25.Aug.2011
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Zeugen der Urzeit: Farne haben vor über 400 Millionen Jahren das Land erobert.
Joachim Schmitz
Weil ihnen die attraktiven Blüten fehlen, werden Farne von Naturfreunden wenig beachtet. Dabei gehören die Farnartigen Gewächse zu den ersten Pflanzen, die vor über 400 Millionen das Land eroberten. Vorher gab es Leben nur im Wasser.
Zu den Eizellen
Als Farnartige werden alle Pflanzen bezeichnet, die folgenden Lebenszyklus aufweisen: Auf der auffälligen eigentlichen Farnpflanze entstehen keine Keimzellen sondern Sporen, aus denen sich wieder eine kleine Pflanze entwickelt. Erst auf diesem „Vorkeim“ werden die Keimzellen gebildet. Die männlichen Keimzellen müssen durch einen Feuchtigkeitsfilm zu den Eizellen schwimmen. Dort kommt es zur Vereinigung und eine neue Farnpflanze entsteht. Das ist übrigens auch bei den modernen Blütenpflanzen so. Nur hier spielt sich die ganze Entwicklung im Inneren der weiblichen Blütenorgane ab, so dass die Befruchtung nicht mehr auf feuchtes Milieu angewiesen ist. Nachdem sich zuerst kleinblättrige Farnartige wie Bärlapp- oder Schachtelhalmgewächse entwickelten, tauchen zum Ende der Devonzeit vor etwa 370 Millionen Jahren die typischen großblättrigen Farne auf, die man auch als Farne im engeren Sinne bezeichnet.Aufgrund des Lebenszyklus´ sind Farne an zumindest vorübergehend feuchte Standorte gebunden. Außerdem ist ihr Gefäßsystem weniger leistungsfähig als das moderner Blütenpflanzen.
Im Schatten
Das hat zum Beispiel zur Folge, dass sie kein Holz bilden und deshalb keine größeren Stämme bilden können. So mussten sie sich auf besondere Standorte spezialisieren, auf denen sie mit den Blütenpflanzen konkurrieren können. Das bekannteste Beispiel sind schattige Wälder. Jeder hat bei dem Wort Farn die trichterförmig angeordneten Blätter des Gewöhnlichen Wurmfarns (Dryopteris filix-mas) im Sinn, dem klassischen Schulbuchbeispiel für Farne. Unser größter Farn ist der Adlerfarn (Pteridium aquilinum), dessen senkrecht hochgestellte Blätter mannshoch werden können. Wegen seiner starken vegetativen Ausbreitung kann der Adlerfarn an Waldrändern und Kahlschlägen sogar zum Problem werden.
Ein anderes typisches Farnbiotop sind Felsspalten. Das gilt natürlich besonders für feuchte oder überrieselte Felsen. Aber in unserem Klima ist es in der Regel auch so im Frühjahr feucht genug, damit der Vorkeim seine Entwicklung durchlaufen kann. Besonders zahlreich ist hier die Gattung Streifenfarn (Asplenium) vertreten. Zum Beispiel stammt die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) aus Kalkfelsen der Alpen. Der Mensch hat aber durch mit Kalkmörtel verfugten Mauern überall kleine künstliche Kalkfelsen geschaffen, und so kommt die Mauerraute heute in jeder Stadt vor. Die Art ist durch ihre kleinen, gabelig geteilten Blätter unverwechselbar. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist der Tüpfelfarn (Polypodium vulgare). Der Volksname Engelssüß bezieht sich darauf, dass der Wurzelstock einen starken Süßstoff enthält. In der Volksmedizin wurde er u.a. als Abführmittel benutzt.
Wenig Beachtung
Ähnlich wie Gräser finden Farne im Gartenbau noch immer nicht die Beachtung, die sie verdienen. Waldfarne eignen sich naturgemäß eher für größere Gärten und Parks. Ihr Zierwert liegt in dekorativen Blättern und interessanten Wuchsformen. So erinnern die Blätter des Spreuschuppigen Wurmfarns (Dryopteris affinis) im Austrieb an einen Bischofsstab. Die kleinen Felsspaltenarten eignen sich für den Steingarten. Im Handel wird beispielsweise der Braune Streifenfarn (Asplenium trichomanes) angeboten.
Farnwanderung
In stark eingeschnittenen Mittelgebirgstälern findet man sowohl Felsen wie schattige Waldhänge. Deshalb sind in der Eifel die Täler von Rur und Ahr besonders reich an bemerkenswerten Farnen. Kommenden Sonntag bietet der Freundeskreis eine geführte Wanderung zu diesem Thema im Rurtal an. Die Wanderung wird gut 3 Stunden dauern. Treffpunkt ist der Haltepunkt Zerkall der Rurtalbahn um 11.50 Uhr (Ankunft der Rurtalbahn von Aachen und Düren). Gäste sind wie immer herzlich willkommen.
zuletzt bearbeitet am 18.IX.2011