Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
petresilinum | 31 | Petroselinum crispum (Mill.) Nym. ex A.W.Hill | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Petersilie gehört
zur Familie der Doldengewächse. Die Pflanze ist zweijährig und
wird je nach Bedingungen zwischen 30 und 100 cm hoch. Die intensiv dunkelgrünen
Blätter sind zwei- bis dreizählig gefiedert und kommen je nach
Sorte in verschiedenen Formen vor. Die Wildform hat schmale, derbe Blattfiedern.
Die verbreitetste Kulturform ist krausblättrig und mit dem Laub keiner
anderen Pflanze zu verwechseln.
Obwohl Petersilienblätter
Frost recht gut überstehen, wird doch ein Teil der Biomasse während
des Winters in der verdickten weißen Wurzel aufbewahrt. Der Petersilie
stehen im zweiten Lebensjahr diese Reservestoffe zur Verfügung, wenn
sie die gerillten Stängel mit mehreren Blättern und Blütendolden
ausbildet, die sich aus zahlreichen winzigen grün-gelblichen Blüten
zusammensetzen. Die typischen paarweise aufgehängten Teilfrüchte
sind zugespitzt eiförmig und haben nur wenig hervortretende Rippen.
Sie können von August bis September geerntet werden.
Die Petersilie benötigt
fruchtbaren, feuchten aber wasserdurchlässigen Boden. Sie ist frosthart
und wächst am besten in voller Sonne oder im Halbschatten. Die Varietät
´tuberosum´ (Knollenpetersilie) bildet verdickte größere
Wurzeln aus und wird als Wurzelgemüse (Petersilienwurzel) genutzt.
Ihr Geschmack liegt zwischen Petersilie und Sellerie.
Für die Kultur ist zu
beachten, dass Petersilie nie dahin gesät werden sollte, wo sie im
Vorjahr stand. Ebenso sind Standorte anderer Doldengewächse, wie Möhre,
Sellerie oder Dill zu meiden. Gute Vorkulturen sind Porree oder Zwiebeln.
Petersilie sollte stets frisch verwendet werden, beim Trocknen oder Einfrieren
verliert sie an Aroma. Die robusten kräftigen Blätter der Petersilie
überstehen auch einen Hagelschlag im Garten unbeschädigt, wenn
andere Blätter zerrissen und zerschmettert werden. Daher drückt
jemand mit der bekannten Redensart "es hat mir meine Petersilie verhagelt"
aus, dass etwas fast Unmögliches zumindest aber völlig Unerwartetes
geschehen ist.
Geschichte
Die Petersilie stammt aus
dem Mittelmeergebiet und wurde bereits vor über 5000 Jahren in Kultur
genommen. Eine ostmediterrane Herkunft der Wildform bleibt umstritten,
weil an den westlichen Küsten und auf den Kanaren Petersilie wild
wächst, auf dem Balkan und in Ägypten aber nicht. Bereits aus
der Jungsteinzeit gibt es archäologische Funde von Petersilienfrüchten
nördlich der Alpen. Der Name leitet sich ab aus dem griech. petros
(=Felsen) und selinon (=allgemeine Bezeichnung für eine Reihe von
Doldengewächsen). "Stein-Silge" ist ein alter deutscher Name. Mit
wohlriechenden Petersilienkränzen wurden im antiken Griechenland die
Sieger der nemeischen und isthmischen Wettkämpfe ausgezeichnet. Aber
auch unter Nicht-Sportlern war das Tragen von Petersilienkränzen Brauch,
und zwar als Kopfschmuck bei Gastmählern. Verwendungen in der antiken
griechischen Küche sind dagegen nicht bekannt. Die erste zuverlässige
schriftliche Erwähnung findet sich bei Plinius, der die krausen Blätter
der Petersilie beschreibt. Blätter und Früchte scheinen in der
römischen Küche viel verwendet und somit auch angebaut worden
zu sein, natürlich ebenso bei den nördlich der Alpen stationierten
Legionären, wie archäologische Funde in Xanten beweisen. In Rom
brachte man die Petersilie mit Persephone, der Göttin der Unterwelt,
in Zusammenhang und nutzte sie bei Begräbniszeremonien.
