13.Okt.2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Auf den Umfang kommt es an – Rekordbäume

Detlef Sambale

Die Vermessung und Dokumentation bedeutsamer Baumgestalten hat in Deutschland eine lange Tradition. Seit dem Sommer 2009 gibt es darüber hinaus die Initiative „Rekordbäume – Champion Trees in Deutschland“, ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) und der Gesellschaft Deutsches Arboretum (GDA). Als Rekordbaum – international „Champion Tree“ – wird grundsätzlich der jeweils stärkste Baum einer Art oder Hybride, Unterart, Varietät oder Sorte in einem Bundesland bezeichnet. Aus dem Vergleich der Bundesländer ergibt sich so der jeweils stärkste Baum einer Art in Deutschland.

Stärke bedeutet in diesem Fall Dicke, also Stammumfang (StU). Ermittelt wird der mit einem Maßband, in der Regel 1,30 Meter über dem Erdboden. Außerdem wird der Kronendurchmesser gemessen und die Höhe ermittelt. Seit 2010 werden die Daten auf der Internetseite ddg-web.de veröffentlicht. So bekommt man nach und nach einen Überblick, wo in Deutschland die Rekordbäume stehen. In Nordrhein-Westfalen sind 184 Bundeschampions gelistet.

Von der Großstadt bis zum Dorf finden sich in 43 Orten in unserem Bundesland die Rekordträger. Städte mit historischen Garten- und Parkanlagen bieten mit ihrem alten und seltenen Baumbestand zwangsläufig die meisten Kandidaten für die Kür der Rekordbäume. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in den meisten der größeren Städte auch 128 „Champion Trees“ auftauchen. Die 10 Städte mit den meisten Rekordträgern sind Aachen mit 23, Bochum mit vier, Bonn mit 23, Dortmund mit 10, Düsseldorf mit 14, Essen mit 10, Jüchen als einzige kleinere Stadt mit vier, Köln mit 11, Krefeld mit 13 und Mönchengladbach mit 18.

Vom Abendländischen Lebensbaum (Thuja occidentalis) bis zur Zypressen-Fichte (Picea abies „Cupressina“) und von Abies concolor der Colorado-Tanne bis Zelkovia sinica der Chinesischen Zelkove zeugen 184 Arten bis Sorten, zusammengefasst in 24 Gattungen, von der Vielfalt der Gehölze in Nordrhein-Westfalen. Die Frage, welche Baumart dicker wird, der Flieder oder die Eiche, ist schnell beantwortet – es gibt stark wachsende Baumarten und schwach wachsende.

    

 Die Winterlinde ist wohl der älteste und dickste Baum in Aachen.

Dennoch ist der Vergleich, welcher Baum unter den Bundeschampions in NRW den größten Umfang aufweist, statthaft und interessant. Die fünf stärksten Bäume sind die Stieleiche (Quercus robur) mit nur sieben Metern Höhe in Erle (Kreis Borken) mit einem StU von 11,78 Meter, gefolgt von der Winterlinde (Tilia cordata) aus Aachen mit 9,75 Meter gemessen in 0,5 m Höhe StU und 11,79 Meter in 1,3 Meter Höhe (gemessen 2008). Diese steht, als Naturdenkmal geschützt, in dem Stadtteil Forst unweit der Kirche St. Katharina. Der Hauptstamm ist vor ca. 300 Jahren ausgebrochen. An dieser Bruchstelle entwickelten sich in zwei bis drei Meter Höhe fünf Stämmlinge, die das heutige Kronenbild prägen. Dann die Bastard-Schwarz-Pappel (Populus x canadensis) mit einem StU von 8,14 Meter aus Büderich, die Bergulme (Ulmus glabra) aus Bierde (Kreis, Minden-Lübbecke) mit einem StU von 7,81 Meter gemessen in 0,9 Meter Höhe, und der Silberahorn (Acer saccharinum) aus Aachen mit einem StU von 7,22 Meter in 0,5 Meter Höhe (gemessen am 15.7.2015) mit einer Gesamthöhe von ca. 25 Metern und einem Kronendurchmesser von 24 Metern. Vor ca. 20 Jahren ist der Mitteltrieb dieses Naturdenkmals abgebrochen, so dass eine Kronenentlastung erforderlich wurde.

In den historischen Grünflächen der Stadt Aachen, die zum Teil auch als Gartendenkmale geschützt sind, finden sich besonders viele bemerkenswerte Gehölze. So sind in der Liste der Rekordbäume 47 Gehölze, 23 von ihnen haben es aufgrund ihres Stammumfanges sogar zum Bundeschampion gebracht (Stand: 30.09.2016). Unter den fünf dicksten Bäumen in NRW kommen zwei aus Aachen, und sieben Bäume sind unter den 20 stärksten. Diesbezüglich hat auch der Tuchfabrikant und Baumliebhaber Friedrich von Halfern einen großen Beitrag geleistet. Er erwarb 1880 ein 10 Hektar großes Grundstück und ließ in diesen Park viele seltene und exotische Gehölze pflanzen. So stehen alleine 15 „Champion Trees“ in diesem Von-Halfern-Park.

Ein „umfängliches Hobby“ – Rekordbäume messen.

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zuletzt bearbeitet am 7.X.2016