24.Febr.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Früh-, Mist-, Hügel- und Hochbeete für spezielle Gartenkulturen

Karl Josef Strank

Ein gewisser Ehrgeiz ist unter Gärtnerinnen und Gärtnern immer vorhanden. Das drückt sich einmal darin aus, dass die Ernte möglichst üppig ausfallen sollte, die Früchte möglichst groß geraten sollten oder darin, dass man bei heiklen Kulturen möglichst der oder die erste sein will, der oder die sie im Garten hochbringt.

Üppige Ernte und große Früchte sind vor allem eine Frage der richtigen Wahl geeigneter und ertragreicher Sorten sowie – genügend Licht und Wasser vorausgesetzt - der alle notwendigen Nährstoffe umfassenden, ausreichenden Düngung. Um die Kulturen dann noch zu verfrühter Reife zu „treiben“, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies in Beeten mit ergänzenden Hilfskonstruktionen zu erreichen.

Die einfachste Form ist das klassische Frühbeet. Das ist im Prinzip ein nach schräg vorne etwas niedriger zulaufender Holzkasten, der mit Glasscheiben abgedeckt wird. Die vordere, breite Seite ist nach Süden auszurichten, damit möglichst viel Sonnenlicht einfällt und das Beet sich erwärmt. Die frühe Aussaat und Vorzucht von Salaten und Gemüsen, die später im Jahr in normale Flachbeete ausgepflanzt werden, findet darin statt. Der Kasten sollte rundum geschlossen und dicht sein, damit keine Mäuse, Schnecken und andere Schädlinge Zutritt haben. Gute Ausführungen sind innen noch mit Styropor oder anderem Dämmmaterial ausgekleidet, was den Treibeffekt verstärkt. Einen ähnlichen wärmenden Effekt haben auf flachen Beeten auch Folientunnel, Stoffvliese oder perforierte Kulturfolien. Durchsichtige Glocken aus Glas oder Kunststoff sind ebenfalls geeignet Saaten verfrüht keimen zu lassen. Sie sind nicht billig, brauchen Platz, wenn sie eingelagert werden und lohnen sich daher nur bei ganz speziellen und „wertvollen“ Kulturen.

Von Pferd und Kuh
Altbewährt ist auch das Mistbeet. In der Form ist es gleichgebaut wie das Frühbeet. Seine Besonderheit resultiert aus der Tatsache, dass es mit Mist vollgepackt wird. In einer dichten Packung wird verrotteter Kuhmist oder Pferdemist einen halben oder ganzen Spaten tief unter den Mutterboden gepackt. Pferdemist entwickelt dabei mehr Hitze als Kuhmist und sollte vorher etwas ablagern, damit das im Überschuss vorhandene Ammoniak sich etwas verflüchtigen kann. Dünge- und Treibwirkung sind enorm. Starkzehrende Pflanzen wie Tomate, Kürbis, Kohlsorten u.a. profitieren davon.

Hügelbeete (in der Mitte 60-80 cm hoch zu den beiden Seiten flach auslaufend) und Hochbeete (Kasten von 5 mal 1,2 Meter, etwa 80 cm hoch) bedürfen eines gewissen Aufwands bei der Anlage, sind aber sehr geeignet den Kulturzeitraum zeitig ins Frühjahr und lange in den Herbst hinein auszudehnen. Bei geschickter Fruchtfolge ist ein bis dreifacher Ertrag gegenüber einem einfachen Flachbeet zu erzielen. Beide sind Warmbeete, die ihre Energie aus der Rotte von Holz und anderen organischen Materialien beziehen. Dieses Rottematerial wird in dichter Packung in die Beete gebracht. Der Rotteprozess setzt Wärme und Kohlendioxid frei, was das Pflanzenwachstum fördert, aber auch dazu führt, dass die Beete in sich zusammenfallen. Beim Hügelbeet führt das nach 3-4 Jahren dazu, dass es immer flacher wird und sich einebnet, ein Hochbeet ist nach etwa 10-12 Jahren fast in sich zusammengefallen, wenn nicht jedes Jahr dieser Rotteverlust durch das Aufdecken von reifem Kompost ausgeglichen wird. Beide Beete bedingen daher, dass mit ihrer Anlage in einem Garten auch eine geordnete Kompostwirtschaft betrieben wird und, dass mit dem Stillstand der Rotte in beiden Beetformen nach 3-4 bzw. 10-12 Jahren, diese durch das „Nachlegen von Holz“ wieder erneuert wird.

Zugang für Würmer
Hügel- und Hochbeet werden 1-2 Spatenstiche in den Boden eingegraben, damit die Bodenorganismen und vor allem die Würmer einen guten Zugang zum Rottekörper haben. Eine Auskleidung mit engmaschigem Mausedraht ist äußerst wichtig, denn bei vielen Würmern (und Pflanzen) fühlen sich auch Wühlmäuse im Beet pudelwohl. Haben sie sich einmal eingenistet, sind sie nur schwer zu vertreiben und die Freude an den guten Erträgen beider Beete sinkt spürbar. Auch ist zu bedenken, dass bedingt durch die Bauweise beide Beete einen erhöhten Wasserbedarf haben. Das ist aber in der Regel kein Problem, wenn im Garten durch entsprechend dimensionierte Tonnen oder eine Zisterne Regenwasser aufgefangen wird. Vor allem Hochbeete sind im Alter sehr bequem, weil sie den Garten „höher legen“ und ein Arbeiten im Stehen erlauben.

Schräge Glasflächen oder gar ein kleines Gewächshaus, die gegen eine Wand angelehnt oder gebaut werden, sind äußerst wertvolle Kulturhilfen, die jede (r) Gärtner(in), die sie besitzen, hüten sollten wie ein Schatz. Das wussten auch die Gärtnermeister Friedrichs des Großen. Sie terrassierten den Weinberg vor dem Schloss Sanssouci und bauten in den Stützwänden kleine Nischen ein, die mit zwei gläsernen Flügeltüren versehen sind. Im Winter waren sie geschlossen, hatten den Effekt einer kleinen Orangerie, im Sommer wurden sie geöffnet. Kultiviert wurden dort Wein, Feigen und andere exotische Früchte.

Königliches Vergnügen
Der Alte Fritz genoss es, seinen Gästen zu „Unzeiten“ Früchte zu kredenzen, die an anderen Höfen erst in der Saison serviert wurden. Warum sollten sich heute fleißige Gärtnerinnen und Gärtner, die ihre Pflanzen mit viel Sachverstand und Engagement „treiben“, dieses königliche Vergnügen nicht gönnen?


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zuletzt bearbeitet am 3.III.2011