Im Mittelalter war die Pflanze
ein verbreitetes Gartenkraut. Man schien sie aber in erster Linie nicht
als Gewürz, sondern zunächst als Heilpflanze zu schätzen,
die man vornehmlich bei Verdauungsstörungen und Erkrankungen der Harnwege
gebrauchte. Hildegard von Bingen empfiehlt, wie auch schon Dioskorides,
die Petersilie in Gemischen mit verschiedenen anderen Kräutern bei
Herz,- Milz- und Seitenschmerzen, schwachem Magen und Nierensteinen; darüber
hinaus gegen leichtes Fieber und äußerlich bei Lähmungen.
Sie berichtet, dass sie für den Menschen besser roh als gekocht zu
essen sei und ihr Genuss im Geist des Menschen ´Ernst´ erzeuge.
Dies gilt heute als die älteste Erwähnung der psychoaktiven Wirkung
der Petersilie. Die erste Bemerkung findet auch heute noch Beachtung, weil
in der Regel Petersilie nicht mitgekocht, sondern kurz vor dem Servieren
den Speisen oft nur als Garnierung frisch beigegeben wird.
Petersilie hatte (und hat)
wie auch der Sellerie und andere harntreibenden Pflanzen in der Volksmedizin
einen großen Ruf als Aphrodisiakum. Hiervon zeugt der folgende Spruch:
"Petersilie, Sellerie, hübsches Mädchen komm´ zu mi." Danach
sollte der Genuss bei Männern die sexuellen Gelüste anregen ("Petersilie
hilft dem Mann aufs Pferd..."). Wurzeln und Samen der Petersilie wurden
in der mittelalterlichen Medizin aber genauso in hohen Dosen als Mittel
für Abtreibungen, die oft tödlich endeten ("...und der Frau unter
die Erd.") genutzt und ferner gegen Syphilis und Tripper verordnet. In
vielen mittelalterlichen Städten gibt es daher noch heute eine Petersilienstraße,
die das Prostituiertenviertel, den Bezirk oder die Gasse der leichten Mädchen
kennzeichnete, wo man nach allgemeiner Ansicht die Petersilie besonders
benötigte. Abschließend kann in diesem Zusammenhang Wilhelm
Busch zitiert werden, der den Sachverhalt kurz und knapp so resümierte:
"Zuweilen brauchet die Familie / als Suppenkraut die Petersilie."
Als Zauberkraut, das sowohl
Glück als auch Unheil bringen konnte, war damals die Petersilie bekannt.
Es herrschte die Vorstellung, dass reichlich Petersilie im Garten, Hexen
und Gespenster abwehre. Von Perger berichtet über den Aberglauben,
es sterbe bald jemand im Haus, bleibe nach dem Säen der Petersilie
die Keimung aus. Mancher Mann habe seine Frau und manche Frau ihren Mann
heimlich unter die Erde gebracht durch den Zauber, nach welchem eine aus
der Erde gezogene Petersilienwurzel noch einmal unter Nennung des potentiellen
Opfers in die Erde gesteckt werden musste. Eine andere mittelalterliche
Vorstellung versuchte die lange Keimdauer (sieben Wochen) der Petersilie
so zu erklären: Demnach wandert der Samen in dieser Zeit sieben Mal
zum Teufel (heidnische Version) bzw. zum Heiligen Petrus nach Rom (christliche
Version) und zurück, um zu fragen, ob das Keimen erlaubt sei. In Mähren
bekamen Kinder am ersten Jahrestag ihrer Geburt einen Kranz aus Petersilie
aufgesetzt. So sollte dem glücklichen Umstand Ausdruck gegeben werden,
dass die gefährliche Kleinkinderzeit überstanden war.
Im Verlauf der Jahrhunderte
nahm die Bedeutung der Petersilie als Würzkraut ständig zu. Sie
wurde vor allem zu fetthaltigen Speisen gegeben, um diese besser verdaulich
zu machen und Blähungen und Bauchkrämpfen vorzubeugen. Seit dem
16. Jh. wurde die Knollenpetersilie wegen ihrer essbaren Wurzeln angebaut.
Im 17. Jh. war Petersilie ein fest etabliertes, wichtiges Würzkraut
der feineren Küche. Ein französischer Kochbuchautor schrieb damals,
ein Koch könne ohne Petersilie seine Künste erst gar nicht ausüben.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Petroselinum crispum
und ihre Varietäten sind reich an Vitamin A und C (165 mg / 100 g
frische Blätter). Sie enthalten Apigenin, ein Flavonoid, das allergische
Reaktionen mildert und ein wirksames Antioxidans und entzündungshemmendes
Mittel ist. Blätter und Samen enthalten neben vielen anderen Terpenen
hauptsächlich die ätherischen Öle Myristicin und Apiol.
