28.Aug.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Das wahre Glück des Menschen liegt in Wäldern, Gärten und auf den Wiesen

Ulrike Zahnow

Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass Menschen besonders glücklich sind, wenn sie sich eins mit der Natur fühlen. Dabei sind alle Alltagssorgen wie weggeblasen, das Gedankenkarussell steht für einen Moment still und man ist ganz im Hier und Jetzt. Manchmal werden auch Erinnerungen an frühere Erlebnisse geweckt oder es entsteht der Wunsch, sich in der Natur zu betätigen.

Dieses Bedürfnis nach Verbundenheit mit der Natur wird umso größer, je mehr Stress und Hektik den Alltag beherrschen und je größer die Entfernung zu Wäldern, Wiesen und Grünanlagen ist. So kann man beobachten, dass immer mehr Naturerlebnis- und Selbstversorger-Angebote aus dem Boden sprießen. An zahlreichen Schulen werden Schulgärten etabliert, Waldkindergärten werden immer beliebter. Auch therapeutisch wird die Arbeit im Garten vermehrt in sozialen Einrichtungen, Kliniken, und Altersheimen eingesetzt. Das Konzept ist nicht wirklich neu. Gärten dienten den Menschen seit Urzeiten nicht nur dazu, Nahrungsmittel zu erzeugen, sondern waren ein Ort des Ausgleichs für Körper und Geist. Sinneserfahrungen – die Schönheit und der Duft vieler Blüten, die Berührung von Pflanzen und Erde, die Geräusche in der Natur und der Geschmack von Kräutern und Gemüse – bringen den Menschen dem Ursprung wieder näher und helfen, den Augenblick bewusster wahrzunehmen.

Stress abbauen

Die körperliche Betätigung entspannt, hilft Stress und Aggressionen abzubauen und fördert gleichzeitig Koordination und Ausdauer. Tatsächlich belegen Studien, dass durch die Arbeit im Garten weniger Schmerzmittel benötigt und Schlafprobleme reduziert werden. Durch das Gefühl, eine „sinnvolle Arbeit“ getan zu haben und das Ergebnis der Arbeit betrachten zu können, erhöhen sich innere Zufriedenheit und eigene Wertschätzung. Auch kann das gärtnerische Gestalten der eigenen Persönlichkeit und Kreativität Ausdruck verleihen. Die Möglichkeiten der Beschäftigung sind vielfältig und können auf den persönlichen Bedarf abgestimmt werden. War der Tag sehr spannungsgeladen, hilft Umgraben oder Unkraut jäten dabei, wieder zur Ruhe zu kommen. Herrscht gerade Chaos im eigenen Umfeld, können strukturierende Arbeiten wie Beete anlegen, Hecken oder Bäume schneiden dabei unterstützen, Ordnung in die Gedanken zu bringen. In feinfühligeren Momenten sind vielleicht Tätigkeiten wie Säen oder Pikieren wohltuend. Manchmal ist es aber auch genau das Richtige, sich einfach nur in der Hängematte zu entspannen und die Schönheit der Natur zu bestaunen. In der Gartentherapie werden die eigentlichen therapeutischen Maßnahmen in die gärtnerischen Aktivitäten eingebettet. Die Therapie erfolgt „wie beiläufig“, während in erster Linie durch das Gärtnern etwas getan wird, was für sich selbst genommen sinnvoll ist und Spaß macht. Dabei ist es die Aufgabe des Gartentherapeuten, eine Tätigkeit zu finden, die dem aktuellen Befinden des Klienten entspricht und die den Therapieverlauf positiv beeinflussen könnte.

Begegnungen

Oft ergeben sich dadurch Lösungsansätze, die durch Gespräche nicht möglich gewesen wären. Häufig werden Sinnesgärten in Altenheimen angelegt. Die Arbeit mit Pflanzen, bestimmte Düfte oder auch Gartengeschichten helfen Menschen mit Demenz, Erinnerungen hervorzuholen, die Wohnung öfter zu verlassen oder sich nützlich zu machen. Sie leben häufig auf, wenn sie Wetter, Pflanzen und den Wechsel der Jahreszeiten wieder hautnah erleben dürfen. Auch bei meiner Gartenarbeit mit Autisten beobachte ich immer wieder, wie positiv und ausgleichend sich das Gärtnern auf das Wohlbefinden der Teilnehmer auswirkt. Überschüssige Kräfte und Spannungen werden bei der körperlichen Betätigung aufgelöst. Durch die gemeinsame Arbeit entstehen manche Begegnungen, die sonst vielleicht nicht stattgefunden hätten. Die Freude, Pflanzen wachsen zu lassen, sie zu pflegen und vor allem zu ernten, springt wie von selbst auf die Teilnehmer über. Für jeden ist etwas dabei, manchmal auch nur das Matschen mit Erde oder das Zupfen von Unkraut. Das Fazit lautet: Gärtnern macht glücklich!

 

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zuletzt bearbeitet am 9.X.2014