31.März 2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Auch der Gartenteich erwacht im Frühling aus seinem Winterschlaf

Thomas Eßing

Jetzt, im Frühling erwacht auch der Gartenteich aus seinem Winterschlaf. An seinem Grund haben viele Tiere den Winter zwischen abgesunkenem Herbstlaub und Pflanzenteilen schadlos überstanden. Große, räuberische Libellenlarven gehen wieder auf die Jagd nach anderen wasserbewohnenden Tieren. Der gemeine Rückenschwimmer hat als erwachsenes Insekt (Imago) überwintert, und unternimmt erste Tauchgänge auf der Suche nach tierischer Beute. Landüberwinternde Molche haben die kalte Jahreszeit im Schutz von Steinen oder abgestorbenem Holz verbracht. Sie wandern nun in den Teich zurück um sich zu paaren und Eier abzulegen.

Eine dynamische Einheit
Bei genauerer Betrachtung kann man eine Vielzahl kleinerer Tiere erkennen, die im Zusammenspiel untereinander, und in Harmonie mit den Pflanzen eine kleine, dynamische ökologische Einheit bilden.

Die treibende Kraft in dieser kleinen Wildnis ist die Menge an Licht, die über das Jahr in den Teich gelangt. Sie lässt die Menge an Phytoplankton (im Wasser schwebende Kleinstpflanzen) anwachsen, wobei die Energie der Sonne durch Photosynthese in Biomasse umwandelt wird. Von dieser „Nahrung“ lebt dann das Zooplankton (Phytoplankton fressende Kleinsttiere) und deren Räuber, ja letztendlich die meisten anderen Bewohner des Teiches.

Da sich Phytoplankton im Winter nur sehr langsam vermehrt, fallen die meisten Wasserbewohner in dieser Zeit in eine Winterruhe, um durch den herrschenden Nahrungsmangel nicht zu verhungern. Andere Arten versuchen in der schweren Zeit als Ei zu überleben, wobei sich der Embryo von den ihn im Ei umgebenden Nährstoffen ernährt. Doch jetzt im Frühling erwacht das Leben aufs Neue.

In dieser Jahreszeit gelingt es dem Zooplankton, das pflanzliche Plankton großräumig weg zu fressen. Als Folge erleiden sie kurz darauf selbst den Hungertod, und sinken langsam auf den Teichoden ab. Nun ist das Wasser des Gartenteiches nur noch gering mit Plankton besetzt und präsentiert sich in glasklarem Zustand. Mit steigendem Sonnenstand erlebt wegen der reduzierten Fressfeinde nun wiederum das pflanzliche Plankton einen Boom, und das Wasser zeigt sich grün getrübt. Das Überangebot an Nahrung erlaubt nun wiederum dem Zooplankton die Massenausbreitung, was dann später wieder zu einer Klarwasserphase führt. Bei diesem Wechselspiel ist eine ausreichende Sauerstoffversorgung für die Abbauprozesse im Wasser wichtig, was durch ein Wasserspiel, oder einen kleinen Wasserfall, erreicht werden kann.

Im Halbschatten
Bei Gartenteichen ist es sinnvoll, diese große Eigendynamik durch Beschattung zu reduzieren. Schon bei der Anlage eines Teiches sollten Bäume, Sträucher oder Gräser so gesetzt werden, dass sie den überwiegenden Teil des Teiches in Halbschatten versetzen. Als Klassiker bieten sich z.B. Weiden und rotblättriger Ahorn an. Alternativ können aber auch Seerosen oder andere Wasserpflanzen die offene Wasserfläche auf ein gesundes Maß reduzieren. In der Folge laufen alle Prozesse im Teich langsamer und reduzierter ab, was stabilere Bedingungen im Wasser zur Folge hat. Dies ist für größere Lebewesen im Teich wichtig, und reduziert das Zuwachsen des Wasserraumes, sowie das Verschlammen des Teichbodens erheblich. Hierdurch reduziert sich dann auch der Pflegebedarf für die Erhaltung des Teiches.

Auch für Vogelfreunde bietet ein Gartenteich Möglichkeiten. Etliche Vogelarten kann man zum Gartenteich locken, indem man mit Steinen eine nur leicht von Wasser überspülte Flachstelle schafft. Wichtig sind hierbei eine freie Anflugzone und eine offene Sicht in die Umgebung, damit sich Katzen nicht ungesehen anschleichen können. Nun kann man die Vögel bei einem ausgiebigen Bad, beim Trinken sowie dem An- und Abflug beobachten.

Da dieselben Vögel auch in anderen Teichen baden, transportieren sie auch ungewollt tierische Eier und pflanzliche Samen von Teich zu Teich. Dies ist ein Beitrag für die Artenvielfalt im und am Teich und seine natürliche Weiterentwicklung.

Bei Kindern im schulpflichtigen Alter kann man mit einem Teich im Garten das Interesse an der Natur wecken. Selbst an kleinen Teichen lassen sich Libellen, Wasserläufer, Molche, Frösche, diverse Wasserinsekten oder Wasserschnecken beobachten. Wer es noch kleiner mag, kann das Leben im Wassertropfen mit einem Mikroskop studieren. Hier finden sich Wasserflöhe, Pantoffeltiere, Rädertiere, diverse Bakterien und Algen.

Kindersicherung
Was sich im und am Wasser an echter Wildnis präsentiert, kann man in dieser Fülle auf so engem Raum sonst nur schwerlich in der Natur finden. Auch deshalb ist Spielen am Wasser bei Kindern auch so angesagt.

Hat man aber jüngere Kinder im Garten, ist eine solide Sicherung auch kleinster Gartenteiche Pflicht, da der Tod durch Ertrinken bei Kleinkindern immer noch die zweithäufigste Todesursache ist.


 

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zuletzt bearbeitet am 18.IV.2011