18. Jan. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit der richtigen Saatgutbehandlung im Sommer Erfolge ernten

Karl Josef Strank

Wer mit dem oftmals sehr eingeschränkten Angebot von Saatgut und dem bescheidenen auf wenige gängige Sorten eingedampften Angebot von Salat- und Gemüsepflanzen, die in Gartencentern angeboten werden, nicht zufrieden ist, zumal, wenn die gewünschten Pflanzen dann auch häufig nicht zur richtigen Zeit in den Regalen zu finden sind, bei dem wächst der Wunsch, die für den Garten benötigten Sorten selbst anzuziehen. Um den Wunsch dann in die Tat umzusetzen, braucht es einige Voraussetzungen, die allerdings sehr unterschiedlich sein können. Ein Frühbeet oder in der Treibvariante ein Mistbeet im Garten sind sehr von Nutzen. Ein kleines Gewächshaus – es gibt sie in verschiedenen Größen und Bauvarianten und zu durchaus erschwinglichen Preisen im Gartenhandel – leistet gute Dienste. Sehr gut eignet sich auch ein Wintergarten oder ein schönes lichtes Fenster im Haus. Möglichkeiten gibt es viele, zur Not reicht auch das Fensterbrett in der Küche.

Die Freiheit der Sortenwahl erfordert dann aber, dass man sich rechtzeitig im Winter mit der Auswahl der Sämereien beschäftigt. Im Laufe der Jahrhunderte sind durch die gezielte Auswahl über Generationen etliche Sorten entstanden, die natürlich geschmacklich variieren und, noch viel wichtiger, angepasst sind an unterschiedliche Böden und Klimabedingungen. Einige dieser Sorten sind inzwischen, weil sie nicht mehr angebaut und vermehrt wurden, auch wieder verloren gegangen. Da große Saatguthersteller an einer Vielfalt der Sorten nicht interessiert sind, haben sich Privatleute in Vereinen zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Vielfalt der lokalen Sorten zu erhalten. Zu nennen sind hier Vereine wie Arche Noah, Pro Specie Rara, Dreschflegel oder der VEN, Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzen. Diese bieten ihr Saatgut im Tausch oder in Katalogen an. Auch die Biogartenverbände ziehen ihr eigenes Saatgut an und bieten die Überschüsse an. Es lohnt also die Kataloge zu studieren und die eigene Auswahl zu treffen. Durch die Kultur in möglichst vielen Gärten mit unterschiedlichen Umweltbedingungen entsteht so wieder neue Vielfalt. Die Auslese nach Kriterien wie eine lange Ernteperiode, guter Geschmack, Angepasstheit an den Anbaustandort, Vitalität und Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge bewirken, dass durch traditionelle Züchtung wieder neue Sorten entstehen.

Es ist ratsam, sich einen Fahrplan für die Aussaaten zu machen und jetzt in den Wintermonaten die ersten Schalen anzusetzen, damit dann rechtzeitig im Frühjahr die Pflanzung ins Freiland erfolgen kann. Damit die Aussaaten gelingen, die Samen gut keimen und die jungen Pflänzchen kräftig gedeihen, gibt es viele Rezepte zum Beizen und Quellen des Saatgutes mit Auszügen aus Kräutern. Die kommerziellen Saatgutzüchter verwenden hierzu teils giftige Chemikalien. Ökologisch und altbewährt ist die Meerrettichbeize. Ein Kaltwasserauszug von 100 Gramm feingehackter Meerrettichwurzeln auf ein Liter lauwarmen Wassers über 24 Stunden hilft gegen die Umfallkrankheit junger Gemüse- und Blumensämlinge. Eine Knoblauchbeize wirkt gegen Pilzkrankheiten, aber zu beachten ist, dass Kohl, Erbsen, Bohnen und Lupinen den Knoblauch nicht vertragen. In diesen Fällen hilft eine Beizung mit Schachtelhalm. Die Beize wird hergestellt aus zehn Tropfen des Extrakts auf ein Liter abgekochten Wassers, das man mindestens zehn Minuten kräftig in eine Richtung rührt. Eine genauso zubereitete Beize aus Baldrianblütenextrakt fördert die Kopfbildung bei Blumenkohl und Brokkoli. Sie steigert den Fruchtansatz bei Tomaten und lässt Lauch, Zwiebeln, Gurken und Zucchini kräftig wachsen. Kamillentee, aufgebrüht und 24 Stunden stehen gelassen, eignet sich zum Vorquellen von Bohnen, Erbsen und Lupinen. Diese können maximal 24 Stunden darin verweilen. Magermilch ist als Saatbeize für Hülsenfrüchte und Gurken ebenso bewährt. Dieses alte Gärtnerwissen zur Saatgutbehandlung ist in den gängigen Biogartenbüchern zu finden. Es beruht auf Erfahrung und funktioniert. Wer Zeit und Lust hat, es auszuprobieren, wird Erfolge ernten.

 

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zuletzt bearbeitet am 28.III.2018