13. Dez. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Gewöhnliche Schafgarbe bringt sich in Erinnerung

Astrid von Reis

Es soll kälter werden, doch bislang zeigt sich der Spätherbst in weiten Teilen unserer Region von einer sehr milden Seite, welches zu einem bunten Potpourri im Garten führt. So fangen die Winterblüher wie Winterjasmin, Duftschneeball und Christrose an zu blühen und Sommerblumen wie Ringelblumen und sogar die zarte und frostempfindliche Kapuzinerkresse blühen noch. Und in Wiesen und an Weg- und Straßenrändern, Böschungen und Waldsäumen fällt vor allem eine Pflanze ins Auge: Die Gewöhnliche Schafgarbe. Ganz passend bringt sie sich mit ihren kleinen weißen Blüten in Erinnerung, obwohl ihre Hauptblütezeit zwischen Mai und Oktober liegt.

Plätzchen, Kuchen, Weihnachtsfeiern, dann das Weihnachtsfest und der Magen drückt, der Darm rebelliert? Da gibt es viele Heilung bringende Kräuter wie Fenchel, Anis, Kümmel und weitere Doldenblütler (Apiaceae), deren im Laufe des Jahres gesammelte und getrocknete Samen beispielsweise in Tee genossen dem Körper sehr wohltun. In anderen Pflanzenfamilien, so auch bei den Korbblütlern (Asteraceae) gibt es für Magen und Darm ebenfalls segensreiche Pflanzen. Und hier kommt nun die Gewöhnliche Schafgarbe oder botanisch Achillea millefolium, ins Spiel. Sie ist eine bedeutende Heilpflanze, die schon im Altertum Beachtung gefunden hat – nicht nur bei (kranken) Schafen, die dieses Kraut sehr schätzen. Dioskurides, Galen und viele andere berichten von der auch als Bauchwehpflanze, Allheilkraut, Blutstillkraut, Frauenkraut – dies sind nur einige von unzähligen Namen – bekannten Pflanze. Zunächst war sie als blutstillende und entzündungshemmende Pflanze bekannt, darauf weist der botanische Gattungsname Achillea hin. Achilleus, Held der griechischen Mythologie, soll nach der Schlacht von Troja Verletzungen von Soldaten im Feld mit diesem Kraut behandelt haben. Ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Sesquiterpene, aber auch schmerzhemmende Stoffe wie die Salicylsäure machen die Pflanze so wirkungsvoll. So lassen die Stoffe sie auch schleimlösend, adstringierend, entkrampfend und antibiotisch wirken. Garbe ist ein altes Wort für die Heilende. Auch die Kommision- (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) kommt heute mit einer positiven Bewertung zu diesem Schluß. Je nach Bereich kann die Schafgarbe als Kraut, Tinktur, Tee, Creme oder Umschlag genutzt werden. Bei Durchfall, Blähungen, Völlegefühl, Magenschleimhautentzündung, krampfartigen Beschwerden im Darmbereich, leichteren Gallenbeschwerden, in einem Sitzbad gegen Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden, Hämorrhoiden, chronischen Beckenschmerzen bei Frauen und zur unterstützenden Wundbehandlung kann sie angewendet werden.

Genutzt werden hauptsächlich die oberirdischen Teile der ausdauernden, krautigen Pflanze, die ursprünglich in Eurasien, Nord- und Mittelamerika wuchs und heute sehr weit verbreitet ist. Geerntet werden die Grundblätter, die wechselständigen Stängelblätter und die kantigen Stängel. Die Blätter sind mehrfach fein gefiedert und brachten ihr den botanischen Artnamen millefolium „tausend Blätter“ ein, im Hinblick auf die Heilwirkung bei Frauenleiden den Namen „Augenbraue der Venus“. Auch die Blüten mit ihren bräunlichen Röhren- und meist weißen Zungenblüten, die zu mehreren in Trugdolden angeordnet sind, werden gerne genutzt. Für einen Tee aus Schafgarbenkraut gegen Magenbeschwerden, Blähungen und leichte Verdauungsstörungen nimmt man zwei Teelöffel getrocknetes Kraut, brüht es mit rund 250 Milliliter kochendem Wasser auf und lässt dies zehn Minuten abgedeckt ziehen. Mehr als drei Tassen pro Tag beziehungsweise 4,5 Gramm sollten nicht zu sich genommen werden. Auch in vielen fertig zu kaufenden Magen-Darm-Tees ist die Schafgarbe fester Bestandteil. Die Pflanze ist sehr robust. Trockenheit wie in diesem Sommer, aber auch zu erwartender Frost kann sie vor allem durch ihr ausgeprägtes Wurzelwerk (Rhizom) mit langen Ausläufern gut überstehen. Schön für uns und unsere Erinnerung.

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zuletzt bearbeitet am 27.XII..2018