Diese haben harntreibende und krampflösende Eigenschaften. Myristicin
kommt auch in der Muskatnuss vor und hat psychoaktive, berauschende Wirkung.
Apiol wirkt stark abortiv und ist deshalb bedenklich für Schwangere:
neben der Milchbildung regt es auch die Uterus-Kontraktion an und kann
im schlimmsten Fall eine Fehlgeburt auslösen. Daher bleibt in keinem
spätmittelalterlichen und späteren Kräuterbuch unerwähnt,
dass Schwangere auf den Genuss von Petersilie möglichst ganz verzichten
sollten. Diese Gefahr besteht bei der Verwendung als Gewürz allerdings
nicht. Weitere Inhaltsstoffe sind Eisen in relativ hoher Konzentration
und Cumarine.
In der Volksmedizin wird
ein Tee aus gequetschten Petersilienfrüchten und getrockneter Petersilienwurzel
wegen der entwässernden Wirkung noch heute gegen Gicht und Arthrose
verordnet. Allerdings reizt dieser Tee die Nieren und ist deshalb nur mit
Einschränkung zu empfehlen. Weitere Anwendungsgebiete sind Blasen-
und Nierenentzündungen, sowie Menstruationsbeschwerden und Bauchkrämpfe.
Petersilie ist bis heute
in Europa eines der wichtigsten Küchenkräuter zum Würzen
und Garnieren geblieben. Das Kraut sollte stets frisch verwendet werden,
die Wurzel wird dagegen mitgekocht (wie beim Bouquet garni: Kräutersträußchen
zum Würzen von Suppen, Eintöpfen und Schmorgerichten, in die
man klassisch Petersilie, Thymian und Lorbeer bindet aber auch weitere
Kräuter wie Rosmarin, Knoblauch, Porree, Sellerie, Estragon oder Basilikum).
Das Öl der Petersilie wird industriell für die Herstellung von
Speisewürzen verwendet. Petersilie wird in Gärten, Balkonkästen,
im Winter auch auf der Fensterbank gezogen, mancherorts aber auch auf Feldern
angebaut. Ein traditionelles Anbaugebiet liegt bei Frankfurt, wo man Petersilie
als Zutat für die berühmte grüne Soße in Mengen benötigt.
Die Petersilienwurzel erlangt zur Zeit im Zuge der Wiederentdeckung alter
Gemüsesorten erneute Bedeutung.
Als gebürtiger Frankfurter
wusste auch Johann Wolfgang von Goethe die Grüne Soße zu schätzen.
An dieser Stelle das Rezept für diese hessische Spezialität.
50g Mayonnaise
¼ Liter saure Sahne und der Saft einer Zitrone
1 hartgekochtes Ei und Salz, Pfeffer, Zucker
200 g frische Kräuter:
Petersilie, Dill, Schnittlauch, Estragon, Pimpinelle, Zitronenmelisse,
Borretsch
Mayonnaise mit Sahne und Zitronensaft verrühren. Hartgekochtes Ei fein hacken und zugeben, salzen, pfeffern und mit Zucker abschmecken. Kräuter waschen, trocknen, auf einem Stein- oder Porzellanuntersatz(!) fein hacken, damit der Saft nicht verloren geht. Kräuter unterheben, einen Teil zum Garnieren zurückhalten. Soße kalt servieren. Sie schmeckt hervorragend, wenn man sie einige Zeit im Kühlschrank durchziehen lässt. Gegessen wird sie zu kaltem Spargel, gekochtem Rindfleisch (Tafelspitz) oder mit weiteren hartgekochten Eiern zu Pell- oder Salzkartoffeln.
Ein stärkender Petersilien-Herzwein
nach Hildegard von Bingen ist bei den Rezepten aus Kaiser
Karls Kräutergarten zu finden.
Eine ganz andere Nutzung
der Petersilie hat sich neuerdings aus der chemischen Ähnlichkeit
des Myristicins mit Amphetaminen ergeben. Das Petersilienöl dient
als Grundstoff für die illegale Herstellung von Phenylethylaminen,
die Ecstasy und ähnlichen "Designerdrogen" ähneln und in ihrer
Wirkung entsprechen.
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zuletzt geändert am 11.V..2001