Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
adripias | 54 | Atriplex hortensis L. | Chenopodiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Gartenmelde gehört
wie Spinat und Mangold zur Familie der Gänsefußgewächse.
Im Gegensatz zum Spinat, der längere Zeit im Rosettenstadium verweilt,
wächst sie kontinuierlich in die Höhe und kann durchaus im freien
Stand 1,7 – 2 m erreichen. Die schnellwüchsige einjährige Pflanze
kann vom Frühling bis in den Frühsommer sukzessive gesät
werden. Die dreieckigen bis herzförmigen Blätter stehen wechsel-
oder gegenständig, sind spinatartig und leicht sukkulent (wasserspeichernd).
Ihre Farbe ist grün, bei einigen Gartenformen, die eine Länge
bis zu 18 cm erreichen, bis purpurbraun. Junge Blätter sind kurz gezähnt
oder gelappt, oft grau und mehlig-filzig. Die roten Sorten geben einen
schönen Farbkontrast in Sommerbeeten und sind, da sie gleichfalls
essbar sind, eine gute farbige Ergänzung in Salaten. Die unscheinbaren
grünen oder rotbraunen Blüten erscheinen im August an den Enden
der Triebe in bis 20 cm langen traubig-rispigen, oft fuchsschwanzartigen
oder lockeren Blütenständen. Aus diesen entwickeln sich im September/Oktober
Früchte mit weißlich-kreisrunden, flachen Fruchthüllen.
Die Gartenmelde ist üblicherweise
unempfindlich gegenüber salzhaltigen Böden, was wiederum nicht
so sehr erstaunt, wenn man weiß, dass viele ihrer nächsten Verwandten
an den Küsten und in küstennahen Gebieten vorkommen. Sie benötigt
feuchten, aber gut drainierten, nährstoffreichen Boden und sollte
während trockener Perioden reichlich gegossen werden, um eine vorzeitige
Fruchtbildung zu verhindern. Sie wächst überall wie Unkraut,
auch im Halbschatten, doch bei guter Düngung und Wässerung werden
die Blätter größer und zarter. Geerntet werden die Blattspreiten,
nicht die Stiele und auch nicht der junge Stängel, denn nur die Blätter
sind zart. Werden die Pflanzen heruntergeschnitten und im Spitzenwachstum
begrenzt, sind während des Frühlings und Sommers mehrere Blatternten
möglich, da die Pflanzen nachwachsen.
Als Heimat der Gartenmelde,
die auch als Bergspinat bezeichnet wird, geben Zeven & de Wet das temperierte
Europa und Asien an, wo sie wild oder verwildert vorkommt.
Geschichte
Die Gartenmelde gehört
seit der griechischen und römischen Antike im Mittelmeerraum zu den
dort kultivierten Gemüsepflanzen. Die Römer haben sie wie Mangold
und Rote Rüben und wie die für sie unverzichtbaren Gewürze
Koriander, Dill und Sellerie nach Deutschland gebracht. Theophrast berichtet
über den Anbau, dass sie im Januar/Februar gesät wird und nach
acht Tagen aufgeht. Dioskorides bezeichnet sie als "ein Koch Kraut / gemeinlich
allen wol bekannt." Heilwirkungen erkennt er ihr auch zu: "Sie erweychen
den Stulgang / vertreiben die Geschwulst ... Der Same mit Honig Wasser
getruncken / heylet die Geelsucht."
Ob die Melde sich nach dem
Abzug der Römer in Deutschland gehalten hat, ist ungewiss. Neben der
Nennung im Capitulare führt auch Hildegard von Bingen sie unter anderen
Nutzpflanzen an. Sie scheint jedenfalls in Deutschland keine große
Rolle gespielt zu haben, denn in den Kräuterbüchern des 16. und
17. Jh. findet sie nur selten Erwähnung. Neben der Melde wurden im
Mittelalter "spinat"ähnlich verschiedene Blattgemüse wie Mangold,
Blutmeyer, Fuchsschwanz oder der wild wachsende Gute Heinrich genutzt.
Im 12. Jh. wurde durch die Araber der Spinat nach Spanien eingeführt,
der hierüber dann nach Deutschland gelangte oder von den Kreuzfahrern
aus dem Orient mitgebracht wurde. Dieser wurde auf Dauer der Gartenmelde
vorgezogen und hat letztere seit fast 200 Jahren weitgehend verdrängt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Dennoch ist die Gartenmelde nicht völlig außer Gebrauch geraten.
Sie wird zwar nur noch selten angepflanzt, hat aber mit grün-, gelb-
und rotblättrigen Sorten in Botanischen Gärten und Anstalten
für Pflanzenzüchtung überdauert und wird sogar für
den Gebrauch empfohlen. Bei Verwendung in der Küche müssen die
Blätter im Gegensatz zu Spinat 5-15 Min. kochen und schmecken etwas
herber. Gebietsweise ist es, wie Körber-Grohne berichtet, üblich
gewesen, Sauerampferblätter als Geschmackskomponente beizugeben.
Gartenmelde enthält Saponine, Betalaine, Flavonole, bis 10,3 %
Oxalsäure, Proteine und die Spurenelemente Eisen, Kupfer, Mangan und
Zink. In der Volksmedizin wird die Melde als leicht reizerregendes Kraut
bezeichnet, das den Metabolismus anregt. Es reinigt das Blut und findet
Verwendung bei Blasen- und Nierenleiden, zur Behandlung von Lungenleiden
und als Mittel gegen Blutungen.
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zuletzt geändert am 7.XI..2003