21. Nov. 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Einige Pflanzen sind wahre Vitamin C–-Bomben

 Karl Josef Strank

 

Wenn im Herbst das Wetter nass und kalt wird, laborieren viele mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Der Volksmund spricht von Erkältung und hat gleich noch eine Weisheit parat, denn er behauptet: eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage. Das hört sich nicht sehr dramatisch an und in der Regel überstehen wir einen solchen Infekt ohne Schwierigkeiten. Doch nichts ist schlechter als die Erkältung zu verschleppen. Das kann im schlimmsten Fall zu Herzkomplikationen führen.

Traditionell kommen in dieser Jahreszeit Orangen und Zitronen, die von August bis Oktober in Südeuropa geerntet werden, bei uns auf den Markt. Die Vitamin-C-reichen Früchte beugen im Winter gegen Erkältungen vor. Chemisch handelt es sich um Ascorbinsäure, eine wasserlösliche organische Säure, die physiologisch in unserem Körper als Vitamin C wirkt. Vitamine sind für den Stoffwechsel essentiell, denn sie werden selbst nicht hergestellt und müssen in ausreichender Menge mit der Nahrung von außen zugeführt werden. Vitamine werden an vielen Schlüsselstellen des Stoffwechsels benötigt. Mangel führt zu Krankheiten. Eine der schlimmsten Vitaminmangelerkrankungen war der Skorbut, dem in der Vergangenheit viele Seeleute zum Opfer gefallen sind. Frisches Obst und vor allem Zitrusfrüchte führen sehr schnell zu einer Linderung der Symptome und können den Skorbut heilen. Als ausreichende Tagesdosis empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung 100 Milligramm (mg) pro Tag für Erwachsene. Anzeichen für einen Mangel sind neben den typischen Skorbut-Symptomen wie Zahnfleischbluten und Zahnausfall, Hautveränderungen, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Müdigkeit, schwache Nerven und das häufige Auftreten von Erkältungen. Unser Körper ist auf eine stetige Zufuhr von Vitamin C angewiesen. Die Gefahr einer Überdosierung besteht nicht, denn überschüssiges Vitamin C wird über die Nieren ausgeschieden und kann schlimmstenfalls Durchfallbeschwerden zur Folge haben.

Der amerikanische Chemiker und Nobelpreisträger Linus Carl Pauling hielt Vitamin C fast für ein Allheilmittel und propagierte die Verwendung hoher Dosen – er selbst nahm 18 Gramm pro Tag – als Vorbeugung gegen Erkältungen und Krebs. Ironischerweise starb er 1994 im Alter von 93 Jahren an Prostatakrebs. Neuerliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Vitamin C zwar keinen Schutz vor Erkältungen und Krebs bietet, aber ausreichend Vitamin C stärkt das Immunsystem.

Als essentieller Bestandteil unserer Nahrung spielt Vitamin C eine wichtige Rolle und es lohnt zu wissen, in welchen Nahrungsmitteln er vorkommt. Sauerkraut, durch Milchsäuregärung konservierter Weiß- oder Spitzkohl, enthält 20 mg Vitamin C pro 100 Gramm, rettete vielen Seefahrern das Leben und gilt nicht nur im Elsass als Delikatesse. Ananas liegt gleich auf. Pfirsich bei 10 mg und Apfel bei 12 mg. Frischer Weißkohl hat 45 mg und Rotkohl liegt bei 50 mg. Das Scharbockskraut, Vitamin-C-reicher Frühjahrsblüher und traditionelles Antiskorbut-Kraut, kommt auf 35 mg. Die Apfelsine mit 50 mg und die Zitrone mit 53 mg liegen in der Größenordnung von Rotkohl. Dort schließen auch die Apfelbeere mit 10 bis 50 mg, die Erdbeere mit 50 bis 80 mg und Spinat mit 50 bis 90 mg an. Die Kiwi liegt bei 80 mg, die Vogelbeere bei 98 mg und Paprika bei 100 mg. Die Liste geht weiter mit Brokkoli 115 mg, Rosenkohl 90 bis 150 mg, Grünkohl 105 bis 150 mg, Petersilie 160 mg, Schwarze Johannisbeere 177 mg, Sanddornbeere 200 bis 800 mg und man staune: die Brennnessel mit 333 mg. An der Spitze der heimischen Vitamin C-Pflanzen steht die Hagebutte mit 1250 mg pro 100g Frischgewicht. Der Frischverzehr von Obst und Gemüse ist optimal. Dampfgaren und Dünsten ist dem Kochen vorzuziehen, denn das mindert den Vitamin-C-Gehalt doch sehr.

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zuletzt bearbeitet am 6.I.2020