25. Juli 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Sanddorn, ein wehrhafter Vitaminlieferant

 Veronika Bernhardt

 

Die meisten von uns kennen Sanddorn, den pieksigen Strauch mit den leuchtenden orangefarbenen Beeren am ehesten von den Dünen der Nord- oder Ostseeküste, wo er auch Haffdorn, Seedorn und häufig Zitrone des Nordens genannt wird. Ursprünglich jedoch ist der Sanddorn in Nepal beheimatet. Durch eiszeitliche Verschiebungen kam es dann zu einer weiteren Verbreitung sowohl in Asien als auch in Europa.

Seit Jahrhunderten bei uns als Zierstrauch gezogen, galt der Sanddorn wegen seiner kräftigen Wurzeln vor allem als ideales Gehölz zur Befestigung von Dünen und Böschungen. Die Wurzeln reichen bis zu drei Meter tief in den Boden hinein und bis zu zwölf Meter weit. Er ist windbeständig und salztolerant.

Der hohe Vitamin-C-Gehalt der Früchte und das Vorkommen anderer Vitamine wurde erst während des Zweiten Weltkriegs entdeckt, und verhalf ihm zu erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Der farbintensive Saft wurde als Zusatz zu Milchgetränken und Tee verwendet. Tatsächlich weisen Sanddornbeeren einen ungewöhnlich hohen Gehalt an Vitamin C auf.

Sortenabhängig schwankt dieser zwischen 200 und 900 Milligramm pro 100 Gramm Frucht. Er übersteigt den durchschnittlichen Vitamin-C-Gehalt von Zitronen und Orangen (etwa 50 Milligramm) um ein Vielfaches. Weitere Inhaltsstoffe sind drei bis fünf Prozent Öl, ein sehr hoher Carotingehalt und alle B-Vitamine, die für viele Körperfunktionen notwendig sind.

Der Sanddorn ist ein sommergrüner Strauch, gehört zu den Ölweidengewächsen und wird bis zu sechs Meter hoch. Er liebt sonnige Standorte von der Ebene bis auf 5000 Meter Höhe in Asien. Er bevorzugt kalkhaltige Sand- und Kiesböden, ist in lichten Kiefernwäldern, trockenen Flussauen, an felsigen Hängen und sogar in der Steppe häufig anzutreffen. An Küsten siedelt er als Pionierpflanze, Kiesgruben und Straßenböschungen sind dagegen als sekundäre Standorte einzuordnen.

Die dünnen Zweige haben lange, spitze Dornen und schmale Blätter, die oberseitig graugrün sind und unterseits silbrig schimmern, wie die der Weide. Noch vor dem Laubaustrieb im März/April schiebt der Sanddorn kleine gelbe, eingeschlechtliche Blüten. Damit er Früchte ansetzt, müssen männliche und weibliche Pflanzen in unmittelbarer Nachbarschaft stehen.

Die Blütezeit dauert von März bis Ende Mai.

Schließlich entwickeln sich die typischen sechs bis acht Millimeter langen, ovalen, gelb-orangefarbenen bis korallenroten Beeren, die von August bis Dezember zahlreich und dicht gepackt an den Zweigen sitzen. Sanddorn findet heute in vielen Bereichen Verwendung, ist jedoch wegen schwieriger Erntebedingungen – er hat lange, scharfe Dornen, die Beeren platzen leicht – und der langen Wachstumsphase von sechs bis acht Jahren bis zur ersten Ernte ein relativ teurer Rohstoff.

Medizinisch werden die frischen Beeren und das Sanddornkernöl genutzt, wobei die Früchte zu Säften und Extrakten verarbeitet und vor allem bei Erkältungskrankheiten und fiebrigen Infekten gegeben werden.

Das fette Öl begünstigt die Wundheilung und wird in Osteuropa schon lange zur Behandlung von Strahlenschäden (Röntgenstrahlen oder Sonnenbrand) angewendet. In Mitteleuropa ist es inzwischen häufiger Bestandteil verschiedener Kosmetikprodukte und wird als Nahrungsergänzungsmittel verwendet.

Sanddornbeeren schmecken sehr herb. Sie werden roh kaum verzehrt, sondern zu Fruchtmus, Fruchtsaft, Sirup oder getrocknet zu Gewürz verarbeitet. Sanddorn ist als Nektar und als Zutat zu Mixgetränken und Cocktails erhältlich sowie als Obstwein und Likör (Fasanenbrause). Weil Fasane die Beeren liebend gerne fressen, wird er auch Fasanenbeere genannt. Traditionell werden die Beeren zur Aromatisierung von Kräuter- und Früchtetees verwendet, gerne auch als Konfitüre oder Fruchtaufstrich.

Sanddornholz wird als Brennholz genutzt, eignet sich aber auch zum Drechseln. Wegen des Quercetingehalts kann es zum Erzeugen von Gelb- und Brauntönen verwendet werden.

Vor allem in Ostdeutschland wird er inzwischen auf etwa 600 Hektar angebaut. In Frankreich liegen die Anbaugebiete in den südlichen und hohen Alpen. Mit über einer Million Hektar ist China heute der größte Sanddorn-Produzent.

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zuletzt bearbeitet am 10.VIII.2019