23. Nov. 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Schwarzküel –- pikantes Gewürz und vielfältiges Heilmittel zugleich

Christina Paulson

So kennt man die kleinen blauschwarzen, dreikantigen Schwarzkümmel-Samen bei uns wohl am besten: als pikantes Gewürz auf türkischen Fladenbroten. Im Orient sind die Körnchen seit der Antike als Brotgewürz und als Heilmittel bei vielerlei Beschwerden beliebt. Die ägyptische Königin Nofretete soll mit dem kostbaren Öl ihre Haut gepflegt haben. Ägyptische Priester empfahlen es als Vitalitätsdroge und als Aphrodisiakum, kranke Pharaonen erhielten es von ihrem Leibarzt als Medizin und nach dem Tod als wertvolle Grabbeigabe für den Weg ins Jenseits.

Im Ägyptischen Museum in Kairo kann man eine mehr als 3000 Jahre alte Flasche mit Schwarzkümmelöl aus dem Grab des altägyptischen Königs Tutanchamuns bewundern. Und der Prophet Mohammed schrieb vor eineinhalb Jahrtausenden in seinem Buch Hadith: „Ägyptischer Schwarzkümmel heilt jede Krankheit – außer den Tod.“

Als alte Kulturpflanze ist Schwarzkümmel auch im Capitulare de villis Karls des Großen enthalten, wonach sie auf dessen Landgütern anzubauen war. Dass die schwarzen Samen des aus Westasien stammenden Hahnenfußgewächses im 20. Jahrhundert in Europa berühmt wurden, ist vor allem dem deutschen Immunologen Dr. Peter Schleicher zu verdanken. Baronesse, das erfolgreiche Dressurpferd seiner Tochter, litt in den 1990er Jahren plötzlich unter Asthmaanfällen. Wegen der gefürchteten Nebenwirkungen lehnte der Arzt die sonst übliche Cortisontherapie ab und suchte nach alternativen Heilmethoden. Er fand einen ägyptischen Tierarzt, der ihm empfahl, Schwarzkümmelkörner ins Futter der Araberstute zu mischen – seit Jahrhunderten eine bewährte Behandlungsmethode bei Atemwegsproblemen von Pferden im Orient. Daraufhin wurde „Haba el Baraka“, der „segensreiche Samen“, aus Kairo eingeflogen – und wirkte: nach einigen Tagen konnte die kranke Stute wieder aufatmen!

Als 1996 ein deutscher Regierungspolitiker mit Schwarzkümmelöl von seinen lebensbedrohlichen Asthmaanfällen geheilt wurde und diverse Medien öffentlichkeitswirksam darüber berichteten, gewann Schwarzkümmel auch bei uns zunehmend an Bedeutung und immer mehr begeisterte Anhänger.

Kultiviert wird der bläulich blühende „Echte Schwarzkümmel“, botanisch: Nigella sativa, heute vor allem in Ägypten und anderen orientalischen Ländern. Die Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) ist weder mit unserem Gewürz-Kümmel noch mit dem orientalischen Kreuzkümmel verwandt. Diese gehören zur Familie der Doldenblütler.

Die begehrten Samenkörner des Schwarzkümmels entwickeln sich in mohnähnlichen Kapseln. Ihr schwach bitterer und gleichzeitig scharfer, leicht pfeffriger Geschmack ist auf den Gehalt von 0,5 bis ein Prozent ätherischer Öle sowie des Bitterstoffs Nigellin zurückzuführen.

Hauptbestandteile des schwarzen Samens sind unter anderem 35 Prozent fettes Öl. Dieses ist gelblich, riecht und schmeckt stark aromatisch. Es enthält etwa 85 Prozent ungesättigte Fettsäuren. Diese sind lebensnotwendig und müssen dem Körper mit der Nahrung zugeführt werden. Sie steuern zahlreiche wichtige Stoffwechselfunktionen im Organismus, dienen als Bausteine zur Synthese körpereigener Hormone, wirken regulierend auf das Immunsystem und hemmen allergische sowie entzündliche Prozesse. Moderne Studien aus aller Welt bestätigen die heilsamen Wirkungen des Schwarzkümmels unter anderem bei Akne, Hautentzündungen, Neurodermitis und Schuppenflechte, Asthma. Das im Schwarzkümmelöl enthaltene ätherische Öl verhindert zudem Pilz- und Bakterienwachstum und wirkt antiparasitär.

In der Küche seiner Herkunftsländer werden die Samen des Schwarzkümmels eingesetzt, um die Verdauung zu fördern, das Aroma zu intensivieren und die Bekömmlichkeit zu steigern. In Indien ist Schwarzkümmel ein Bestandteil von Curry und anderen Gewürzmischungen. Eine amerikanische Untersuchung verglich mehr als 4000 Rezepte aus 93 traditionellen Kochbüchern rund um den Globus. Ergebnis: Je heißer das Klima, desto eher werden antimikrobiell wirksame Gewürze eingesetzt, zu denen Schwarzkümmel gehört.

 

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zuletzt bearbeitet am 1.I.2018