25. Sept. 2025
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Walnüsse auf dem Vormarsch
Joachim Schmitz
Bald kommen wieder die ersten neuen Walnüsse auf den Markt. Wie einige andere sogenannte Nüsse sind Walnüsse botanisch keine Nüsse sondern in diesem Fall die Steine einer Steinfrucht. Das Missverständnis kommt daher, dass nie die ganzen Früchte in den Handel gelangen. Die sind von einer grünen, später braunen, lederig-fleischigen Hülle umgeben, die vor dem Verkauf bereits entfernt ist. An der umlaufenden deutlichen Naht können auch Laien leicht erkennen, dass der Stein aus zwei verwachsenen Fruchtblättern zusammengesetzt ist. Trotzdem enthalten sie zur Blütezeit nur eine einzige Samenanlage, die zur Fruchtzeit zum Embryo herangewachsen ist, den wir als „Nuss“ essen. Als Nährstoffreserve für den jungen Keimling sind die beiden Keimblätter groß entwickelt und enthalten viel Öl. Jedes Keimblatt ist noch einmal tief gespalten, was dann den typischen vierteiligen Walnusskern ergibt.
Getrocknete und gar noch geschwefelte Walnüsse sind viel länger haltbar, und so findet man heute kaum noch frische Walnüsse auf Wochenmärkten. Vor Jahren kam ich an der Untermosel an alten Walnussbäumen vorbei, die anscheinend niemand mehr geerntet hat. Ich habe mir die Taschen vollgemacht und anschließend auf einer Schiffstour verspeist. In diesem Zustand kann man die Früchte noch mit der bloßen Hand knacken. Zusammen mit einem Moselwein war das der reinste Gaumenschmaus. Allerdings hatte ich danach noch tagelang schwarze Finger.
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Spontaner Aufwuchs einer Walnuss an einem Aachener Parkplatz.
Das liegt daran, dass besonders die Fruchthüllen, aber auch junge Blätter einen intensiv färbenden Stoff enthalten. Dieses Juglon gehört chemisch zu den Naphthochinonen, wozu z.B. auch Henna zählt. Juglon ist schlecht wasserlöslich, weshalb es sich auch kaum abwaschen lässt. Es wird zum Färben von Holz, Wolle und Haaren benutzt. In der Kosmetik wird es als Zusatz zu bräunenden Hautölen verwendet.
Aus den unreifen grünen Früchten gewinnt man in einem komplizierten Gärungsprozess „schwarze“ Walnüsse, die als Delikatesse zur Begleitung von Desserts, Käse u.a.m. genossen werden. In Alkohol angesetzt kann man auch einen Likör herstellen. Da sich Juglon gut in Alkohol löst, ist dieser „Nussbitter“ tief schwarzbraun gefärbt.
Das Holz ist als „Nussbaum“ sehr geschätzt in der Möbel- und Kunsttischlerei. Im Mittelalter machte man daraus Armbrüste und später Gewehrschäfte. In der Möbelindustrie wird heute vorwiegend die amerikanische Schwarze Walnuss (Juglans nigra) verwendet und nicht die heimische Walnuss (Juglans regia). Neuerdings wird auch die Hybride aus beiden Arten (Juglans x intermedia) als Forst- und Nutzbaum angepflanzt.
Wie oft bei uralten Kulturpflanzen ist die Herkunft unklar. Wilde Walnüsse gibt es sicher vom Balkan bis Westasien. Für Südwestdeutschland wird diskutiert, ob manche (heute z.T. schon wieder verschollene) Lokalsorten direkt von Wildpflanzen abstammen, die damals in Auwäldern wuchsen. Die heute übliche Form stammt sicher aus dem oben genannten Stammgebiet, verwildert aber auch leicht. In der Verbreitungskarte des Bundesamts für den Naturschutz (www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxon-id=3127) werden die Vorkommen an Oberrhein und Untermain jedenfalls als einheimisch eingestuft. Das schließt nicht aus, dass es sich um Verwilderungen aus Kultur handelt; aber das muss eben schon vor 1492 passiert sein.
In Deutschland deckte sich das Anbaugebiet etwa mit dem Weinbergsklima. Daran hat sich nicht viel geändert. Aber man findet aber auch weit entfernt davon immer mehr spontane Verwilderungen. Die wärmeliebende Art gehört eindeutig zu den Gewinnern des Klimawandels. Nach floraweb.de wird sowohl kurz- wie langfristig eine deutliche Zunahme der Art erwartet.
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zuletzt bearbeitet am 2.X.2025