18.Sept.2014
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Blütenpracht im Spätsommer: Von echten und falschen Sonnenhüten.
N.N.
Die Welt der Pflanzensystematik war eigentlich nie sehr stabil, aber durch die Ergebnisse genetischer Untersuchungen wird sie derzeit besonders durcheinandergewirbelt. Die aus dem Garten und dem Medizinschrank bekannten Sonnenhüte haben sich erst vor einigen Jahren in zwei Gattungen aufgespalten: Die „echten“ Rudbeckia-Sonnenhüte und die „falschen“ Echinacea-Sonnenhüte. Zu Echinacea werden neun Arten gezählt, Rudbeckia bringt es auf etwa 20 Arten, die in den mittleren und östlichen USA bis hinauf nach Kanada vorkommen. Sie sind typische Präriepflanzen, mit flexiblen aber stabilen Blütenstielen, denen auch starker Wind nichts anhaben kann. Die Unterscheidung der reinen Arten gelingt selbst dem Laien auf den ersten Blick: Echinacea blüht (bis auf eine gelbblühende Ausnahme, die bezeichnenderweise E. paradoxa heißt) immer rötlich/rosafarben, während Rudbeckia grundsätzlich gelbe Zungenblüten besitzt.
Charakteristisch für alle Echinaceen ist der kegelförmig aufgewölbte Blütenboden, der ihnen den englischen Namen „Coneflower“ eingebracht hat. Ebenso auffällig sind die leuchtend orangefarbenen Spreublätter, die die braunen Röhrenblüten kontrastreich wie Igelstacheln überragen. Der lateinische Name leitet sich daher auch vom griechischen echinos für Seeigel ab. Von den Echinaceen hat sich in unseren Gärten nur E. purpurea, der purpurrote Sonnenhut eingebürgert, die anderen Arten sind selten bis gar nicht im Handel zu finden und haben auch teilweise nur sehr kleine Verbreitungsgebiete. Alleine drei Echinaceen stehen auf der Internationalen Roten Liste und dürfen daher nicht ohne Genehmigung vermehrt werden. Die in Gärtnereien als „Purpursonnenhut“ angebotenen, sehr variantenreichen und großblütigen Stauden sind fast immer Hybriden, lediglich die weißen Sorten sind Albino-Selektionen und nicht mit anderen Arten eingekreuzt. Aber auch die Urform E. purpurea kann man vereinzelt in Gärtnereien finden. Sie bevorzugt frische bis mäßig trockene, lehmigsteinige, kalk- und magnesiumreiche Böden, wie sie gerade in unserer Region häufig sind. In zu nährstoffreichen Böden wird Echinacea nicht sehr alt. Vor allem harte Winter setzen ihr dann zu. Die Vermehrung aus Samen gelingt leicht, allerdings muss man bedenken, dass Echinacea nicht sortenrein fällt. Man darf sich vom Ergebnis also überraschen lassen. Wer eine sortenreine Vermehrung anstrebt, muss den Wurzelstock im Frühjahr oder Herbst teilen, was sich im übrigen auch als biologische Verjüngungskur erweist. Auch Wurzelschnittlinge lassen sich gut heranziehen.
Auszüge aus E. purpurea (aber auch aus E. pallida und E. angustifolia) werden zur Prävention und Linderung von Erkältungserkrankungen eingesetzt, jedoch wird die Wirksamkeit kontrovers diskutiert. In den meisten standardisierten klinischen Studien hatten Echinacea-Extrakte keine immunstimulierende Wirkung. Besonders E. pallida und E. angustifolia enthalten Inhaltsstoffe, die gesundheitlich nicht unbedenklich sind, so dass von ihrer medizinischen Verwendung mittlerweile abgeraten wird. Dass bereits die nordamerikanischen Ureinwohner Echinacea in ihrer Heilkunde verwendet haben, ist nicht durch zuverlässige Quellen belegt.
zuletzt bearbeitet am 9.X.2014