1. April 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Feldhase, oft verwechselt mit dem Wildkaninchen

 Astrid von Reis

Heute ist Gründonnerstag und der Feldhase hat bald seinen wichtigen Auftritt. Erwähnt wurde er als Osterhase erstmals im Jahr 1682 von G.F. von Franckenau in ‚De ovis paschalibus’, wo ihm das Bemalen, Verstecken, Verschenken und sogar die Produktion von bunten Eiern nachgesagt wird. Er hat sich gegen einige Konkurrenten durchgesetzt wie den Storch in Thüringen, den Fuchs in Westfalen oder den Kuckuck in der Schweiz. Es heißt in Ida Bohatta-Morpurgo’s bebildertem Büchlein ‚Fritz Osterhas & Sohn’: „Der Korb so schwer, das Herz so leicht, die Ohren freudig aufgestellt, den Schlips so flott, das Auge froh, zieht Osterhas in die Welt. Sogar der Wald im Sonnenschein, er freut sich mit und lacht. Es trägt ja selbst das Glück in sich, wer andre glücklich macht.“ Leider ist der Glücksbringer selber immer glückloser geworden.

Hiiiier, das Trillern einer Pfeife, wieder hiiiierher und dann sehe ich auch schon das „Gespann“: ein Hund und vorneweg ein gehetztes, graubraunes Tier mit vier rennenden Beinen, angelegten Ohren welches bald darauf in einem Erdbau verschwindet. Glück gehabt, kein heimischer Feldhase, der sich solche Schutzräume nicht schafft und bei Entdeckung viel Energie und Ausdauer zum Entrinnen und Ablenken von seinen Jungen benötigt. Er versucht, oft Haken schlagend, Verfolgern zu entkommen oder duckt sich in Mulden, den so genannten Sassen.

Der natürliche Instinkt des sich Duckens und Innehaltens ist oft auch das Problem bei Gefahren, die aus einer anderen Richtung kommen – der industriellen Landwirtschaft. Auch wenn sie weglaufen könnten – Hasenjunge sind Nestflüchter – verharren sie lange und werden häufig von Landmaschinen erfasst. Der beliebte und viel beschriebene Feldhase, Meister Lampe ist in Not. Wie viele Tiere der Feldfluren (Kiebitz, Feldlerche, Hamster) ist er sehr im Bestand zurückgegangen, er steht in der Roten Liste als bundesweit ‚gefährdet’.

Weitere Gründe sind der Verlust der Nahrungsvielfalt und der Lebensräume. Er liebt etwa Klee und Löwenzahn, doch die gedüngten Wiesen lassen nur noch Gräser zu. Da sind Monokulturen mit Pestizideinsatz, Ernte mit Landmaschinen, die weder Nahrung noch Deckung übrig lassen. Die natürlichen Feinde wie Greifvögel, Fuchs und Marder sind nichts gegenüber dem (jagenden) Menschen. Feldhasen bekommen zwischen März und Oktober zwei bis vier Mal zwei bis drei Junge. Erwähnenswert sind hier die Maßnahmen vereinzelter Landwirte, die vor dem Eggen, Pflügen oder Ernten mit beispielsweise Wärmebildkameras Sassen ausfindig machen (lassen) und diese bei der späteren Bearbeitung aussparen. Und die Anlage von Blühstreifen bieten zudem Lebensraum, Schutz und Nahrung.

Auch an Ostern hat der Hase oft Pech: Laufen ihm da die Kaninchen den Rang ab in Form von Kuscheltieren, auf Fotos oder gar gülden mit Glöckchen?

Feldhasen (Lepus europaeus) und Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus; aus diesen wurden die Hauskaninchen gezüchtet) sind grob verwandt, sie gehören in der Säugetierfamilie der Hasen (Leporidae) nur einer gemeinsamen Unterfamilie (Leporinae) an.

Das Fell der beiden Tierarten ist ähnlich, doch es gibt Merkmale, an denen sie gut zu unterscheiden sind. Auch wenn die Größenangaben je nach Geschlecht, Standort und Lebensalter variieren, sind die Ohren, ‚Löffel’ mit schwarzen Spitzen, bei den Hasen mit bis zu 13 cm Länge (stets länger als der Schädel) fast doppelt so lang, die Hinterbeine sind länger, die Körper sind größer und schwerer (mit bis zu 7 kg mehr als das Doppelte an Gewicht) und mit etwa 70 cm auch länger als beim Wildkaninchen. Die Oberseite ihres als ‚Blume’ bezeichneten Schwanzes ist schwarz. Wildkaninchen leben in Gruppen, die Jungen sind Nesthocker. Der Feldhase ist ein Einzelgänger, selbst die Jungen werden früh sich selbst überlassen und die Häsin kommt lediglich ein bis zwei Mal pro Tag zum Säugen.

Es lohnt, genau hinzuschauen und vielleicht ist es sogar ein „Osterhase – oder eine Osterhäsin“?

 

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zuletzt bearbeitet am 10.V.2021