7.Aug.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Hochsommer ist Schmetterlingszeit – Tagfalter lieben Nelken und Disteln

Joachim Schmitz

Nur wenige Schmetterlinge überwintern als erwachsene Tiere. Dazu gehören zum Beispiel der Zitronenfalter und der Aurorafalter. So kann man diese Arten auch schon im zeitigen Frühjahr antreffen. Die meisten Schmetterlinge überwintern als Raupen oder Puppen, aus denen erst später die bekannten Schmetterlinge schlüpfen. Deshalb liegt der Höhepunkt des Schmetterlingsflugs im Hochsommer.

Schmetterlinge können mit ihren Mundorganen nur saugen, nicht kauen. Somit sind sie auf flüssigen Nektar angewiesen, haben dafür allerdings auch einen langen Rüssel. In typischen Schmetterlingsblumen ist der Nektar in langen Röhren oder Spornen versteckt, so dass andere Insekten, die sich auch für Nektar interessieren, wie Bienen, dort nicht herankommen. Dazu kommt, dass Falter sehr stark nach Geruch gehen, weshalb die daran angepassten Blüten oft auch intensiv duften. Tagfalter bevorzugen rötliche Blütenfärbungen (von rosa über rot und purpurn bis violett). Außerdem können sie im Gegensatz zu Nachtfaltern nicht in der Luft schweben, sondern brauchen eine Standfläche. Das kann der ausgebreitete Kranz der Kronblätter sein wie bei Nelken, oder wie bei Disteln eine Gruppe eng zusammenstehender Röhrenblüten. Das Foto zeigt zwei Exemplare des Kleinen Fuchses auf einer Acker-Kratzdistel.

Wegen des angenehmen Duftes sind Tagfalterblumen oft in Kultur genommen worden, namentlich die schon erwähnten Nelken. Allerdings wurde auch viel daran herumgezüchtet. Abweichende Farben (zum Beispiel Albinos) oder gefüllte Blüten sind ökologische Blindgänger, die keinen Falter anlocken. Auf einer gefüllten Blume findet ein Tagfalter keinen sicheren Standplatz, so dass er sich erst gar nicht niederlässt. Empfehlenswerte Arten für den eigenen Garten, selbst für den Balkonkasten, sind Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus), Heide-Nelke (D. deltoides) und Karthäuser-Nelke (D. carthusianorum), aber wie gesagt nur die Wildtypen mit fünf Kronblättern, deren obere Teile zu fünft einen Teller bilden, auf dem der Falter stehen kann.

Noch attraktiver für Tagfalter sind die zahlreichen Distelarten. Die tauchen allerdings so gut wie nie im Gartensortiment auf, zumal einige auch als üble „Unkräuter“ gelten. So kann sich die Acker-Kratzdistel metertief durch Ausläufer vermehren und ist dadurch kaum angreifbar. Aus der gleichen Familie der Korbblütler gibt es aber auch weitere für Tagfalter sehr anziehende Arten. Geradezu ein Magnet für Falter ist der Gemeine Wasserdost (Eupatorium cannabinum), nicht zu verwechseln mit dem Gemeinen Dost (Origanum vulgare), der zu einer ganz anderen Familie gehört. Die Art findet man in besser sortierten Staudengärtnereien. Wegen der Größe der Pflanze ist das aber nichts mehr für den Balkon.

Unter heimischen Gehölzen gibt es kaum Schmetterlingsblumen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass in unserer Klimazone die meisten Bäume und Sträucher ziemlich früh blühen, und dann sind eben noch keine Falter da. In diese Bresche springt der aus China stammende Sommerflieder (Buddleja davidii), der inzwischen auf Verkehrsbrachen, besonders Eisenbahngeländen, völlig eingebürgert ist.

Wer in der Natur Tagfalter beobachten will, sucht also am besten reich strukturierte Biotope mit einem hohen Anteil von Brachflächen oder extensiv bewirtschafteten Flächen. Das ist in der heutigen, ausgeräumten Landschaft allerdings ziemlich selten geworden. Der Freundeskreis Botanischer Garten Aachen wandert am kommenden Sonntag durch die Dürener Rureifel. Hauptthema ist eine alte Straßenböschung mit brachgefallenem Magerrasen. Bei passendem Wetter kann man dort auch regen Falterflug erwarten. Nähere Infos unter www.biozac.de/Veranstaltungen oder „Aktuelles“ auf der Startseite und dann die Infobox anklicken.

 

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zuletzt bearbeitet am 8.X.2014