13. Febr. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie sich die Beliebtheit der Banane auswirkt

 Astrid von Reis

Allüberall Bananen in den Auslagen von Gemüsegeschäften, Discountern, Supermärkten. Die ursprünglich aus Südostasien stammende Frucht ist ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Nahrung geworden. Egal zu welcher Jahreszeit, immer ist sie greifbar. Über die Biologie der Bananenpflanze (Musa x paradisiaca L.) und warum die einzelnen „Finger“ der Frucht biologisch betrachtet Beeren sind und sie krumm wachsen, konnten Sie vergangenes Jahr an dieser Stelle lesen. Heute geht es um ihre Beliebtheit, und wie sich dies global betrachtet auswirkt.

Die Banane ist unter den Früchten das wichtigste Welthandelsgut und rangiert bei den Handelsprodukten auf Platz vier hinter Weizen, Mais und Zucker. Die Beliebtheit der Banane ist so groß, dass 2018 in Deutschland jeder Bürger 16,3 Kilo davon kaufte und damit der Apfel mit 15,5 Kilo pro Kopf überholt wurde. Weltweit besteht seit Jahren eine Überproduktion an Obstbananen. Daher ist sie sogar preisgünstiger als der Apfel. Und dies, obwohl die unreif geerntete Frucht per Kühlschiff zu 91 Prozent von Süd- und Mittelamerika (vor allem aus Costa Rica, Ecuador, Honduras, Panama und Brasilien) nach Europa transportiert und per Kühltransporter zu Hallen in Deutschland gebracht wird. Dort wird der Reifeprozess durch Anheben der Temperatur und Begasung mit Ethylen beeinflusst wird. Der Blick auf den ökologischen Fußabdruck zeigt, dass jede Banane an Emissionen etwa 70 Gramm CO2- Äquivalent verursacht, ein regionaler Apfel nur 10 Gramm.

Um 1500 n. Chr. wurde die tropische Frucht in Mittel- und Südamerika eingeführt. Einhergehend mit dem Bau von Eisenbahnen und Streckenverbindungen zu großen Häfen begann hier im 19. Jahrhundert der Welthandel mit Bananen. Es war die Geburtszeit drei großer Konzerne, die bis heute den Bananenanbau, den Handel und die Politik beherrschen: Chiquita Brands Co., Dole und Del Monte.

Viel Wasser und Nährstoffe

Bei der Landgewinnung für die Plantagen ging man nicht zimperlich vor: Kleinbauern wurden von ihrem Land vertrieben, Regenwälder abgeholzt, in der bettelarmen Bevölkerung und unter Sklaven fand man billige Arbeitskräfte: Bananenmonokultur, so weit das Auge reicht.

Die Bananenpflanze benötigt viel Wasser und ist ein Nährstoffzehrer, sie muss kräftig gedüngt werden. Monokulturen sind optimal für die Verbreitung von Insekten, Pilzen, Bakterien und Viren, die sich schädlich auf die Pflanzen auswirken. Entsprechend werden diese mit regelmäßigen Fungizid-, Insektizid- und Herbizidspritzungen großflächig per Flugzeug bekämpft. Die durch den Pilz Fusarium oxysporum, Schlecht var. Cubense ausgelöste Welkekrankheit (Panamakrankheit) führte in den 1950er Jahren zu einem großen Einbruch, und die bis dahin genutzte Sorte „Gros Michel“ konnte nicht mehr angebaut werden. Von da an wurde auf die diesem Pilz gegenüber resistente Bananensorte „Giant Cavendish“ gesetzt. Doch auch diese muss gespritzt werden gegen die in den Tropen weit verbreiteten Blattfleckenkrankheiten, hervorgerufen durch die Pilze der Gattung Mycosphaerella (Gelbe und Schwarze Sigatoka).

Forscher und Genetiker sind derzeit fieberhaft dabei, eine neue resistente Bananensorte zu entwickeln, da es eine Frage der Zeit ist, ab wann diese Pilze gegen die eingesetzten Fungizide resistent werden. In den 1990er Jahren gerieten die Bedingungen für Mensch (Vergiftungen, soziale Missstände, Ausbeute etc.) und Natur (Rodung, Artenschwund, Verschmutzung von Boden, Grund- und Oberfächenwasser) in den Fokus. Hintergrund war auch, dass Bananen aus konventionellem Anbau selbst für die Konsumenten problematisch waren und sind: die Spritzmittel haften auf der Schale und dringen zum Teil in die Frucht ein.

Ein biologischer Anbau ist möglich. Fazit: Wird der Konsum dieser tropischen Frucht verringert und nur die fair und biologisch angebaute Banane gekauft, wird der eigene ökologische Fußabdruck kleiner und es bleiben nicht nur die Finger der Bananen sauber, sondern auch die eigenen.

 

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zuletzt bearbeitet am 27.III.2020