11. April 2024
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
„Was scharf schmeckt, ist gesund“, so auch das Radieschen
Astrid von Reis
Die kleine Wurzel ist das Schwänzchen, die schöne rote Knolle der dicke Bauch mit Kopf, das Strunkende das Schnäuzchen und kleine, dünne Radieschen-Scheiben in den „Körper“ gesteckt sind die Ohren: fertig ist die Radieschen-Maus. Nicht nur auf Kinderpartys löst dieser Deko-Hit Entzücken aus. Doch die kleinen kugelrunden und leuchtend roten Radieschen, botanisch Raphanus sativus var. sativus sind nicht nur hübsch anzusehen, sie haben auch inhaltlich einiges zu bieten.
Radieschen zählen wie Brokkoli, Rosenkohl oder auch Raps zu der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie sind die kleinsten Geschwister der Garten-Rettiche (Raphanus sativus L.) zu denen die Varietäten wie beispielsweise der weiße Sommerrettich (Raphanus sativus var. vitreus) und der schwarze Winterrettich (Raphanus sativus var. niger) gehören. Auch der Meerrettich gehört in die Familie der Kreuzblütengewächse doch näher ist die Verwandtschaft zum Radieschen nicht, wie der botanische Name Armoracia rusticana zeigt.
Die Heimat des Garten-Rettichs, also auch des Radieschens liegt vermutlich in Südostasien, der noch heute dort wild wachsende Strandrettich und der Schnabelrettich sind wahrscheinlich seine Urahnen. Von hier aus verbreiteten sich die Garten-Rettiche in ganz Asien, Vorderasien bis in den östlichen Mittelmeerraum. In China ist der Einsatz des Garten-Rettichs seit etwa 500 vor Christus belegt und ist heute dort eines der wichtigsten Gemüse, bekannt unter der Kulturform Raphanus sativus var. longipimatus, in Japan auch als Daikon bekannt. Seit dem 16. Jahrhundert hat sich das Radieschen dann auch in Deutschland etabliert, die Knollen waren damals allerdings eher grau oder gelbbraun. Züchtungen bis heute zu haben dann die unterschiedlichsten Knollenfarben wie rot, weiß, rosa, violett, gelb und Formen wie rund, oval, zylindrisch, gestreckt hervorgebracht. So gehört auch die bekannte kegelförmige weisse Sorte ‚Eiszapfen‘ zu den Radieschen. In Deutschland wurden 2019 etwa 79.500 t Radieschen angebaut, hauptsächlich mit 80% in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt mit 12 %.
Keimen schnell: So sehen sechs Tage alte Radieschensprossen aus.
Die vier über Kreuz stehenden kleinen Blütenblätter sind im Allgemeinen weiß mit einer lila Aderung. Die Früchte sind Gliederschoten. Die fiederlappigen, behaarten Blätter werden etwa 20 Zentimeter lang. Auch wenn das Radieschen seinen Namen von lateinisch radix, die Wurzel, erhalten hat, entsteht die beliebte Speicherknolle nicht aus der Wurzel sondern hauptsächlich aus dem Stengelstück unterhalb der Keimblätter (Hypokotylknolle). Die Knolle ragt zur Hälfte oder mehr aus der Erde hervor.
Bald beginnt in unseren Breiten die Hochzeit der Radieschen. Die Aussaat erfolgt ab März im Folientunnel und schon bald, bei warmem Frühlingswetter kann ins Freiland gesät werden. Radieschen- Samen sind absolute Schnellkeimer, was sie in der Winterzeit zum idealen Begleiter im Sprossenglas machen. Bereits vier bis fünf Tage nach der Aussaat kommen schon die Keimblätter und ungefähr 4 Wochen danach sind die kleinen Knollen im Garten oder Balkonkasten erntereif.
Das Radieschen ist ein sehr gesundes, kalorienarmes, ballaststoffreiches Gemüse und wird schon lange, wie auch seine Rettich- Geschwister als Heilmittel mit antibiotischer, galletreibender, antioxidativer, schleimlösender und entzündungshemmender Wirkung eingesetzt. Wesentlich hierfür sind Senfölglykoside, diese werden durch das ebenfalls enthaltene Enzym Myrosinase beim Zerkleinern oder drauf Kauen erst aktiviert, wodurch das Radieschen auch seine pikante Schärfe erhält. Aber auch durch viele Vitamine und Mineralstoffe (allein 100 Gramm Radieschen enthalten bereits ein Viertel unseres Tagesbedarfes an Vitamin C) und sekundäre Pflanzenstoffe punktet das Radieschen. Neben den Knollen, enthalten vor allem die Sprossen aber auch die Blätter (von Bioware) viele gesunde Stoffe, viel zu schade zum Wegwerfen und ideal zum Herstellen von Pesto oder Spinat.
zuletzt bearbeitet am 28.IV.2024