29 Sept. 2022

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Bambus – ein Rohstoff für die Zukunft?

 Richard Zimmermann

Dem Sprichwort „Gras beim Wachsen zuzuhören“ gibt Bambus eine ganz neue Bedeutung. Denn wer einen Tag entspannen möchte, der kann einfach mal Bambus beim Wachsen zusehen. Bestimmt lässt sich bei ganz genauem Hinhören auch der ein oder andere Ton einfangen, allerdings ist das Besondere das Längenwachstum und nicht die Geräusche. Je nach Art und Standort wurde beobachtet, dass das tropische Riesengras mehr als 90 Zentimeter pro Tag wachsen kann. In zwei Tagen also ungefähr so groß wie ein ausgewachsener Mensch. Damit ist diese Pflanze die mit Abstand am schnellsten wachsende Pflanze.

Viele halten Bambus aufgrund des verholzten Halmes und der Wuchshöhe für Bäume, also Holzgewächse, allerdings gehört Bambus botanisch gesehen richtigerweise zu den Gräsern, genauer Süßgräsern. Dies äußert sich in nahezu allen vegetativen Merkmalen wie beispielsweise eines Halms anstelle eines Stammes oder anhand Rhizome anstelle der sonst üblichen Wurzeln. Der Bambus wird allerdings nicht nur als Baum verwechselt, sondern auch in anderen Pflanzen gesehen. In einigen Möbelhäusern, Bau- oder Gartenmärkten werden Stecklinge des Drachenbaums, auch als „Glücksbambus“ bezeichnet verkauft. Dieser Pflanze wird fälschlicherweise als Bambus bezeichnet, wobei es sich hierbei um den zuvor erwähnten Drachenbaum handelt, der wiederum aus der Familie der Spargelgewächse stammt.

Das verholzte Riesengras ist fast auf jedem Kontinent zu finden und dort heimisch. Außer in Europa schien es sich bisher nicht sehr wohlzufühlen, was vor allem an den kälteren Temperaturen liegt. Mittlerweile gibt es allerdings viele frostharte Sorten, die sich dann auch im eigenen Garten heimisch fühlen. Allerdings ist der Wuchs entsprechend vermindert, da die extrem schnell wachsenden und bis zu 40 Meter hohen Bambusarten nur in den tropischen Breiten vorherrschen. Allerdings wächst Bambus auch noch in Höhen von 4000 Metern unterhalb der Schneegrenze, woher eben diese winterharten Sorten stammen. Bambus lässt sich von circa 1500 Arten in unterschiedliche Kategorien einteilen, wobei einige eher baumartig, andere strauchartig oder weitere wie Bodendecker wachsen. Entsprechend verholzen nicht alle Arten und einige breiten sich nicht ungehindert aus, wie es doch so oft von Bambus erwartet wird, weshalb grundsätzlich Rhizomsperren vorgeschlagen werden.

Die vielen baumähnlichen Merkmale einiger Bambusarten sprechen mehr für typische Holzgewächse als für Gräser und genau darin liegt der große Vorteil von Bambus für die Fertigung von Gegenständen, Möbeln oder in der Bauindustrie. So wird das Riesengras aufgrund seiner besonderen Festigkeit, aber dennoch hohen Elastizität für alle möglichen Anwendungen bevorzugt in asiatischen Ländern eingesetzt. Auch vor Bauwerken macht Bambus keinen Halt. Besonders hier wird er oft als Zukunftsrohstoff angepriesen, wobei wie bei so vielen Pflanzen und Tieren üblich, die Haltung und der unsaubere und wenig umweltfreundliche Umgang oder Anbau kritisiert wird. Ebenso spielen die langen Transportwege eine größere Rolle. Können diese Probleme gelöst werden, dann könnte der Bambus der neue Baustoff in Europa oder anderen Ländern der Welt werden. Die Belastbarkeit von Bambus ist enorm und übersteigt übliche Bauhölzer wie Fichte und Kiefer bei Weitem und erreicht in einigen Eigenschaften sogar bessere Werte als Eichenholz. Und das, obwohl Bambus bereits nach 4 Jahren hiebsreif ist, wohingegen Bäume wie beispielsweise die Fichte nach ungefähr 80, Eiche nach ungefähr 180 und der Baum mit der kürzesten Umtriebszeit, die Pappel selbst erst nach circa 30 Jahren hiebsreif ist. Hinzu kommt die besondere Eigenschaft von Bambus, dass dieses schwerer entflammbar als übliche Hölzer ist. Aber auch in der Nahrungsmittelindustrie wird das Riesengras eingesetzt. So werden einigen Produkten Bambusfasern oder Pulver zugesetzt, allerdings ist der Gebrauch umstritten. Genauso sind Bambussprossen bekannt.

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 5.X.2022