6.April 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Das Tränende Herz - ein kleines Kunstwerk der Natur

Ruth Gestrich-Schmitz

„Das Tränende Herz ist ein Mohngewächs, das als altmodisch-liebliche Bauerngartenblume seit Urgroßmutters Zeiten geliebt wird. Die zartgefiederten Blätter und die rosa Blütenherzen, die anmutig an gebogenen Zweigen aufgereiht sind, machen diese Staude zu einem kleinen Kunstwerk der Natur. Es gibt auch Sorten mit weißen Herzen. Das Tränende Herz ist eine bezaubernde nostalgische Vasenblume.“ So beschreibt Marie-Luise Kreuter in ihrem Buch „Der Biogarten“ die ursprünglich in Ostasien beheimatete Blütenpflanze (lat. Lamprocapnos spectabilis), die der schottische Botaniker und Pflanzensammler Robert Fortune im 19.Jh. aus Japan nach Europa brachte.

Sie gedeiht am besten in leicht feuchtem, humusreichem Boden an einem halbschattigen Standort. Das Tränende Herz treibt im zeitigen Frühjahr aus, wird bis zu einem Meter hoch und bildet ab Mitte/Ende April bis Juni die typischen am Grund herzförmigen Blüten. Deren äußere Kronblätter sind meist kräftig rosa, bei der Sorte „Alba“ weiß gefärbt, mit nach außen gebogenen Spitzen, zwischen denen die „weiße Träne“ hervorschaut. Diese charakteristische Blütenform hat zu weiteren romantisch anmutenden Namen für das Tränende Herz inspiriert: Flammendes, Blutendes oder Gebrochenes Herz, Marienherz, Herzerlstock, oder im Englischen „The lady in the bath“ (wenn man die Blüte auf den Kopf stellt und auseinanderzieht, sieht es aus, als ob eine Figur in einer Badewanne sitzt).

Zur Blütezeit sind Vergissmeinnicht und Akelei bezaubernde Gesellschafter für das Tränende Herz. Gartenexperten schätzen auch die schmucken, stark gefiederten Blätter, die einen schönen Kontrast zu glattem, rundlichem Laub von Elfenblumen und Funkien bilden.

Nach der Blüte zieht sich die Pflanze regelrecht zurück, die Blätter verwelken. Um deren etwas unschönen Anblick im Beet zu kaschieren, sollte man die Lücken mit Spätblühern wie einjährigen Sommerblumen oder mit Silberkerzen oder Wald-Astern füllen.

Der Wurzelstock überwintert problemlos, sogar im Blumenkübel. Frostgefahr besteht nur, wenn im Frühjahr der junge Austrieb von Spätfrösten überrascht wird. Das Tränende Herz ist eine pflegeleichte, ausdauernde Staude, die man nach der Blüte durch Teilung des Wurzelstocks vermehren kann.

In diesem Jahr ist das „Tränende Herz“ zur Giftpflanze des Jahres gewählt worden. Vor dem Hintergrund, dass Pflanzen mit giftigen Inhaltsstoffen oft in Wohnungen und Gärten zu finden sind, in Unkenntniss der möglichen Gefährdung der Gesundheit von Mensch und Tier, ruft der Botanische Sondergarten Hamburg-Wandsbek seit 2004 dazu auf, Vorschläge zur Wahl der Giftpflanze des Jahres zu machen. Diese Aktion dient der aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Giftpflanzen.

Das Tränende Herz gibt es auch in einer rein weißen Kulturform.

 

Wussten Sie, dass das Tränende Herz giftig ist und man im Umgang mit ihm Handschuhe tragen sollte, um möglichen Kontaktallergien vorzubeugen? Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzeln enthalten als Hauptwirkstoffe Isochinolinalkaloide, vor allem Protopin und Cularin. Diese können äußerlich beim Kontakt mit dem Pflanzensaft zu Hautreizungen, innerlich zu Erbrechen, Koliken und zu Atemlähmung führen. Da das Tränende Herz nicht als Heilpflanze genutzt und in der Regel nicht verzehrt wird, dürfte Letzteres kaum eintreten. Dennoch ist besonders bei Kindern und Haustieren, wie im Umgang mit allen giftigen Pflanzen, natürlich Vorsicht geboten.

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zuletzt bearbeitet am 12.IV.2017