5.April 2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mammutbäume: Sie wachsen auch in Gärten und Parks unserer Region

Thomas Eßing

Es wäre sicher eine große Attraktion, wenn wir im Aachener Stadtwald Bäume von über 100 Metern Höhe hätten. Unsere heimischen Baumarten wie Eiche, Linde und allen voran die dominierende Buche, schaffen diese Höhe aber bei weitem nicht. Neben den gängigen Baumarten erfreuen uns in Gärten und Parks aber auch Bäume, die auf anderen Kontinenten heimisch sind, und solche Höhen erreichen können.

Denkt man an Baumriesen, ist allen voran die Familie der Taxodiaceae zu nennen. Einige ihrer Arten sind bereits als Fossilien im Jura nachgewiesen worden, also zur Zeit der Dinosaurier vor mehr als 150 Millionen Jahren. 14 Arten dieser einst artenreichen Pflanzenfamilie haben die riesige Zeitspanne mit vielen globalen Katastrophen (wie die sogenannte Kreide/Tertiär-Grenze vor 65 Millionen Jahren) bis heute überlebt. Was Wuchshöhe und dauerhafte Dominanz auf der Erde anbetrifft, gibt es wohl keine andere Pflanzenfamilie, die es mit den Taxodiaceae aufnehmen kann. Eine Pflanzenfamilie von wahrhaft historischer Größe, Relikte einer untergegangenen Welt.

Als einen Vertreter findet man in Aachen an etlichen Stellen den Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum). Er stammt von der amerikanischen Westküste nördlich von Kalifornien und gehört zu den „California Redwood“. Dort gibt es etliche über 100 Meter große Exemplare dieses immergrünen Baumes. Er hat eine sehr weiche Rinde, die man mit dem Finger tief eindrücken kann. Ein Mammutbaum steht im Müsch-Park oberhalb des Klosters Raphael am Lousberg. Geht man den Rundweg durch den aus der Zeit der Tuchmacher während napoleonischer Besatzung stammenden Parks, steht der Baum an der rechten Seite der großen, nach Norden geneigten Wiese. Auch im Arboretum des Freundeskreises Botanischer Garten am Gut Melaten gibt es ein stattliches Exemplar. Mammutbäume erreichen in ihrer Heimat ein Lebensalter von über 3000 Jahren. Da sie aber erst vor rund 150 Jahren nach Europa eingeführt wurden, überragen die europäischen Exemplare unsere heimischen Baumarten aufgrund ihrer Jugend derzeit noch nicht.

Von der als größte Taxodiaceae geltenden immergrünen Sequoia sempervirens (Küstenmammutbaum) gibt es in Aachen ein Exemplar im Stadtpark hinter dem Spielcasino, sowie zwei weitere auf dem Lousberg im Bereich der Säulen. Zu den Taxodiaceae gehören aber auch kleinere Baumarten, die auch in vielen unserer Gärten stehen. Zu nennen sind der sommergrüne Urwelt-Mammutbaum (Metasequoia glyptostroboides), die Sumpfzypresse (Taxodium distichum) oder die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata). Man sieht allen diesen Taxodien auf den ersten Blick an, dass sie in einem ganz anderen Erdzeitalter entstanden sind als unsere anderen Nadelgehölze. Dies macht ihren Reiz aus.

Zu den höchsten Bäumen gehört auch die Douglasie. Ihrem Aussehen nach ist sie halb Fichte halb Tanne. Sie wird wegen ihres schnellen Wachstums auch in unseren Wäldern forstlich genutzt. Wollte man nicht zu exotisch aussehende Bäume in Parks in außergewöhnliche Höhen wachsen lassen, wäre sicher die Douglasie der geeignete Baum, um das zu erreichen.


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zuletzt bearbeitet am 9.IV.2012