7.Okt.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Als Aachen noch am Äquator lag: Verbliebene Pflanzen aus der Karbonzeit

Joachim Schmitz

Die wirtschaftliche und geschichtliche Bedeutung des Steinkohlebergbaus im Aachener Revier ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist die Bedeutung der Kohlenflöze als Fundstellen für Fossilien. Durch die Inkohlung haben sich vor allem Pflanzenreste erhalten. Diese Erscheinung kennt man auch von anderen Erdzeitaltern, aber zu keiner Zeit sind so mächtige Kohlelagerstätten entstanden wie im Karbon. Davon hat dieses Erdzeitalter auch seinen Namen, denn carbo ist der lateinische Name für Kohle.

Vor 350 Millionen Jahren lagen Aachen und die Eifel noch in einem warmen, tropischen Meer. Durch die so genannte variszische Faltung wurde dann eine Landmasse hervorgehoben, die sich von Südwesten nach Nordosten erstreckte. An ihrem Fuß im Nordwesten bildete sich eine großflächige Sumpf- und Flachwasserzone. Abgestorbene Pflanzen fielen ins Wasser und bildeten zunächst eine Torfschicht. Gelegentlich wurden diese Schichten durch eine Flut mit Schlick überschwemmt. Das muss öfters passiert sein, denn an den daraus entstandenen Gesteinen kann man oft eine wiederkehrende Schichtung erkennen.

Über einer Lage Tonstein beginnt ein Kohleflöz mit dem Wurzelboden, einem Gewirr aus Wurzeln und ehemals unterirdischen Pflanzentrieben. Darüber folgen mehr oder weniger stark zusammengepresste Blätter und Sprosse, darüber abrupt wieder Sandstein bis zum nächsten Flöz. Durch die fortschreitende variszische Gebirgsbildung wurden die Schichten gestaucht und gefaltet, so dass die Flöze heute oft geneigt sind oder sogar senkrecht verlaufen.

Die dominanten Pflanzen der Karbonwälder waren Siegel- und Schuppenbäume, von denen meistens Stamm- oder Rindenabdrücke vorhanden sind. Schachtelhalmgewächse kamen in verschiedenen Formen vor, von kleinen, rankenden Arten bis zu den fast baumhohen Calamiten, deren Abdrücke zu den häufigsten Fossilien gehören. Dazu findet man regelmäßig farnartige Blättchen, die heutigen Farnwedeln sehr ähneln.

Nicht immer handelt es sich dabei aber um Farne. Im Karbon tauchen die ersten Samenpflanzen auf, die man wegen der Ähnlichkeit Farnsamer nennt. Mit Cordaites gibt es auch den ersten Nadelbaum. Ein Laie käme allerdings kaum auf Idee, dass die über 20 cm langen, lanzettlichen Blätter eine Nadel sind.

Die schönsten Fossilien haben die Stollen der Bergwerke geliefert. Heute kann man auf den übrig gebliebenen Bergehalden fündig werden. Wenn an einer Wegböschung oder im Hang grau-schwarzes, leicht geschiefertes Gestein aufgeschlossen ist, lohnt es sich, dieses zu spalten.

Wer einmal ein Kohleflöz in natürlicher Lage sehen will, dem sei eine Wanderung im Wurmtal empfohlen. Geht man vom Teuterhof auf der alten Bahntrasse nach Würselen, ist in einem Einschnitt nach etwa 300 m auf der rechten Seite das Flöz Sentewek aufgeschlossen. Das maximal 1 m breite Flöz steht fast senkrecht im Hang. Bei der Entstehung des Wurmtals hat der Fluss mehrfach Kohle führende Schichten angeschnitten. Die wurden schon im Mittelalter ausgebeutet und sind heute nicht mehr im Gelände sichtbar. Im letzten Teil des Wurmtals vor Herzogenrath liegt an einigen Stellen auf der rechten Seite Bergematerial der Grube Alte Furth. Oberhalb der Fußgängerbrücke ist in einem Steinbruch nochmal ein kleines Flöz freigelegt. Wie an der Wurm, so hat auch bei Eschweiler der Bergbau mit dem Abbau oberirdisch zu Tage tretender Flöze begonnen.

Kommenden Sonntag bietet der Freundeskreis eine geführte, knapp zweistündige Wanderung auf den Spuren des frühen Bergbaus im Eschweiler Stadtwald an. Treffpunkt ist der Parkplatz Jägerspfad (Eschweiler, Am Schlemmerich) um 13.45Uhr.



 

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zuletzt bearbeitet am 27.XII.2010