24. Sept. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Herbstkrokusse zaubern Farbe in den Garten

 Ruth Gestrich-Schmitz

Krokusse setzen im späten Winter und im zeitigen Frühjahr die ersten bunten Farbtupfer in Gärten und Parks. Krokusse, die im Herbst ihre Blüte entfalten, kennen nur Wenige. Am ehesten bekannt ist dabei der violett blühende Crocus sativus, der Safran. Vor allem im Iran, in Indien und in Südeuropa wird er zur Gewürzgewinnung angebaut. Aus einer Knolle wachsen im September/Oktober schmal-lineale Blätter und eine oder mehrere Blüten, die aus sechs röhrig verwachsenen Blütenhüllblättern bestehen, mit einem gelben Griffel, der sich am oberen Ende in drei bis sechs rote Narbenäste teilt. Aus letzteren gewinnt man das als Safran bezeichnete Gewürz, indem mit der Hand die Narbenäste aus den Blüten gezupft und danach getrocknet werden. Aus hunderttausend Blüten gewinnt man etwa ein Kilogramm Safran, die Weltjahresproduktion liegt bei ca. dreihundert Tonnen. Bei dieser Form der Ernte kann man sich gut vorstellen, warum Safran so teuer ist. In der persischen und indischen Küche ist er unverzichtbar, auch in Gerichten wie Paella, Bouillabaisse oder Risotto alla milanese darf er nicht fehlen. Safranblüten duften süß-aromatisch, der Geschmack ist bitter-herb-würzig, was auf die Inhaltsstoffe Picrocrocrin und Safranal zurückzuführen ist. Das im Safran enthaltene Crocin, ein gelb-rotes Carotinoid, dient seit alters her als Färbemittel für herrschaftliche Kleidung und für Lebensmittel. Wer kennt nicht das Lied „Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen, …, Safran macht den Kuchen gehl“, wobei der Safran eine von sieben Zutaten für das Gelingen eines guten Kuchens, den er gelb färbt, unbedingt nötig ist. In der Medizin spielt der Safran seit Jahrtausenden eine Rolle: Man schreibt ihm eine stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung zu, und er wird bei Menstruationsstörungen eingesetzt. Da Safran in höherer Dosierung giftig ist, fand er früher Verwendung als Abtreibungsmittel.

Crocus sativus ist wahrscheinlich eine Mutante des in Griechenland beheimateten Crocus cartwrightianus. Safran ist unfruchtbar und kann nur vegetativ durch Knollenteilung vermehrt werden.

Wie die Frühlingskrokusse gehören die Herbstkrokusse zur Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae) und zaubern von September bis November Farbe in den Garten. Sie bevorzugen sonnige oder halbschattige Standorte mit gut durchlässigem Boden. Der am weitesten verbreitete ist Crocus speciosus, Prachtkrokus genannt, mit hellvioletten, dunkel geaderten Blüten. Von diesem gibt es auch hellblau großblütige Sorten wie „Cassiope“ und „Artabir“ sowie eine weiß blühende Sorte „Albus“. Sie wachsen sieben bis fünfzehn Zentimeter hoch und blühen von Oktober bis November. Der in den Bergregionen im Balkan, in Griechenland und im Südwesten der Türkei beheimatete Crocus pulchellus, der Rosen-Herbst-Krokus, erfreut das Auge mit lavendelfarbenen Blüten. Die Sorte „Zephyr“ blüht perlweiß mit edler, graublau geaderter Zeichnung. Auf schütteren Wiesen, im lichten Schatten von Bäumen oder in Steingärten gepflanzt, verwildert Crocus pulchellus „Zephir“ mit der Zeit durch Versamung. Er ist eine späte Bienenweide und wurde wegen seiner nachhaltigen Gartenqualitäten mit einem Preis der Royal Horticultural Society ausgezeichnet. Vom hell-violett blühenden Crocus kotschyanus, dem Ring-Herbst-Krokus, gibt es auch Sorten in rosa, pink und weiß. Der zierliche Elfenbein-Herbst-Krokus (C.ochroleucus) verzaubert mit seinen cremeweißen Blüten. Wie er, eignen sich viele Arten zur Verwilderung auf Wiesen und im naturnahen Garten. Pflanzzeit für Herbstkrokusse ist von August bis September. Oft blühen sie dann schon im selben Herbst. Bienen und andere Insekten freuen sich über die leckere Mahlzeit in der immer blütenärmer werdenden Jahreszeit.

Hellviolette Herbstkrokusse können mit der sehr giftigen Herbstzeitlose, die zur gleichen Zeit blüht, verwechselt werden. Sie sieht manchen Herbstkrokussen sehr ähnlich, obwohl sie zu einer anderen Pflanzenfamilie, den Zeitlosengewächsen (Colchicaceae), gehört. Man muss schon genauer hinsehen, um sie zu unterscheiden: Die Blüten der Herbstzeitlose besitzen sechs Staubblätter, die der Krokusse nur drei.

 

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zuletzt bearbeitet am 24.X.2020