6. April 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Kleine Wasserfrosch ist der Lurch des Jahres 2023

 Sophie Zimmermann

Der Kleine Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) oder auch Kleiner Teich-, Grün- oder Tümpelfrosch genannt, ist in diesem Jahr zum Lurch des Jahres gewählt worden. Er ist in Europa beheimatet. Obwohl der Frosch auch in Deutschland flächendeckend verbreitet ist, gehört er zu den seltenen und gefährdeten Amphibienarten. Der genaue Bestand der Froschart ist schwer zu bestimmen, da sie oft mit dem häufig vorkommenden Teichfrosch verwechselt wird. Oftmals kann der Kleine Wasserfrosch nur durch seine Genetik von dem nah verwandten Teichfrosch unterschieden werden. Aus diesem Grund ist über den kleinen Wasserfrosch bisher im Vergleich zu anderen deutschen Amphibienarten wenig bekannt. Erst durch umfangreiche Kreuzungsexperimente des Zoologen Leszek Berger konnte der Frosch als eigene Art erkannt werden. Es ist nicht bekannt, ob eine Wasserfroschpopulation in Deutschland existiert, in der ausschließlich der kleine Wasserfrosch lebt. Oftmals sind in diesen Gewässern auch viele andere Arten vertreten, wodurch die eindeutige Bestimmung deutlich erschwert wird.

Die Oberseite des Kleinen Wasserfroschs reicht von grasgrün bis blaugrün oder braun mit dunklen Flecken. In der Mitte des Rückens befindet sich meist ein gut erkennbarer grüner Streifen in Längsrichtung. Die Bauchseite des Frosches ist weißlich mit nur wenigen Flecken. Die Größe der Tiere unterscheidet sich leicht zwischen den Geschlechtern. Weibchen werden 5,5 bis 8 cm und Männchen zwischen 4 und 7,5 cm lang. Der Kleine Wasserfrosch ist damit die kleinste Wasserfrosch-Art in Deutschland.

Während der Paarungszeit bevorzugt der Kleine Wasserfrosch stehende oder langsam fließende Gewässer. Vor allem moorige oder eutrophierte, also sehr vegetationsreiche Seen, bieten dem kleinen Frosch Schutz, da hier seine typische Grünfärbung kaum auffällt. Er unterscheidet sich vor allem zu anderen Wasserfröschen darin, dass er außerhalb der Paarungszeit terrestrische Lebensräume wie feuchte Wiesen oder Wälder aufsucht. Sobald aber die Paarungszeit beginnt, finden sich alle zum jährlichen Gequake im Gewässer ein, wobei hier sogar mehrere Phasen stattfinden. Es konnte eine Vorlaich-, Laich- und Nachlaichphase festgestellt werden. Die Phasen sind hinsichtlich Beginn und Dauer überwiegend von der Temperatur abhängig. So kann die Paarungszeit schon im März oder auch erst im April stattfinden. Die Wassertemperatur beträgt im besten Fall circa 16 Grad. Hat ein Männchen, nach tagelangem Quaken und Revier verteidigen, endlich ein Weibchen begattet, legt dieses zwischen 400 und 4.500 Eier ab. Das Laichgewässer ist dafür bestenfalls flach, sonnig und dicht bewachsen. Nach 5-10 Tagen schlüpfen aus den braungelblichen Eiern kleine Froschlarven. Die kleinen Kaulquappen ernähren sich von Algen, abgestorbenen Pflanzen und kleinsten Wasserorganismen. Die adulten Wasserfrösche ernähren sich hauptsächlich von Insekten wie Wasserkäfern oder Libellen, aber auch Spinnentieren, Schnecken oder kleinen Fischen.

Im Herbst zieht sich der Kleine Wasserfrosch in kleine Erdhöhlen zurück, um zu überwintern, bis er sich im Frühjahr wieder zu den Laichgewässern begibt.

Seine natürlich vorkommenden Fressfeinde wie beispielsweise Ringelnattern, Fische, Krähen, Reiher oder kleine Säugetiere sind das geringste Problem für den grünen Frosch. Viel schlimmer sind die vielen durch den Menschen verursachten Gefährdungen. Durch Grundwasserabsenkungen, intensive Landwirtschaft, Bebauung, Gewässerbeschattungen und den Klimawandel sind die Lebensräume des Kleinen Wasserfrosches stark bedroht. Doch trotz des vermutlich massiven Bestandsrückgangs kann der seltene kleine Wasserfrosch in einem geeigneten Lebensraum eine hohe Individuendichte erreichen. Erhält er also in Zukunft mehr Schutz, könnte es ihm recht schnell gelingen, wieder einige Gewässer für sich zu gewinnen.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.V.2023