24. März 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ist auf die Bauernregeln beim Wetter noch Verlass?

 Karl Josef Strank

Weltweit häufen sich die Zeichen, dass das Wettergeschehen immer chaotischer und schneller wechselt. Auf Dürren folgen katastrophale Überflutungen und verheerende Stürme treten immer häufiger auf. Der Klimawandel ist in vollem Gang. Wie eh und je schauen Bauern und Gärtner mit Sorge auf das Wetter, denn für eine gute Ernte sind sie auf einen guten Witterungsverlauf angewiesen. Heute haben die modernen Möglichkeiten der Datenerhebung / -verarbeitung, die Satellitentechnik und die Erstellung und Berechnung komplexer Modelle die Vorhersagbarkeit des Wetters verbessert. Aus der genauen Beobachtung der Wetterphänomene und der generationenlangen Erfahrung sind die Bauernregeln zur Vorhersage des Wetters in knappen und klaren Merksätzen formuliert worden. Doch wie zuverlässig sind sie in Zeiten des Klimawandels? Die immer schon vorhandene Skepsis zur Zuverlässigkeit dieser Regeln drückt sich auch in folgenden Sätzen aus: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist!“ oder noch besser „Wer rät trocken oder nass, der trifft auch mitunter was!“ Eine Wahrscheinlichkeit von 50:50 hilft nicht, denn dann kann man auch weiterraten.

In Amerika wird am 2. Februar (Lichtmess) in Punxsutawney das Murmeltier Phil zur Wetterprognose aus dem Winterschlaf geweckt. Bei uns heißt die Regel: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, bleibt er vier Wochen noch im Loche.“ Wenn es also in der ersten Februarwoche sonniger als normal ist, wird es mit über 70% Wahrscheinlichkeit mehr Frosttage im Februar und März geben als üblich. Aufgrund der Erhaltungsneigung des Wetters bleibt für diesen Fall Hochdruckwetter mit Sonnenschein über ein paar Wochen erhalten, allerdings mit klaren Nächten und frostigen Temperaturen, die die schwache Februarsonne kaum aufheizen kann.

Der März ist der Frühlingsmonat, in dem die Feldarbeit beginnt und die Bodentemperaturen merklich steigen, der Winter aber noch nicht ganz aufgibt. Der Wunsch für die Witterungsentwicklung lautet: Der März soll kommen wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm. Zu Beginn des Monats sollen Frost und Kälte den Frühlingsanfang durchaus hinauszögern, denn dann können Spätfröste den Blüten nicht mehr so gefährlich werden. Ein milder Ausklang ist dann durchaus willkommen. Eine andere beruhigende Wetterweisheit für den März besagt auch: Fürchte nicht den Schnee im März, darunter wohnt ein warmes Herz. Über das wechselhafte, unbeständige und unberechenbare Wetter im April sagt der bekannte Spruch: „April, April, der macht was er will“ alles aus, was man zu diesem Monat wissen muss.

Sehr viel gefährlicher ist der Mai. Geradezu gefürchtet bei Gärtnern sind die Eisheiligen vom 12. bis 15. Mai: „Pankraz, Servaz, Bonifaz und die kalte Sophie – vorher lache nie!“ Häufig kommt es an diesen Tagen bei normalerweise warmem Wetter zu starken und rapiden Kälteeinbrüchen, Schneeschauern und Schneefall im Bergland und in den Alpen. Die Bodenfrostwahrscheinlichkeit in Deutschland an den Eisheiligen liegt bei etwa 30%, in ungünstigen Lagen auch bei bis zu 50 %. Empfindliche Kulturen wie Bohnen, Erbsen, Zucchini, Kürbisse, Gurken u.a. sollten daher tunlichst nach diesen Tagen erst ins Freiland verbracht werden.

Eine wichtige Rolle im Wettergeschehen spielt der Wind. Aus der Windrichtung und der Jahreszeit lässt sich lokal der Wetterverlauf recht gut abschätzen.

Nordwind bringt Hundewetter. Fast zu jeder Jahreszeit bringt er kalte, polare Luftmassen mit Regen- und Schneeschauern im Winter. An solchen Tagen treibt man nicht einmal einen Hund vor die Tür.

Südwind bringt Hagelwetter. Warme, feuchte Luft, die nach Norden geschoben wird, trifft auf kalte, was sich oft in Gewitterstürmen mit gefürchtetem Hagel entlädt.

Westwind bringt Krautwetter. Feuchtwarme Luft im Sommer lässt die Pflanzen explodieren.

Ostwind bringt Heuwetter. Trockenes und heißes Hochdruckwetter ist gut für die Mahd. Nichts ist schlimmer für einen Bauern als schimmelndes Gras.

In Anlehnung an einen bekannten Schlager der „Volksmusik“ kann von daher die Frage: Ja lebt denn die alte Bauernregel noch? guten Gewissens beantwortet werden: Ja, sie lebt noch!

 

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zuletzt bearbeitet am 7.IV.2022