7. Juli 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Wespenspinne – Eine attraktive Weberin

 Sophie Zimmermann

Mit ihrem schwarz-gelben Muster stellt die Wespenspinne (Argiope bruennichi) einen einprägsamen Vertreter ihrer Ordnung dar. Während die Spinnenart früher nur selten in NRW anzutreffen war, breitete sie sich ab der Hälfte des letzten Jahrhunderts über ganz Deutschland, Nord- und Mitteleuropa aus. Da die Spinnengattung Argiope, zu der die Wespenspinne gehört, in den warmen Gebieten der Kontinente heimisch ist, wird vermutlich das wärmer werdende Klima für die Verbreitung verantwortlich sein.

Die Weibchen der Wespenspinne weisen das namensgebende Muster aus gelben und schwarzen Linien auf ihrem Hinterleib auf. Sie können eine Körperlänge von 25 mm erlangen und sind für erfahrene Sucher leicht im hohen Gras zu entdecken. Die Männchen der Spinnenart werden dagegen nur 5 bis 6 mm groß und sind mit ihrer hellbraunen Körperfarbe vergleichsweise unscheinbar. Diese unterschiedlichen morphologischen Merkmale zwischen den Geschlechtern nennt man Geschlechts- oder Sexualdimorphismus. Die Dominanz des Weibchens zeigt sich nicht nur in ihrer körperlichen Überlegenheit, sondern auch darin, dass sie das Männchen nach der Paarung einspinnt und verzehrt. Die Paarung findet Ende Juli bis Anfang August statt, weshalb nach dieser Zeit hauptsächlich Weibchen der Spinnenart im Gelände zu finden sind.

Wespenspinnen bevorzugen sonnige, offene Standorte mit hoher bis halbhoher Pflanzendecke. Dort bauen sie die für die Familie der Radnetzspinnen, zu denen auch die bekannte Kreuzspinne gehört, typischen Netze. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sind jedoch eingewebte Zickzackbänder (Stabilimente) ober- und unterhalb der Netzmitte (Nabe). Die Spinne projiziert dadurch ihr Körpermuster aus Tarnungszwecke auf das Netz, in dem sie ihr Leben lang wohnt. Ihren zentralen Standort in der Nabe verlässt die Spinne nur zum Beutefang, bei massiver Störung oder zur Eiablage.

Das Weibchen baut für ihren Nachwuchs einen aufwändigen Kokon und hängt diesen in die umliegende Vegetation. Ein bis zwei Tage verweilt die Mutter bei dem mit 200 bis 300 Eiern gefüllten Kokon, bevor sie zu ihrem Netz zurückkehrt. Ein Wespenspinnenweibchen füllt bis Anfang Oktober sechs bis sieben Kokons. Zu diesem Zeitpunkt erlischt ihre Fortpflanzungskraft und kurze Zeit später ihr Leben. Die Jungspinnen schlüpfen nach vier Wochen und überwintern in dem mit einer Watteschicht ausgekleideten Kokon, bis es wieder warm ist. Währenddessen ernähren sich die Jungtiere vom Eidotter. Ende Mai springt die pergamentartige Hülle des Kokons auf und die kleinen Spinnen klettern bei sonnigem Wetter hinaus. Mit einem selbstgesponnenen Flugfaden lassen sie sich von aufsteigenden Winden durch die Lüfte gleiten. Nach der Landung an einem günstigen Platz wird ein Netz gesponnen und der Zyklus beginnt von vorne.


Beute der Spinne sind verschiedene Insekten, die auf Wiesen vorkommen. Vor allem Heuschrecken verfangen sich häufig in den schön gewebten Netzen. Verfängt sich ein Insekt im Netz, eilt die Spinne zum Ort der Erschütterung. Mit einen breiten Seidenband wird das Opfer umhüllt und mit den Giftklauen der Spinne gebissen. An einem kräftigen Faden unterhalb der Nabe wird die Beute als Nahrungsvorrat aufgehängt. Menschliche Haut kann die Wespenspinne mit ihren Giftklauen nicht durchdringen, weshalb keine Gefahr von ihr ausgeht.

Neben dem Beutefang dient das Spinnennetz auch der Kommunikation. Bei massiven Störungen verleiht die Spinne ihrer Erregung dadurch Ausdruck, dass sie das Netz in starke Schwingungen versetzt. Außerdem rütteln paarungsbereite Männchen auf charakteristische Weise an den Netzfäden, um die Aufmerksamkeit des Weibchens zu erlangen.

Neben dem wärmeren Klima wird die Verbreitung der Spinnenart auch durch den menschlichen Einfluss begünstigt. Wiesenstücke entlang von Bahngleisen und Bahndämmen sind beispielsweise hervorragende Wärmeinseln und unterstützen die Ausbreitung.

 

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zuletzt bearbeitet am 1.VIII.2022