17. März 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die weiße Blütenpracht der Sternmagnolie läutet den Frühling ein

 Ruth Gestrich-Schmitz

Die Rose wird als Königin der Blumen bezeichnet, die Magnolie nennt man zu Recht die Königin der Gehölze. Wenn in Kürze die Tulpenmagnolie vor dem Aachener Dom in ihrer rosafarbenen Pracht blüht, weiß man warum. Doch vor der Tulpenmagnolie (Magnolia × soulangeana) entfaltet im März bereits die Sternmagnolie ihre weißen Blüten und läutet damit den Frühling ein. Wenn das Wetter mitspielt, warme, sonnige Tage und nachts kein starker Frost, bleibt die Blütenpracht etwa zwei Wochen ein Genuss für Augen und Seele.

Die Sternmagnolie (Magnolia stellata) wächst als winterharter, sommergrüner Strauch und wird zwei bis drei Meter hoch. Mit ihrem dicht verzweigten, langsamen Wuchs eignet sie sich gut für kleinere Gärten und auch für die Pflanzung in großen Kübeln. Vor dem Austrieb der zehn bis fünfzehn Zentimeter langen und etwa fünf Zentimeter breiten Blätter entfalten sich aus den bereits im Herbst angelegten, mollig behaarten Knospen Blüten mit einem Durchmesser von zehn bis fünfzehn Zentimetern und bis zu vierzig Blütenblättern. Wie Sterne wirken die zahlreichen, duftenden Blüten. Damit die Blüten nach Spätfrösten nicht braun und unansehnlich werden, sollte die Sternmagnolie an einem geschützten Ort stehen. Sie bevorzugt einen sonnigen Standort mit einem humosen, neutralen bis schwach sauren Boden. Da Magnolien Flachwurzler sind, sollten sie nicht unterpflanzt werden. Sie mögen aber eine Mulchdecke aus Laub oder Rindenhumus, die für genügend Nährstoffe sorgt und im Winter die Wurzeln vor Frost schützt. In Kübel gepflanzte Sternmagnolien sollten, wenn sie im Freien stehen, zum Schutz der frostempfindlichen Wurzeln dick eingepackt werden.

Die Sternmagnolie wie auch andere Magnolienarten mögen keinen Rückschnitt. Bei einem Standort mit ausreichend Platz ist das auch nicht nötig. Sollte ein älteres Exemplar doch zu groß geworden sein, etwa wenn es an der Grenze zum Nachbargarten steht, wird empfohlen, ganze Äste zu entfernen, um Wassertriebe, an denen sich keine Blüten entwickeln, zu vermeiden.

Magnolien gelten als die Dinosaurier unter den Blütenpflanzen. Vor mehr als einhundertdreißig Millionen Jahren wuchsen sie bereits in prähistorischen Wäldern in unseren Breiten, bevor die eiszeitlichen Gletscher sie in wärmere Gegenden zurückdrängten. Die heute bekannten Magnolienarten sind in Ostasien, dem Himalaya und im Osten Nordamerikas verbreitet.

Schon vor mehr als tausend Jahren pflanzten buddhistische Mönche Magnolien als Symbol für Reinheit in ihre Tempelgärten. Der chinesische Kaiser verschenkte Magnolien als besondere Auszeichnung. In China gilt die Magnolie als Sinnbild weiblicher Schönheit. Die weißblühende, nach Zitrone duftende Yulan-Magnolie (Magnolia denudata) ist häufig auf chinesischem Porzellan, auf Bildern und Wandteppichen abgebildet.

Die Sternmagnolie stammt aus Japan. Dort wächst sie auf der Insel Honshu an sonnigen Hängen in feuchtem Gelände. Der Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold versuchte im 19.Jh. die Sternmagnolie aus Japan nach Europa zu bringen, scheiterte jedoch an japanischen Handelsbeschränkungen. Der amerikanische Arzt George Rogers Hall sandte 1862 die Sternmagnolie zur Baumschule Parson in New York. Damit begann ihre Verbreitung in der westlichen Welt. Die bekanntesten Sternmagnolien-Sorten sind „Waterlily“ und „Royal Star“ mit zunächst rosafarbenen Knospen, die im Aufblühen weiß werden, und „Rosea“ mit zartrosa Blütenblättern.

 

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zuletzt bearbeitet am 7.IV.2022