29.März 2012
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Seltsame Pflänzchen auf dem Lousberg: Keimblätter
Joachim Schmitz
Wenn man jetzt durch Parks wie z.B. dem Aachener Lousberg geht, sieht man auf dem Waldboden Pflänzchen mit merkwürdigen Blättern, die man erst mal gar nicht einordnen kann. Es handelt sich dabei um gerade gekeimte Bäumchen. Bei den Zweikeimblättrigen (Klasse Magnoliopsida bzw. Dicotyledonae) sind die beiden ersten Blätter, Keimblätter oder Cotyledonen genannt, oft auffällig von den normalen Blättern der ausgewachsenen Pflanze verschieden. Das kann man auch zu Hause ganz einfach nachvollziehen. Wenn man die überall erhältlichen Kressesprossen nicht sofort aufisst, sondern ein paar weiter wachsen lässt, erscheinen bald die nächsten Blättchen, die ganz anders aussehen als die Keimblätter.
Rotbuche (Fagus sylvatica) Hier sehen die Keimblätter halbkreisförmig und glänzend-dunkelgrün aus Dass es sich bei abgebildeten Keimlingen um Rotbuchen handelt, ist erst erkennbar, wenn sich die nächsten Blätter entwickelt haben, die wie typische Buchenblätter aussehen (Pflanze links oben im Bild).
Spitz-Ahorn (Acer platanoides)
Auch hier erinnern die länglichen Keimblätter in keiner Weise an die späteren Laubblätter. Wie man sehen kann, unterscheidet sich auch das nächste Blattpaar noch deutlich von den typischen, tief gebuchteten Laubblättern eines ausgewachsenen Ahorns. Solche einfacher gestaltete Blätter bezeichnet man deshalb als Primärblätter und die voll ausgeprägten Laubblätter als Folgeblätter.
Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) Meistens sind Keimblätter einfacher gestaltet als Primär- und erst recht Folgeblätter. Es gibt aber auch das Gegenteil. Wenn man's nicht weiß, würde man wohl kaum darauf kommen, dass die beiden abgebildeten Keimlinge junge Linden sind.
Speicherorgane
Bei Eichen (Quercus spec.) bekommt man die Keimblätter gar nicht mehr zu sehen. Sie sind hier zu Nährstoffspeichern umgewandelt und bleiben in der keimenden Eichel. Die ersten Blättchen, die man am jungen Spross sieht, sind schon die Primärblätter. Das ist übrigens bei Erdnüssen genauso. Was man isst, sind vor allem die beiden dicken, ölhaltigen Keimblätter; der kleine Fitzel dazwischen ist nichts anderes als der Rest des jungen Erdnuss-Embryos.
Einkeimblättrige
Bei den Einkeimblättrigen (Liliopsida), also Gräsern, Liliengewächsen usw., ist so ein extremer Unterschied von Keim- und Folgeblättern nicht zu beobachten. Wegen der wechselständigen Blattstellung gibt es ein erstes Keimblatt, von dem sich die folgenden Blätter nur graduell unterscheiden.
zuletzt bearbeitet am 9.IV.2012