13.April 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Robust und genügsam: Purpurglöckchen gedeihen auch mit wenig Pflege

Thomas Eßing

Den ganzen Winter über hat das Purpurglöckchen unsere Gärten und Balkone mit seinen dekorativen Blättern bereichert. Jetzt bringt es unzählige, filigrane Rispen mit kleinen glockenähnlichen Blüten hervor, die über seinen Horsten zu schweben scheinen. An guten Standorten zeigt es seine Blütenfülle bis in den Herbst hinein immer wieder aufs Neue und dient somit diversen Insekten als verlässliche Nektarquelle. Es verwundert folglich nicht, dass das Purpurglöckchen (Heuchera) im letzten Jahrzehnt immer beliebter geworden ist. Dieses große Interesse wird folgerichtig durch neue Züchtungen mit immer neuen Farben und Formen bedient.

Der Naturstandort

Die verschiedenen Heuchera-Arten haben ihren Naturstandort in Nordamerika. Hier besiedeln sie einerseits die feuchte Felsenküste der kalifornischen Kanalinseln, andererseits die extrem trockenen Canyons von Arizona. Weiterhin kommen sie in wechselfeuchten Uferbereichen von Fließgewässern vor. Dies erklärt die außergewöhnliche Robustheit und Genügsamkeit, welche diese Staude, die zur Familie der Steinbrechgewächse gehört, auszeichnet. In unseren Gärten können sie auch bei suboptimaler Pflege lange überleben und das Auge erfreuen.

Die bei uns bekannten Sorten basieren meist auf Heuchera x brizoides, welche eine Hybride der Arten H. sanguinea und H. americana ist. Hier sind es besonders die rotblättrigen Sorten, bei denen allein schon Form und Farbe der Laubblätter den eigentlichen Zierwert darstellen. Beispielhaft sei hier die Sorte „Obsidian“ genannt, die auf dunkelrotem Laub weiße Blüten als Kontrast hervorbringt. Aber auch grünblättrige Hybriden können mit einer Kombination aus Blatt und Blüte punkten. So zeichnet sich „Strawberry Swirl“ durch eine Fülle filigraner Rispen mit zartrosa Blüten auf grünem Blatt als besonderer Hingucker aus.

Trotz ihrer Robustheit danken es Purpurglöckchen mit schönem Blatt und reicher Blüte, wenn sie unter optimalen Bedingungen gehalten werden. Halbschattige Standorte mit humosem, feuchtem Boden bei möglichst hoher Luftfeuchtigkeit eignen sich besonders. Rotblättrige Sorten können vollsonnig gestellt werden. In Steingärten harmonieren sie gut mit Bergenie, Frauenmantel und kleineren Gräsern in Kombination mit Buchs. Alternativ zu dem mittlerweile häufig kränkelnden Bux sei Ilex crenata empfohlen. Heuchera kann man aber auch kleinräumig als Bodendecker verwenden, etwa als Alternative zu Storchenschnabel (Geranium).

Die Vermehrung

Die Vermehrung der Stauden gestaltet sich recht einfach. Die Horste der älteren Exemplare können mit dem Spaten im frühen Frühjahr in mehrere Teile gestochen werden. Die einzelnen Segmente pflanzt man dann in humosem Boden an anderer Stelle wieder aus. Will man eine Pflanze am alten Standort belassen, empfiehlt es sich, eine Bodenverbesserung mit Humus oder anderen organischen Erden durchzuführen. Bei jüngeren Stauden kann man im März/April etwa zehn Zentimeter lange Triebspitzen abschneiden und in geeignete Gefäße mit Pflanzerde stecken. Bis zur ausreichenden Bewurzelung sollten nur die oberen kleineren Blätter an den Trieben verbleiben. Für einige Wochen empfiehlt sich das Abdecken der Pflanzen mit weißer Folie, damit durch hohe Luftfeuchtigkeit ein Austrocknen der Pflanzen verhindert wird.

Die Fraßschäden

Sollten trotz der Robustheit einzelne Pflanzen in einem Bestand absterben, könnte es sich um Fraßschäden des Dickmaulrüsslers handeln. Seine Larven ernähren sich von den unterirdischen Sprossen oder Wurzeln der Stauden. Kommt man mit dem Entfernen betroffener Pflanzen nicht weiter, empfehlen sich biologische Präparate. Es handelt sich hierbei um Nematoden, die den Dickmaulrüssler schädigen. Will man die Purpurglöckchen von Frühjahr bis Herbst zu fortwährender Blütenbildung anregen, empfiehlt sich das regelmäßige Entfernen der verblühten Rispen. Besonderer Winterschutz ist nicht notwendig, da die Staude in unseren Breiten frosthart ist.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2017