt ebenfalls die beste Zeit, denn dann können diese noch einwurzeln und sind vorbereitet, im nächsten Frühjahr ohne Verzögerung durchzutreiben.

Droht Frost, müssen empfindliche Topf- und Kübelpflanzen geschützt werden. Bei subtropischen und mediterranen Gewächsen reicht oft schon eine starke Frostnacht und es ist um sie geschehen. Sie sind daher rechtzeitig im Haus, Wintergarten oder Gewächshaus frostsicher unterzubringen.

Dahlienknollen überleben den Winter auch nicht im Freien. Soweit nicht schon geschehen, müssen sie ausgegraben, abgeklopft, in eine Kiste mit Sand gelegt und bis zum Frühjahr im Keller überwintert werden.

Ist der Garten das Jahr über gut bestellt worden, so gibt es jetzt auch noch was zu ernten. Neben den letzten Kartoffeln sind das Rote Bete, die auch noch länger ausharren können, Pastinaken, Süßkartoffeln, Schwarzwurzeln und Topinambur. Winterporree ist jetzt soweit, hält aber durchaus noch bis im Frühjahr. Kohlrabi und die letzten Kohlköpfe werden geerntet. Grünkohl und Rosenkohl hieß es, brauchen den ersten Frost, damit die Bitterstoffe abgebaut werden. Bei den heutigen Sorten sind diese herausgezüchtet und können daher auch ohne Frostnächte geerntet werden, zumal diese als Folge des Klimawandels nicht mehr so häufig vorkommen.

Endivien, Feldsalat und Winterpostelein, im Herbst ausgesät, genauso wie Spinat sind jetzt fertig und bereichern den Speisezettel. Auch Zuckerhut und Radicchio sind typische Wintersalate. Speziell ist der Chicorée. Werden die Wurzeln in einem Eimer mit lockerer, sandiger Erde im Dunkeln angetrieben, können die weiß-gelblichen „Blattzapfen“ den Winter über geerntet werden. Genau so wird er in großem Stil in Kellern oder abgedunkelten Gewächshäusern als leicht bitteres, vitaminreiches Wintergemüse produziert, das in jedem Supermarkt zu kaufen ist.

Gärtner, die im Frühjahr Beete mit Tulpen, Narzissen und anderen Zwiebelpflanzen genießen wollen, müssen jetzt die Kataloge wälzen, auswählen, bestellen und die Zwiebel schleunigst in die Erde bringen, falls das nicht schon geschehen ist. Zur Vorbereitung des Gartens auf den Winter gehört auch, dass Baumscheiben mit Mulch abgedeckt, leere Beete mit Kompost, Stroh, Mulch eingepackt oder mit Ackersenf, Bienenfreund, einer Leguminosenmischung oder anderen Samenmischungen eingesät werden. Boden sollte im Winter nicht offen der Witterung ausgesetzt und unbedeckt sein. Laub muss auch nicht gefegt und entfernt werden, ein „unaufgeräumter“ Garten bietet vielen Tieren, Unterschlupf und Verstecke, um den Winter gut zu überleben.

Nicht zuletzt sind das Wasser abzustellen, die Wassertonnen zu leeren, Gartengeräte zu säubern, ins Trockene zu stellen und wer es ganz gut machen will, mit Leinölfirnis blank zu reiben. Das riecht nicht nur gut, sondern pflegt auch die unentbehrlichen Gartengeräte bis deren Arbeit im Frühjahr wieder losgeht.

 

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zuletzt bearbeitet am 23.I.2023