4. Sept. 2025
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Sterne auf dem Boden
Joachim Schmitz
Erdsterne sind Pilze, die wegen ihrer bizarren Fruchtkörper sofort auffallen. Sie bilden ihre Sporen nicht an Lamellen oder Röhren. Der zunächst kugelförmige Fruchtkörper, Peridium genannt, platzt bei der Sporenreife auf. Dadurch trennt sich das eigentliche sporenbildende Gewebe, das Endoperidium, vom Exoperidium, das als trockene Hülle in mehrere dreieckige Lappen aufreißt. Das kann unregelmäßig sein.Manchmal sieht das aber auch so aus wie der Kragen des Fernsehfrosches Kermit, natürlich nur nicht in Grün, sondern irgendwie braun. Schließlich öffnet sich das Endoperidium mit einer Pore an der Spitze oder mit mehreren Poren, durch die dann die staubfeinen Sporen austreten.
Beim Halskrausen-Erdstern (Foto) ist die Hülle zusätzlich differenziert in das wie üblich kragenförmige Exoperidium und eine zusätzliche Hülle darüber. Dieses Mesoperidium reißt nicht so stark auf und bildet eher eine Art Schale oder Kelch.
In älteren Büchern findet man für den Halskrausen-Erdstern meist den wissenschaftlichen Namen Geastrum triplex. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass diese aus den Tropen beschriebene Art nicht mit dem heimischen Halskrausen-Erdstern identisch ist. Der korrekte Name für die heimische Art ist Geastrum michelianum.
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Halskrausen-Erdstern nahe der Dreilägerbachtalsperre.
Verbreitung
Weltweit sind etwa 60 Arten bekannt; davon kommen etwa 25 in Mitteleuropa vor. Meist wachsen sie in Zusammenhang mit Bäumen, wie der Halskrausen-Erdstern in Laubwäldern, oder in Parks. Einige stehen aber auch ziemlich trocken auf Sandböden, zum Beispiel in küstennahen Kiefernwäldern. Weitere häufige Arten sind Gewimperter Erdstern (G. sessile), Kleiner Nesterdstern (G. quadrifidum) und Rotbrauner Erdstern (G. rufescens).
Das Artenverzeichnes/Rote Liste Nordrhein-Westfale von 2011 führt 8 Arten auf, von denen nur der Blumen-Erdstern (G. floriforme) stärker gefährdet ist.
Ungenießbar
Als Speisepilze spielen Erdsterne keine Rolle. Die reifen Fruchtkörper sind ungenießbar. Ähnlich wie beim „Hexenei“ der Stinkmorchel sollen die noch geschlossenen jungen Fruchtkörper essbar sein. In diesem Stadium stecken sie noch im Boden. Der Aufwand steht sicher in keinem Verhältnis zum zu erwartenden Genuss.
Neue Systematik
Noch viel mehr als bei den Pflanzen haben neuere DNA-Analysen die Systematik der Pilze erheblich durcheinander gewirbelt. Früher wurden Erdsterne mit anderen Ständerpilzen, die ihre Sporen in einem zumindest anfangs geschlossenen Fruchtkörper erzeugen, zu den Bauchpilzen (Gasteromycetes) gezählt. Dazu gehörten neben Erdsternen Stinkmorcheln, Stäublinge, Boviste und trüffelähnliche Bodenpilze. Die Echten Trüffel haben schon immer nicht dazu gehört, weil sie Schlauchpilze sind. Ständer und Schläuche sind die eigentlichen sporenbildenden Organe, die aber nur unter dem Mikroskop unterscheidbar sind.
Heute sind die Bauchpilze als Gruppe aufgelöst. Offensichtlich beruht die Ähnlichkeit der Fruchtkörper nicht auf wirklicher Verwandtschaft sondern hat sich mehrfach unabhängig voneinander entwickelt. Lediglich zu den Stinkmorcheln ist eine weitläufige Verwandtschaft bestehen geblieben. Erdsterne und Stinkmorcheln gehören beide zur Unterklasse Phallomycetidae. Unterklasse ist aber eben auch eine sehr hohe Ebene.
zuletzt bearbeitet am 2.X.2025