Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
gladiolum
17b
Gladiolus italicus Mill. Iridaceae

 
 Gladiole
deutscher Name 
 Italiaanse gladiol
niederländischer Name 
 glaieul
französischer Name 
 gladiolus
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung


 

Botanische Beschreibung der Art

Zur Gattung Gladiolus gehören etwa 150 Arten von Stauden mit knolligen Wurzelstöcken, schwertförmigen Blättern in fächerartigen Büscheln und Blüten in meist einseitswendigen Ähren. Durch das Erscheinungsbild wird die Verwandtschaft zu den Irisgewächsen offenkundig. Ihre Heimat sind Afrika, Europa und der Nahe Osten; viele sind frostempfindlich. Im Wuchs variieren sie von sehr kleinen bis zu den spektakulär großen, farbenprächtigen Hybridsorten, die als Schnittblumen Verwendung finden, ebenso in Größe und Farbe der Blüten von rosa-rot bis in alle Regenbogenfarben der Gartengladiolen, die aus Kreuzungen mit südafrikanischen Arten hervorgegangen sind. Manche duften auch.

Im älteren Schrifttum und in der Volksbenennung werden die einzelnen Arten der wildwachsenden Gladiolen Europas meist nicht weiter unterschieden. Oft ist es nicht auszumachen, ob es sich bei dem erwähnten Exemplar um Gladiolus imbricatus, palustris, illyricus, communis oder italicus handelt. Im Capitulare dürfte Gladiolus italicus (syn. G. segetum) gemeint sein, eine wilde Gladiole, die man weit verbreitet im Mittelmeerraum bis Zentralasien und auf den Kanaren an Wegrändern, Feldrainen, Böschungen, in der Garrigue und vor allem auch in Getreidefeldern findet.

Sie wird 50-100 cm groß und blüht von März - Juni. Die 4-5 cm langen Blüten sitzen zu 6-5 an mehr oder weniger zweiseitigen Ähren. Das unterste Hochblatt ist länger als die Blüten. Die Blütenblätter sind rosa bis dunkelrot, die drei unteren haben eine hellrosa speerförmige Zeichnung mit dunkelroter Umrandung. Die 10-18 mm langen Staubbeutel sind deutlich länger als die Staubfäden; die Samen sind ungeflügelt. An dem kräftigen Stängel sitzen die unregelmäßig genervten Blätter, die unten 10-17 mm breit und oben schmäler sind.

Gladiolus italicus hat heute keine große Bedeutung mehr außer als Zierpflanze, die von Hobbygärtnern in Wildgärten, die der Natur nachempfunden sind, kultiviert werden oder, dass die vielen Hybridsorten als Bauerngartenpflanzen oder Schnittblumen für Haus- und Grabschmuck gerne Verwendung finden.
 

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Geschichte

Vielleicht ist Gladiolus italicus nach einer Sage der Antike die Hyazinthe, die aus dem Blut des von Apoll versehentlich getöteten Hyakinthos trieb und die auf ihren Blütenblättern die Klagelaute des verzweifelten Gottes trug. Sie könnte aber auch das "kosmedalon" der Alten gewesen sein: Schmuck, den die Knaben zum Fest der Demeter anlegten (die unteren Blütenblätter trugen die Klagezeichen "AA" oder "VV" als Symbole der Trauer Demeters über die Entführung ihrer Tochter Persephone). Der lat. Name "gladiolus" bedeutet "kleines Schwert", was von der Form der Blätter herrührt. In Deutschland und anderen Ländern nannte man die Gladiole auch (rote) Schwertblume, Schwertel, Säbel- und Messerblume. Andere Namen sind Allermannsharnisch und Siegwurz. Der Wurzelstock ist von einer netzartigen faserigen Hülle umgeben, die mit einem Panzerhemd (Harnisch) verglichen wurde. Kriegsleute trugen deshalb, wie von Perger berichtet, die Wurzel als Talisman um den Hals, um unverwundbar und unbesiegbar zu sein. Man glaubte, die Siegwurz mache hieb- und stichfest. Sie half aber auch bei Krämpfen und Zahnweh. Die Bergleute schütze sie vor dem bösen Wetter. Sie wurde gegen Behexungen in Sennhütten aufgehängt, gegen den Alp auf das Bett gelegt, als Schutz gegen andere Zaubereien in ein Tuch eingenäht und um den Leib gebunden. Etwas Siegwurz im Trank für Pferde und Kühe hielt böse Einflüsse von den Tieren fern. Ein Stück Wurzel wurde unter der Schwelle vergraben, damit "nichts Böses aus- und einkönne."

Der Wurzelstock der Siegwurz wurde wie die Wurzel der Zaunrübe so bearbeitet und zurecht geschnitzt, dass sie der echten Alraune (Mandragora officinalis) ganz ähnlich sah. Sie wurde genau wie diese auf den Jahrmärkten feilgeboten (vgl. 20b). Als "Schreckstein" hängte man sie kleinen Kindern als Amulett gegen den "Schreck" (epilepsieähnliche Anfälle) um.

Hier noch die Ratschläge des Dioskorides, der bei der Wurzel einen unteren und einen oberen Teil unterscheidet: "Die öberste Wurtzeln / mit Weihrauch und Wein zum Pflaster gemacht und ubergelegt / ziehen die Spitzen unnd Dornen auß dem Leib. Mit Dortenmeel unnd Honigwasser / wie ein Pflaster ubergelegt / vertreibt sie die Geschwer unnd Geschwulst. ... auch zum Zäpfflin gemacht / und in die Scham gethan / zeucht die Monzeit der Frawen an sich: Man sagt / das die öberste Wurtzeln mit wein getruncken / ein Begird und Lust zur Unkeuschheit errege. Die undere aber eingenommen unfruchtbar mache. Auch sagt man / das die öberste mit Wasser eingenommen den Kindern wider die Brüche sehr wol bequem."

Und folgendes Rezept aus dem Lorscher Arzneibuch beschreibt einen Heiltrank gegen Steine:
½ Unze Attichsaft (Zwergholunder), ebenso viel Saft von Schwertelwurzeln (Gladiolus), 1 Unze Steinbrechkörner mitsamt dem Saft: vermische das, seihe ab und gib einen Becher attischen Honig dazu.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Wurzelknolle der Gladiole enthält etherisches Öl, Ascorbinsäure und Saponine. Da die Blätter ebenfalls bis zu 1 % Ascorbinsäure enthalten, sind sie potentielle Vitamin-C-Spender und wurden zur Behandlung von Skrofulose, einer seltenen Haut- und Lymphknotenerkrankung, die als Vorstufe der Tuberkulose galt, eingesetzt. In der Veterinärmedizin fand die Siegwurz als Wundmittel Verwendung.

Ansonsten finden Gladiolen heute nur noch als Zierstauden in Gärten oder als Schnittblumen Verwendung. Da die Pflanzen aus dem Süden stammen, sollten die Knollen in unserem kalten und nassen Klima ausgegraben und über den Winter trocken gelagert werden. Eine Vermehrung findet im Frühjahr statt über Samen oder die zahlreichen Brutknollen.
 


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zuletzt geändert am: 13.II.2004