1.Sept.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Exotische Gewächse im Spätsommer: In Aachen blüht auch der Schnurbaum.

Mechtild Feese


Der Sommer geht langsam in den Spätsommer über, die vielen Schattierungen und Nuancen des frischen Grüns der Bäume, die für uns Frühling bedeuten, wandeln sich in grau-grün-bräunliche Töne, die die herbstlichen Laubverfärbungen schon erahnen lassen. Die Blütezeit der Bäume ist vorüber, die Früchte aber sind noch nicht reif und farbig genug, um sich gegen das Laub abzusetzen. Jetzt gibt es nur noch wenige Bäume, die wegen ihrer Farbe unser Augenmerk auf sich ziehen. Wir finden sie als Einzelexemplare in Anlagen, Parks, in botanischen und privaten Gärten, auf öffentlichen Plätzen aber auch als Straßenbäume.

Aus fernen Ländern
Ihre Arten wurden im 17. und 18. Jahrhundert aus fernen Ländern importiert, als die europäischen Fürsten miteinander wetteiferten, wer die schönsten und neuesten „Exoten“ in seinem Garten zur Schau stellen konnte. Manche von ihnen haben dort bis heute überlebt.

In Aachen blüht zurzeit der Schnurbaum oder auch Pagodenbaum, Sophora japonica. In voller Pracht hängen die vielen kleinen weißen Blüten in großen endständigen Rispen herab und duften ganz leicht nach Erbsen, wie die meisten Pflanzen der Schmetterlingsblütler. Eine ganze Straße von Schnurbäumen führt am Marienhospital entlang. Ein anderes, großes Exemplar wächst im Stadtgarten vor dem Kasino. Kleinere Bäume hat die Stadt auf dem Willy-Brandt-Platz und am Kugelbrunnen gepflanzt. Man erkennt sie schlecht als Schnurbäume, da sie nach 3o bis 4o Jahren zum ersten Mal blühen und ihre Blätter sehr starke Ähnlichkeit mit denen anderer Bäume haben. Die Blätter der Sophora sind unpaarig gefiedert.

Die Samen sitzen in langen zylindrischen oder leicht abgeflachten, gestielten, eingeschnürten Hülsen, die wie eine Perlenkette aussehen. Daher der Name „Schnurbaum“. Der Name „Sophora“ kommt vom arabischen „Sophira“, was Baum mit erbsenartigen oder röhrenförmigen Blüten bedeutet. Der Baum ähnelt in seiner Gestalt ein wenig den Akazien, hat aber eine dichtere Krone. Der Schnurbaum stammt aus China und Korea. Er tauchte 1753 zum ersten Mal in England auf. Da er widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit und gegen Abgase, außerdem auch noch salzverträglich ist, eignet er sich vorzüglich als Straßenbaum.

Der Götterbaum
Ein anderer Baum, der fast zur gleichen Zeit aus China/Südkorea importiert und als Rarität gepflanzt wurde, ist inzwischen dank seiner Vermehrungsfreudigkeit häufig verwildert und hat sich in warmen Gegenden Deutschlands eingebürgert. Es ist der Götterbaum, Ailanthus altissima. Seine Widerstandskraft gegen Industrieabgase ist außergewöhnlich – er gedeiht direkt neben Fabrikschornsteinen!

Der Götterbaum blüht Ende Juli. Die weißlichen Blütenstände der weiblichen Exemplare (Ailanthus ist zweihäusig) sind recht unauffällig. Das spektakulär Schöne sind die Früchte, die im August/September zu Dutzenden, manchmal gar zu Hunderten in Büscheln bis in den Winter hinein herabhängen. Sie sind grün-gelb-rötlich bis tiefrot, länglich geflügelte Nüsschen, der Samen in der Mitte wird von 3-4 cm langen eschenähnlichen Flügeln gehalten. Die unpaarig gefiederten Blätter sind mit bis zu einem Meter wohl die längsten, die es bei uns gibt.

Götterbäume finden wir überall in Aachen. Meist sind zwei männliche und ein weiblicher Baum zusammengepflanzt. Ein schönes Exemplar steht am Bauingenieurswesen, Professor-Pirlet-Weg.

Ein Baum, der von Herbst, Winter bis ins Frühjahr durch seine Früchte auffällt, ist der Trompetenbaum, Catalpa bignonioides. Der Name steht für Indianerbohne in der Cherokee-Sprache; Englisch heißt er „Bean Tree“. Das Ziergehölz stammt aus Amerika, Westindien und Ostasien. Seine Samen wachsen langen, bleistiftdünnen schotenförmigen Kapseln, die im August grün sind, sich im Herbst braun verfärben und später fast schwarz von den kahlen Ästen herunterhängen. Die Samen sind silbrig-grau, 2,5 cm lang und werden erst im Frühjahr entlassen. Diese Schoten entwickeln sich aus langen, glockigen Blüten, ähnlich Trompeten, daher der Name. Sie sind cremig weiß oder gelb, oft mit rötlichem Schlund. Sie erinnern ein wenig an Kastanien und gehören zu den schönsten in unseren Breiten.

Formschnitt
Die Catalpa begrünt sich im späten Frühjahr als eine der letzten Baumarten. Ihre großen breit herzförmigen Blätter sitzen an langen Stielen. Ihr Rand ist wellig bis flach gelappt. Der Trompetenbaum eignet sich gut für Formschnitt. Das machen sich unsere gartenkundigen Nachbarn zu nutze. Die kleinen Bäumchen in den Vorgärten in Vaals mit kugelrunden Kronen, die niemals blühen, sind Trompetenbäume!

 

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zuletzt bearbeitet am 16.IX.2011