27.Okt.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Warum nach den Bauarbeiten an der Autobahn Gehölz neu angepflanzt wird

Thomas Eßing

Im Zuge des Ausbaus der A4 wurden am Autobahnkreuz Aachen in großem Stil Bäume und Sträucher beseitigt. Gehölze entlang der Autobahnen sind nicht nur für den Naturhaushalt wichtig. Sie erfüllen ebenso wichtige Funktionen zur Sicherung der Verkehrswege, und werden deshalb nach Abschluss der Arbeiten durch neue Gehölze ersetzt.

Bei der Neuanlage von Autobahnböschungen wird zunächst eine Mischung schnellwachsender Gräser und Stauden ausgesät, um die Erosion der Hänge zu verhindern. Anschließend werden heimische Gehölze zur weiteren Befestigung des Bodens angepflanzt. Nach einigen Jahren sollen sie Seitenwinde reduzieren, damit Fahrzeuge nicht bei böigem Wind aus der Spur gedrückt werden. Darüber hinaus können sie dann effektiv Schneeverwehungen von den Fahrbahnen fernhalten, Staub filtern, die Lärmbelastung für das Umland reduzieren und letztendlich auch CO2 binden. Der BDB (Bund deutscher Baumschulen) empfiehlt hierbei zum Beispiel die Verwendung von Schneeball, Haselnuss, Kirsche, Rose, Weide, Vogelbeere und Robinie.

Dem ein oder anderen wird nun aber aufgefallen sein, dass entlang der A 44 letzten Winter aus den Böschungen Birken gefällt oder gekappt wurden. Diese Birken und andere Ruderalgehölze (Pionierpflanzen), wie etwa Ahorn oder Pappeln, haben sich dort selbst ausgebreitet. Ist nämlich irgendwo in der Natur, z.B. durch menschlichen Eingriff, nackter Boden entstanden, keimen hier im nächsten Frühjahr die durch Wind dorthin gelangten heimischen Pionierpflanzen. Diese sind in der Lage, vorübergehend den von uns bevorzugten Gehölzen Konkurrenz zu machen. Da an den Böschungen die Vegetation nur sehr extensiv gepflegt wird, können solche Gehölze zu stattlichen Bäumen heranwachsen.

Diese natürliche Sukzession ist aber nur insofern problematisch, soweit es sich um wurfgefährdete Gehölze, wie z.B. die Birke handelt. Solche Gehölze müssen dann regelmäßig in Fahrbahnnähe gekappt oder gefällt werden, damit sie bei Sturm oder starkem Schneefall nicht auf die Fahrbahnen fallen. In der natürlichen Weiterentwicklung der Vegetation kommt es einige Jahre später zur Ausbreitung von z.B. Eschen, Eichen und Hainbuchen. Wer sich also ein wenig mit der natürlichen Entwicklung der Vegetation auskennt, kann anhand der Gehölzzusammensetzung an Autobahnböschungen Rückschlüsse auf ihr Alter ziehen.

Zu den Gehölzen gehören aber auch die heimischen Kletterpflanzen. Sie kommen zur Begrünung der immer häufiger verbauten Lärmschutzwände zum Einsatz. Hierzu zählen die Klematis, Lonicera, wilder Hopfen oder das Efeu.

Bei der Auswahl der neu zu pflanzenden Gehölze muss bedacht werden, dass Sie im Winter dem starken Eintrag des Streusalzes widerstehen können. Außerdem neigen Böschungen zur Trockenheit, sodass langfristig dort nur trockentolerante Gehölze überleben werden.


 

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zuletzt bearbeitet am 18.XII.2011